(Peter Ritter, DIE LINKE: Wir haben ja kein Problem. Solange Sie nicht einschlafen, Herr Professor, ist alles in Ordnung. Wir sind topfit.)
Ein Landwirt mit schlanken 80 Kilogramm müsste nach den jetzt vor einer Weile genannten Zahlen gezielt 80 bis 100 Milliliter Glyphosat trinken, um daran zu sterben. Am gefährlichsten dürften dabei allerdings die Zusatzstoffe im Produkt sein, nicht das reine Glyphosat selbst. Dennoch, unabhängig von den verschiedenen Aussagen der nunmehr über 1.000 Studien zum Thema Glyphosat sollten wir auch weiterhin ein hohes Maß an Anwender- und Verbraucherschutz gewährleisten.
Und hier kommen wir dann noch mal zum Vorsorgeprinzip des Staates zurück. Deutschland stellt hohe Anforderungen an die Landwirte, um eben das Risiko – nicht die Gefahr –, um das Risiko der Gesundheitsschädigung zu minimieren oder gar zu eliminieren. In kaum einem anderen Land sind die Landwirte so gut ausgebildet wie hier. Unsere Landwirte verwenden hochpräzise Technik, unter anderem mit abdriftmindernden Sprühdosen, um einen Eintrag in die Natur jenseits der Zielflächen zu verhindern. Alle drei Jahre werden verpflichtende Sachkundeschulungen durchgeführt, wir haben umfassende Kontrollmechanismen, die kaum einen Verstoß gegen die restriktiven Anwendungsvorschriften zulassen.
Warum nun aber ausgerechnet der Kampf gegen Glyphosat? Es gibt eine breite Palette an chemischen Pflanzenschutzmitteln. Sie bekämpfen Schädlinge, halten Unkräuter in Schach und beugen Pilzinfektionen vor. Sie sind neben der künstlichen Düngung Grundlage für die hohen Erträge der modernen Landwirtschaft und somit Grundlage für die Ernährung der Bevölkerung. Viele dieser Mittel wurden jedoch in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgrund ihrer hohen Toxizität für Lebewesen, insbesondere bestäubende Insekten, vom Markt
genommen. Glyphosat dürfte wahrscheinlich vergleichsweise eines der harmloseren Mittel sein, welches auf unseren Äckern zur Anwendung kommt, und trotzdem scheint es deutschlandweit den Hass der gesamten grünen Lobby und aller aufgehetzten Bedenkenträger auf sich zu ziehen.
Ich wage mal einen Erklärungsversuch: Die GRÜNEN haben auf ihrem Bundesparteitag im Herbst 2014 den Kampf für die Agrarwende ausgerufen. Ziel ist die vollständige Ökologisierung der Landwirtschaft. Kurz darauf begann die groß angelegte Kampagne gegen Glyphosat auch hierzulande, nicht zuletzt flankiert durch die Bewertungen der Krebsforschungsagentur. Glyphosat ist quasi der Staatsfeind Nummer eins, und wenn man die mediale Berichterstattung verfolgt, werden im gleichen Atemzug weitere Feindbilder konstruiert: Monsanto, USA, Totalherbizid. Das ließ und lässt sich gut und einfach verkaufen. Der Kampf gegen Glyphosat ist also nur der Anfang.
Man mag den Monsanto-Konzern aufgrund seiner – und das muss man tatsächlich auch sagen – Schweinereien und Profitgier, insbesondere auf dem südamerikanischen Kontinent, durchaus zu Recht verurteilen. Zur Frage der Schädlichkeit von Glyphosat tut das aber nichts zur Sache. Dabei sei ein wichtiger Fakt erwähnt: Das Patent für Glyphosat lief im Jahr 2000 aus. Seitdem gibt es eine fast unüberschaubare Fülle an Nachbauprodukten, insbesondere aus China. Die Preise sind entsprechend in den Keller gefallen, der Markt ist zunehmend umkämpfter und die Gewinnmargen schrumpfen. Die Zeit des Goldrausches ist eigentlich vorbei.
(Jochen Schulte, SPD: Können Sie das eigentlich noch mal wiederholen? Ich konnte eben gerade nicht folgen. – allgemeine Heiterkeit)
(allgemeine Unruhe – Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Machen Sie doch!)
Meine Damen und Herren, seit vielen Jahren steigt in Deutschland das Bewusstsein für die Gesundheit an. Der Biosektor boomt, alternative Heilmethoden sind immer mehr gefragt und somit gerät auch zunehmend das Althergebrachte in die Kritik. Die Schulmedizin sei von der Pharmalobby gesteuert, die Automobilbranche von der Ölindustrie und die Landwirtschaft natürlich von den Chemiekonzernen. Nun muss und sollte man nicht völlig panisch alles über Bord werfen und das Fähnchen beliebig in den Wind halten, aber dennoch ist ein kritischer Blick nie verkehrt. Und so müssen und sollten wir auch unsere Art der Lebensmittelerzeugung überdenken, allerdings stets konstruktiv und nicht destruktiv.
