Guten Morgen, Frau Präsidentin! Kollegen Abgeordnete! Liebe Landsleute! Die CDU legt uns hier einen interessanten Antrag vor.
ist meine Fraktion ja schließlich mit ähnlichen Forderungen an die Öffentlichkeit gegangen. Wir sprachen uns dafür aus, beispielsweise Gutshäuser zu Co-WorkingSpaces umzubauen, übersetzt für alle, die keine Anglizismen mögen, zu gemeinschaftlichen Arbeitsräumlichkeiten für die Kreativszene.
Mein Kollege Thomas de Jesus Fernandes hatte es damals so formuliert, ich zitiere seine Pressemitteilung von damals, Zitat: „Die Landesregierung muss endlich den ländlichen Raum und Denkmalschutz ernst nehmen. Unsere in Vergessenheit geratenen Gutsanlagen, Megalithgräber und archäologischen Stätten müssen aufgepeppt und vermarktet werden. Gutshäuser mit Breitband- und Zuganbindung böten ideale Möglichkeiten für ,Coworking Spaces‘ oder Öko-Landtourismus, wie es beispielsweise der Gutshof Klein Glien in Brandenburg vormacht.“ Zitatende.
Und auch unsere kurz daraufhin erschienene alternative Tourismuskonzeption, die haben wir tausendfach verteilt, dort haben wir ja explizit darauf hingewiesen, insbesondere geeignete Gutshäuser als Co-Working-Spaces zu gestalten, Zitat: „Gutshäuser könnten als Co-WorkingSpaces, konventionelle Hotels oder einfach als touristische Sehenswürdigkeiten bei Wanderrouten einen Mehrwert für die ländlichen Räume erzielen.“ Zitatende.
Wir finden es daher also gut, dass Sie hier offenbar ähnliche Gedanken hegen wie meine Fraktion. Solche Projekte in den Rahmen der Digitalen Agenda zu inkludieren und mit einer angemessenen Werbekampagne zu begleiten, das begrüßen wir. Aber lassen Sie mich dennoch etwas Kritik üben, denn bevor,
denn bevor wir hier in tosendem Jubel die Rettung aller Gutsanlagen und Bauernhäuser beschwören, muss eini
ges klargestellt werden. Wer sich damit beschäftigt, der kennt auch die Haken, der Minister hat eben ein bisschen was davon schon angesprochen, denn es wird bei Weitem nicht reichen, wenn man die Dinge aus Ihrem Antrag einfach nur umsetzt.
Wenn man Themenabende besucht, wo solche Themen behandelt werden, dann stößt man auf die gleichen Probleme wie eh und je. Junge Unternehmer oder Vereine, die sich zusammentun und was aufbauen wollen, finden selten gute Standortbedingungen vor. Entweder es gibt kein Breitband, oder es gibt keine Zugverbindung, oder es gibt keinen Mobilfunk, manchmal gibt es keinen Dorfkonsum mehr und keine Versorgung überhaupt in der Nähe. Auch eine größere Stadt sollte doch schon in kurzer Zeit erreichbar sein.
Und ist ein solcher Ort dann auch rentabel zu betreiben? Das meinte Herr Pegel eben wahrscheinlich mit dem gegenseitigen Aufschaukeln. Das ist natürlich schön, wenn sich das alles dann gegenseitig aufschaukelt und wir dann etwas rundes Ganzes haben. Ist dann ein solcher Ort auch noch rentabel zu betreiben, darüber müssen wir uns auch Gedanken machen. Es ist eine wirtschaftliche Utopie, dass die Kreativszene auch viel Geld dalässt. Man braucht also eine ordentlich ausgereifte Konzeption aus Hotellerie, Zimmervermietung, Arbeitsräumlichkeiten. Die ganze Dorfgemeinschaft muss in der Regel beteiligt werden, um so ein Gutshaus dann auch zu unterhalten, indem sie sich beispielsweise häufig dort selbst für Veranstaltungen einmietet.
Alles in allem ist es keine leichte Aufgabe und wirtschaftlich nicht einfach. Und es muss auch wiederum die Chemie stimmen zwischen alteingesessenen Dorfbewohnern und Zugezogenen. Nichtsdestotrotz hat meine Fraktion in dieser Legislatur schon des Öfteren klargestellt, wie sehr die Gutsanlagen und Herrenhäuser, die ländlichen Räume und eine Gästewirtschaft abseits der Strandpromenaden im Inland uns am Herzen liegen. Und wir halten es für besser, wenn wenigstens Versuche getätigt werden, funktionierende Gutshausbewirtschaftungskonzepte auszuprobieren, als wenn wir Dörfer weiter schlafen lassen. Wir werden Ihrem Antrag deshalb zustimmen. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Werte Damen und Herren Abgeordnete! Ich möchte behaupten, dass jeder von Ihnen schon einmal vor dem Schweriner Schloss stand und ziemlich stolz darauf war, an einem so schönen Ort arbeiten zu dürfen.
