Wir wissen auch, dass es ein wichtiger Punkt übrigens aus den Reihen der Wirtschaft ist. Das ist also nicht so, dass man da irgendwie die Wirtschaft gegen die Bildung ausspielen und sagen kann, na ja, das Geld würden wir lieber für etwas anderes ausgeben. Nein, das ist überhaupt nicht der Fall. Die Wirtschaftsverbände, alle Unternehmer haben als Hauptpunkt immer wieder die Fachkräftesicherung und das Niveau, die Niveausicherung der Schulabsolventen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das heißt, wenn es uns darum geht, die Zukunft des Landes positiv zu gestalten, dann führt kein Weg an den Schulen vorbei. – Danke.
Herr Abgeordneter, eine Frage: Haben Sie bereits die Überweisung beantragt oder war das nur so eine Bemerkung?
(Torsten Renz, CDU: Das kann er ja nachher noch machen. – Bernhard Wildt, BMV: Ich bin noch mal dran, ich komme noch mal her und dann mache ich das offiziell.)
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Um das Wort gebeten hat zunächst die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Frau Hesse, Sie haben das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte nur noch mal ganz kurz zurückkommen auf unsere Debatte, die wir heute Morgen geführt haben. Ich möchte noch einmal festhalten, dass gemessen an der bundesweiten Situation und in dem sich verschärfenden Wettbewerb um Lehrerinnen und Lehrer wir hier in MecklenburgVorpommern wirklich vergleichsweise glimpflich und
zufriedenstellend mit dem Schuljahr beginnen konnten. Und ich sagte es ja auch: Ich hätte es auch besser gefunden, wir hätten voll ausgebildete Pädagogen für alle Stellen gewinnen können und einen großen Pool haben können, aus dem wir schöpfen können, aber das ist aufgrund der sich verschärfenden Situation natürlich schwer möglich.
Ich freue mich aber, dass die Fraktion der BMV hier durch den Fraktionsvorsitzenden die sogenannten Seiteneinsteiger nicht per se verteufelt, sondern auch ihr Potenzial sieht. Ich glaube, eine solch konstruktive Herangehensweise brauchen wir auch, denn eines ist doch sicherlich klar, und das ist unser gemeinsames Ziel: Wir müssen die Unterrichtsversorgung absichern. Da werden wir einen Mix brauchen aus ausgebildeten Lehrkräften und Seiteneinsteigern, die wir selbstverständlich gut qualifizieren müssen. Da liegen wir auch eng beieinander.
Ich würde gerne noch mal kurz darauf eingehen, wie wir derzeit die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger – Entschuldigung, meine Stimme ist etwas angeschlagen –, wie wir die derzeit qualifizieren, weil ich glaube, das gehört zu einem differenzierten Bild dazu, und komme dann noch mal dazu, dass man sich vielleicht auch öffnen kann für andere Vorschläge bezogen auf die Qualifizierung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger.
Es ist so, dass wir jetzt neu haben diesen eingeführten Kompaktkurs für die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Es ist eben kein kleiner Crashkurs, sondern es ist der vorbereitende Kurs auf das, was dann entsprechend auch in der berufsbegleitenden Qualifizierung folgt, nämlich der dreiwöchige Kompaktkurs gibt das erste Rüstzeug, um letztendlich im Schuljahr bestehen zu können. Das ist neu und ich finde es auch richtig, dass wir diesen Kompaktkurs eingeführt haben, weil damit werden die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nicht sofort auf die Schülerinnen und Schüler losgelassen, sondern sie haben die Möglichkeit, sich über gewisse grundlegende Dinge in diesem Kompaktkurs dann zu qualifizieren. Ich bin auch gerne bereit, das noch mal allen zur Verfügung zu stellen, was in diesen drei Wochen alles zu absolvieren ist.