Welche Alternativen stehen denn aktuell zur Verfügung, um die Landwirtschaft ohne Glyphosat zu betreiben? Zum einen würde natürlich das Ausweichen auf andere Herbizide erfolgen. Diese wären weniger schlagkräftig, man müsste sie also häufiger und mehr davon anwenden. Auch die Intensität der mechanischen Bodenbearbeitung müsste gesteigert werden, mit der Folge einer erhöhten Korrosion, Erosion, Entschuldigung, Bodenverdichtung und natürlich einem erhöhten Treibstoffverbrauch. Von den ökonomischen Nachteilen will ich hier gar nicht weiter sprechen.
Und wer nun eine völlige Hinwendung der deutschen Landwirtschaft zum rein ökologischen Landbau fordert, dem sei gesagt, die Erträge im Ackerbau liegen dort nur bei 50 bis 60 Prozent der konventionellen Bewirtschaftung und alle paar Jahre besteht die Gefahr eines witterungs- oder krankheitsbedingten Totalausfalls. Es müssten somit deutlich mehr Lebensmittel importiert werden, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dann aber importieren wir womöglich Lebensmittel, deren Produktion nicht unter dem strengen Blick der deutschen Kontrolleure stand. Außerdem frage ich mich, ob diese dann langen Transportwege wirklich noch etwas mit ökologischer Landwirtschaft zu tun haben.
Natürlich könnte man wie vor hundert Jahren wieder alles an verfügbarer Fläche unter den Pflug nehmen.
(Thomas Krüger, SPD: Da hat Ihr Referent wieder etwas aufgeschrieben, was überhaupt nicht gefordert war.)
Dann müssten wir Biogasanlagen abreißen, Sümpfe und Moore trockenlegen, Flüsse und Bäche eindeichen und Wälder roden. Denn nur so ließen sich im Ansatz ausreichend Nahrungsmittel produzieren. Das kann aber nicht Ziel einer umweltbewussten Politik sein.
große Mengen Kupfersulfat als Fungizid eingesetzt, bis zu drei Kilogramm pro Hektar. Dieses Kupfersulfat reichert sich im Boden an, denn es wird – anders als Glyphosat – nicht abgebaut. Es kontaminiert damit langfristig die Flächen. Es wirkt bereits in kleinen Mengen erbgutschädigend und kann bei regelmäßigem Kontakt schnell zu Leberschäden führen. Im Boden tötet es darüber hinaus alle Lebewesen ab und die Toxizität in Gewässern ist ebenfalls als äußerst hoch einzustufen.
Weiter findet Einsatz ein Bestandteil der Chrysanthemenblüte, die sogenannten Pyrethrine, die als Insektizid im Ökolandbau verwendet werden.
(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – Thomas Krüger, SPD: Das ist doch überhaupt nicht Thema heute.)
Bereits 1990 wurden Pyrethrine als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Angewendet werden sie ohne große mediale Begleitung auch weiterhin.
(Torsten Renz, CDU: Sind Sie eigentlich für oder gegen den Antrag? – Zurufe von Dr. Ralph Weber, AfD, und Peter Ritter, DIE LINKE)
(allgemeine Unruhe – Beifall Sebastian Ehlers, CDU – Ministerin Stefanie Drese: Schade! – Peter Ritter, DIE LINKE: Och nee! Ist noch hell draußen, wir haben Zeit.)
(allgemeine Unruhe – Ministerin Stefanie Drese: Schon wieder hell. – Peter Ritter, DIE LINKE: Es wird gleich hell.)
Glyphosat ist bei sachgerechter Anwendung – und das ist immer zu betonen: bei sachgerechter Anwendung – im Vergleich zu seinen Alternativen relativ ungefährlich. Es reichert sich nicht im Boden an beziehungsweise wird rasch abgebaut, wird vom Körper nur in geringsten Mengen absorbiert und wieder ausgeschieden, sodass die Mengen, denen wir als Verbraucher ausgesetzt sind, eher unschädlich und unbedenklich sind.
Bei einer wie in Deutschland üblichen verantwortungsbewussten Anwendung hat die Landwirtschaft ein hochwirksames und umweltverträgliches Herbizid, das so überhaupt nicht zu ersetzen ist. Aber natürlich hat auch die moderne Landwirtschaft noch eine ganze Menge Baustellen vor sich,
und die gilt es zeitnah zu bearbeiten. Die Probleme sind vielfältig und sollten im gesellschaftlichen Diskurs gelöst werden, aber bitte auf Basis einer sachlichen und wissenschaftlichen Debatte und nicht geleitet von linksgrüner Panikmache.
Eins möchte ich noch ganz kurz sagen, bevor Sie sich wieder wundern: Wie üblich arbeiten wir ohne Fraktionszwang und überlassen jedem Kollegen die Einschätzung zu diesem Antrag selbst. – Vielen Dank.
(Andreas Butzki, SPD: Aber 50 Minuten waren das nicht. – Heiterkeit bei Manfred Dachner, SPD – Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Nicht provozieren, er kommt noch mal! – Simone Oldenburg, DIE LINKE: So, erzähl uns was vom Pferd!)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Glyphosat hemmt ein Enzym, das ausschließlich in Pflanzenpilzen und pflanzlichen Mikroorganismen dafür zuständig ist, dass die Pflanzen wachsen. Menschen und Tiere haben dieses Enzym nicht.
Ich muss gestehen, so ganz konnte ich den vorliegenden Antrag nicht nachvollziehen, denn die Entscheidung ist gefallen, und ja, manchmal zoffen sich auch Schwestern.