Protocol of the Session on April 6, 2017

(Zuruf von Minister Harry Glawe)

Das ist im Grunde eine Sache, die kann man doch so nicht akzeptieren.

Moment mal! Moment mal! Einen Moment, Herr Heydorn!

Also das Gemurmel im Saal ist schon, sage ich mal, wieder in einer Pegelstärke, die nicht akzeptabel ist. Und ich verbitte mir Bemerkungen von der Regierungsbank.

Ihre Aussage, man kann Sozialpolitik nicht losgelöst von der Wirtschaftspolitik betreiben,

(Torsten Renz, CDU: Auf gar keinen Fall!)

ist natürlich richtig.

(Marc Reinhardt, CDU: Oha!)

Was man den LINKEN ankreiden muss bei der ganzen Frage der Hartz-IV-Diskussion, ist, dass sie bei dem Thema ausblenden, in welcher Situation sich die Bundesrepublik Deutschland in der Zeit befand, als Hartz IV eingeführt wurde: kranker Mann Europas, hohe Arbeitslosigkeit, keine ausgeglichenen Haushalte und so weiter und so fort. Insofern bin ich nach wie vor jemand, der sagt, Hartz IV damals zu diskutieren und einzuführen, war richtig, wobei ich mir gewünscht hätte, dass man von Anfang an das Thema „Fördern der Leute“ mehr in den Fokus genommen hätte. Das ist meines Erachtens zu kurz gekommen.

Wenn wir uns aber angucken, in welcher Situation wir heute sind, Herr Renz, dann haben wir doch eine ganz andere Perspektive im Augenblick vor Augen. Die Wirtschaft brummt,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

es werden Überschüsse erwirtschaftet, die Prognosen für die nächsten Jahre sind gut, das Wirtschaftswachstum stimmt. Dann ist man doch quasi sehr schnell in einer Situation,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

wenn man seriöse Politik betreibt, dass man sagt, was haben die Menschen davon, und zwar, was hat eine breite Masse der Menschen davon und nicht nur diejenigen, die hohe Einkommen und hohe Vermögen haben. Wir sagen, da muss man was tun. Es gibt Spielräume, es gibt jede Menge wirtschaftlicher Spielräume im Augenblick, die nicht mit dem Ruin des Landes zu tun haben, sondern die einfach vorhanden sind. Es geht darum, aus Gerechtigkeitsgründen den Menschen ihren Anteil zukommen zu lassen, und das müssen wir tun.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

In einem hat der Kollege Koplin doch völlig recht. Wenn die Menschen zunehmend das Gefühl haben, dass es

nicht sozial gerecht zugeht in diesem Land, dann ist das letztendlich etwas, um das sich Politik kümmern muss, und das wollen wir gerne tun, Herr Renz.

(Torsten Renz, CDU: Das gehört zu unserer Grundmaxime.)

Das ist quasi eines der Kernanliegen der SPD, dafür Sorge zu tragen, dass es in diesem Land sozial gerecht zugeht. Das ist quasi unsere Gründungsidee,

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

das ist die Gründungsidee der SPD. Die hat an Aktualität nichts verloren.

(Torsten Renz, CDU: Die Wirtschaft vernachlässigen Sie aber, das ist das Problem.)

Jetzt will ich gerne

(Torsten Renz, CDU: Sie wollen alles reglementieren im Wirtschaftsbereich.)

noch mal drei Sätze zu Frau Bernhardt sagen. Sie haben mich gefragt, ich soll doch mal hier ein paar Armutsbegriffe

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Ihre!)

oder Armutsperspektiven erläutern.

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Ihre!)

Fangen wir mal mit einem Beispiel an. Jemand, der auf dem Niveau von Grundsicherung oder Hartz IV seit Jahren festhängt und auch keine andere Perspektive hat, wenn Sie den fragen: „Empfinden Sie sich als arm?“, dann sagt der: „Ja, ich bin arm und für mich sieht es auch schlecht aus.“ Wenn Sie einen Studenten fragen, der auch nicht mehr Geld hat, wenn Sie den fragen: „Sind Sie arm?“, dann kriegen Sie eine ganz andere Antwort, weil der für sich eine ganz andere Perspektive sieht. Deswegen muss man das Thema Armut einfach auch mehrdimensional betrachten.