Selbstverständlich schließt sich dann – und das ist auch zu Recht angesprochen worden, dass natürlich die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger eines nicht haben, nämlich die pädagogische Qualifizierung, deswegen müssen wir selbstverständlich eine vernünftige berufsbegleitende Qualifizierung machen, um das auch aufzufangen. Was mir aber wichtig ist, ist, dass es in der Regel keine total artfremden Menschen sind, was manchmal in der Presse so auch gezeigt wird, sondern es sind Menschen, die zum Großteil ein Hochschulstudium haben und natürlich auch schon bezogen auf ihr Fach gewisse Vorbildungen haben. Es fehlt einfach die Pädagogik.
Insofern haben wir hier in Mecklenburg-Vorpommern uns eben für Folgendes entschieden: den Kompaktkurs und dann die berufsbegleitende pädagogische Qualifizierung, ich kürze es mal kurz ab, weil es nachher öfter kommt, die PQ. Insofern haben wir es so, dass im Verlauf des Schuljahres sich weitere Module anschließen, in denen etwa schulart- und fachübergreifende Theorie und Praxis des Lehrerberufes vermittelt werden, themenbezogene Erfahrungsaustausche auf regionaler Ebene stattfinden und Kollegen des IQ M-V den Unterricht der neuen Leh
rer besuchen. Am Ende der einjährigen Qualifizierung steht ein abschließender Unterrichtsbesuch mit Auswertungsgespräch, Eignungsfeststellung und Prognose an. Schlagen sich die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger bei diesem sogenannten Kolloquium erfolgreich, erhalten sie das Zertifikat mit der Unterrichtserlaubnis für Mecklenburg-Vorpommern.
Sie sehen also, wir lassen diejenigen, die neu sind im Lehrerberuf, keineswegs allein, auch nicht nach drei Wochen, und damit auch nicht die Schülerinnen und Schüler, die Schulleitungen und die Kollegien.
Und auch nach der GPQ geben wir keine Ruhe. Wer sie erfolgreich abgeschlossen hat, hat sich einerseits die Möglichkeit einer unbefristeten Weiterbeschäftigung erarbeitet. Eine solche wiederum verpflichtet ihn dazu, an der modularisierten Qualifikationsreihe (kurz: MQR) teilzunehmen, die mit einer Prüfung endet. Diese MQR dauert in der Regel drei Jahre und dient dazu, dass die ungesattelten Lehrkräfte ihre pädagogischen und didaktischen Kenntnisse vertiefen und erweitern. Ist sie geschafft und haben die Kolleginnen und Kollegen darüber hinaus den Mindestbeschäftigungszeitraum von fünf, sieben oder zehn Jahren an einer Schule unterrichtet, erfüllen sie nun die Voraussetzungen, um eine Lehrbefähigung zu erhalten. Das heißt, wir qualifizieren diejenigen, die wir brauchen, mitnichten nur in einem Crashverfahren, sondern arbeiten mit ihnen daran, dass sie von einer Lehrkraft ohne zu einer Lehrkraft mit Lehrbefähigung werden.
Eine so umfassende Qualifizierung ist ja übrigens nicht nur eine Leistung der Qualifizierenden, sondern auch – und das möchte ich an dieser Stelle betonen – derer, die sie absolvieren. Und das ist auch das, was wir heute Morgen debattiert haben. Ich habe größten Respekt vor den Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern, die sich auf diesen Weg machen.
Denn ich glaube, das sollte auch unstrittig zwischen uns sein: Mit dem beruflichen Hintergrund, den diese Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger haben, auch mit ihrem Praxisbezug, ihren Erfahrungen außerhalb von Schule, können sie für Schule eine echte Bereicherung sein.
Meine Damen und Herren, auch deshalb ist es aus meiner Sicht der richtige Weg, den Schul- und Unterrichtsalltag mit der Qualifizierung so eng zu verknüpfen, wie wir es tun. Ich halte es für fragwürdig, wie es der Antrag der LINKEN jetzt fordert, einen 18-monatigen Vorbereitungsdienst anzuknüpfen, weil ich glaube, dann wird es schwer sein, Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger noch zu gewinnen, denn der Weg ist auch jetzt schon ambitioniert, und ich möchte gerade diejenigen, die ein Hochschulstudium haben, nicht demotivieren.
Insofern finde ich den Gedanken von Herrn Wildt gar nicht unsachlich, zu sagen, lassen Sie uns doch jetzt mal angucken, wie dieses neue Verfahren wirkt mit dem Kompaktkurs, mit der Qualifizierung. Dann kann man nach einer gewissen Zeit auch noch mal einen Cut ma
chen. Wir können auch gerne uns noch anschauen, wie machen es andere Bundesländer, um zu gucken, dass unsere Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger das bestmöglichste Rüstzeug an die Hand bekommen, um fit zu sein für unsere Schülerinnen und Schüler. Ich halte nichts davon, sie zu gängeln, sondern mit ihnen diesen Weg zu gehen. – Vielen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Wertes Präsidium! Liebe Abgeordnete! Werte Gäste! Leiwe Mäkelborger un Vörpommern! Fast ein Drittel der zum jetzigen Schuljahr neu eingestellten Lehrer sind Seiteneinsteiger, das haben wir heute schon dreimal gehört.
Ausgebildete Pädagogen stehen leider nach wie vor nicht genügend zur Verfügung. Lehrermangel herrscht in Deutschland und er wird sich wahrscheinlich noch weiter verschärfen nach allen bekannten Prognosen. So müssen wir davon ausgehen, dass aus dieser Notlösung eine Notwendigkeit wird, Seiteneinsteiger einzustellen.
Viele Lehramtsstudenten, Referendare und Lehrer klagen darüber, dass ihre pädagogische Ausbildung nicht den nötigen Praxisbezug hatte. Daher beinhaltet der Antrag der BMV eine Forderung nach umfangreicher Grundqualifizierung und mehr Praxisbezug. Insofern können wir Ihnen zumindest folgen, aber wir halten ihn insgesamt für noch nicht reif, hier ausdiskutiert zu werden.
(Peter Ritter, DIE LINKE: Kann mal jemand das Mikro lauter machen? – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Leise!)
Sofern allerdings noch ein Antrag kommt, ihn in die Ausschüsse zu überweisen, ist er durchaus diskussionswürdig.
bietet aber genügend Diskussionsspielraum, um das möglicherweise im Ausschuss zu besprechen. Auch liegt dem Ausschuss schon ein Antrag auf Anhörung der Schulleitervereinigung und weiterer Lehrerverbände zum Thema Seiteneinsteiger vor. Also es würde alles zusam
menpassen. Die hier vorliegenden Erfahrungen sollten sinnvollerweise gebündelt werden und zu Handlungsempfehlungen führen.
und von mancher Seite wird teils heftige Kritik geübt und die Unterrichtsqualität als bedroht angesehen. Andere wiederum verweisen auf gute und sehr gute Erfahrungen mit Seiteneinsteigern. Also sind Pauschalurteile hier fehl am Platz. Und aufgrund der unterschiedlichen Erwerbsbiografien, die die Seiteneinsteiger mitbringen, können sie auch bereichernde Aspekte miteinbringen, Frau Ministerin. Also ich sehe das nicht nur …
(Torsten Renz, CDU: Sehr gut! – Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist ja auch ein Ding! Wer hätte das gedacht?!)
Ich sehe es durchaus als gegeben an, dass hier eine Bereicherung in die Lehrerkollegien auch von anderer Seite erfolgen kann.
Eine erhebliche Zahl der Seiteneinsteiger gibt auch wegen der Disziplinprobleme an den Schulen wieder auf. Hier würde der vorliegende Antrag mit der dreimonatigen Grundqualifizierung wichtige Hilfe bieten, denn insgesamt würde eine solche Grundqualifizierung den Seiteneinsteigern größere Sicherheit im Umgang mit den Schülern geben, sodass sie als vollwertige Lehrer auch schnell anerkannt werden würden.
Sie wird auch den Eltern berechtigte Sorgen nehmen, ihre Kinder würden nicht professionell beschult möglicherweise, und sie würde vor allen Dingen auch der Zukunft unserer Kinder dienen.
Für die Seiteneinsteiger dieses Schuljahres gibt es nur eine dreiwöchige Schnellbesohlung. Das ist unseres Erachtens deutlich zu kurz gegriffen,