Also zum Armutsbegriff: Einmal die absolute Armut, die spielt hier bei uns im Land keine Rolle.

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Da sind wir uns einig.)

Die relative Armut, das ist das, worauf Sie kaprizieren. Es gibt das Thema „strukturelle Armut“, „transitorische Armut“ ist ein Punkt und das Thema „gefühlte Armut“. Wir haben das ja im Sozialausschuss besprochen und ich bin sehr dafür, dass wir das Thema aufgreifen und das Thema Armut mal in einer größer angelegten Anhörung auch im Sozialausschuss erörtern,

(Zuruf von Torsten Koplin, DIE LINKE)

mit der Zielstellung: Was ist denn die richtige Sichtweise und die richtige Definition von Armut für MecklenburgVorpommern und welchen Begriff sollten wir uns zu eigen machen, um hier zu einer sachgerechten Bemessung von Armut bei uns im Land zu kommen?

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Ich habe von Ihnen noch keine gehört.)

Jetzt noch mal drei Sätze zu Herrn Ritter. Herr Ritter, das Entgeltgleichheitsgesetz der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig ist keine reine Lehre der SPD. Das ist nicht die reine Lehre der SPD,

(Thomas Krüger, SPD: Genau.)

sondern das ist das Ergebnis von Koalitionsverhandlungen

(Thomas Krüger, SPD: Ja.)

und Koalitionsbemühungen auf Bundesebene. Das ist der Kompromiss, der dabei herausgekommen ist.

(Thomas Krüger, SPD: Man muss die Zahlen immer sehr viel niedriger ansetzen.)

Sie sprachen das Thema „Gebührenfreiheit von Kindertagesstätten“ an. Das ist einer der kardinalen Punkte in unserem Koalitionsvertrag,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr gut. – Heiterkeit bei Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

worauf wir in dieser Legislaturperiode noch konsequent hinarbeiten werden. Da können Sie also gucken, wie das passiert.

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Vielleicht können Sie mir mal einen Zeitpunkt nennen. – Peter Ritter, DIE LINKE: Schauen wir mal!)

Das Thema Ganztagsschule, Ausbau der Ganztagsschule, da würde ich gerne aus einer Pressemitteilung des Bildungsministeriums von Anfang September 2016 zitieren. Ich zitiere: „In Mecklenburg-Vorpommern kommt der Ausbau von Schulen mit Ganztagsangeboten voran. Das Bildungsministerium hat acht neue Halbtagsgrundschulen genehmigt.“

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja, von über 200. Mensch, das ist Pillepalle!)

„Zugleich wandeln sich 22 offene Ganztagsschulen in teilweise gebundene oder gebundene Ganztagsschulen um. Durch die Veränderungen schafft das Land bis zu 2.350 weitere Ganztagsplätze.“

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Plätze, ja.)

„Vom Schuljahr 2016/2017 an stehen jährlich 26 Mio. Euro für Ganztagsschulen und volle Halbtagsgrundschulen für den weiteren Ausbau und für die qualitative Verbesserung von Ganztagsangeboten bereit.“ – Das einmal zu dem, was in den letzten Jahren passiert ist.

Dann würde ich gerne auch noch mal aus unserem Koalitionsvertrag zu dem Thema zitieren, und zwar auf die Ziffer 217 eingehen. Mit Zustimmung der Präsidentin zitiere ich: „Die Koalitionspartner werden den Ausbau der Ganztagsschulen für bis zu 10.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler und die qualitative Entwicklung von ganztägiger Bildung voranbringen. Die Grundschulen stellen hierbei einen besonderen Schwerpunkt dar. Auch eine bessere Abstimmung zwischen Hort und Grundschule ist hierfür erforderlich.“