Grundsätzlich geht es mir nämlich so, wenn ich daran denke, dass wir hier in Mecklenburg-Vorpommern wohnen, ein Bundesland, das immer noch Reiseziel Nummer eins in Deutschland ist. Wir alle lieben das Meer, die Weite und die damit in Ruhe abgeschiedenen Ortschaften. Natürlich gibt es auch Dinge, die uns gehörig nerven, aber rundum leben wir in einem Land inmitten einer wunderschönen Landschaft – eine tolle Umgebung, die auch
perspektivisch viele Menschen außerhalb der Urlaubszeit einen Platz zum Verweilen, gar zum Arbeiten bieten könnte.
Wir sprechen häufig in diesem Parlament darüber, wie wir die ländlichen Räume noch besser attraktiveren können, um weitere Investitionsmaßnahmen nachhaltig zu gestalten. Aber viel sinniger wäre es doch, wenn wir nicht nur die Touristinnen und Touristen von der Schönheit unseres Landes überzeugen könnten, sondern gleichermaßen auch die Berufstätigen, die jetzt schon ortsungebunden arbeiten können, die Personen, die sich vorstellen können, in unserem Land zu wohnen, aber noch nicht ihre passende Anstellung auf dem Arbeitsmarkt gefunden haben oder für ihre Selbstständigkeit hier noch nicht das richtige Netzwerk sehen.
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns bewiesen, dass das Homeoffice eine gute Alternative zum gängigen Arbeitsplatz bietet. Natürlich gilt das nicht für jedes Unternehmen, aber viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konnten sich erproben und in vielerlei Fällen auch Gefallen am alternativen Arbeiten gewinnen. Sicherlich gab es anfänglich Schwierigkeiten. So ist die eigene Wohnung nicht zwangsläufig mit einer ruhigen Arbeitsecke gesegnet, aber sobald der Arbeitsplatz in ungewohnter Umgebung eingerichtet ist, konnte die Kreativität noch mal gänzlich neu ausgeübt werden.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Selbstverständlich möchte ich auch heute meiner selbst zugeschriebenen Rolle als Digitalisierungswerbefigur nachkommen und dafür eintreten, dass uns auch in diesem Zusammenhang die Förderung weiterer Initiativen dienlich sein kann. Mit dem Breitbandausbau als Grundstein schaffen wir die notwendige Infrastruktur, um tatsächlich überall, an jeder Milchkanne arbeiten zu können.
Mit den sechs digitalen Innovationszentren schaffen wir Orte der Vernetzung, bei denen Gründerinnen und Gründer, Digitalunternehmerinnen und Digitalunternehmer und Interessierte Beratung und das nötige Know-how erhalten, um sich vernetzen zu können. Unter der Dachmarke „Digitales MV“ werden Aktivitäten rund um Vernetzungstreffen wie die „meet discuss create“, der Landesdigitalkongress und die vielen weiteren Formate gebündelt und Ideen gesammelt, um sie in die Digital Community zurückzutragen. Und nicht zuletzt mit dem im August gegründeten Verein Smart Doerp wurden in den vergangenen Monaten die ersten Co-Working-Spaces im ländlichen Raum aufgebaut und umgebaut, die Idee vom Smart Doerp, eine Perlenkette von sich gegenseitig unterstützenden Co-Working-Spaces überall im ländlichen Raum, damit überall dort, wo jemand arbeiten möchte, auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung steht. Und der Minister hat es zu Recht gesagt, warum nutzen wir die digitalen Innovationszentren nicht auch dafür, gewisse Co-Working-Spaces in ihren jeweiligen Regionen zu unterstützen. Diese bereits geschaffenen Ideen wollen wir mit der vorliegenden Initiative weitertragen und ausbauen.
Was an dieser Stelle aber immer wieder auffällt, ist, viele unserer Instrumente der Regelförderung sind nicht immer geeignet, um Projekte der Digitalisierung zu unterstützen, egal, ob mit Modellcharakter oder darüber hinaus. Daher wird hiermit auch angeregt, die aus dem Modellvorhaben gewonnenen Erfahrungen mit in die Anpassung der In
strumente der Regelförderung aufzunehmen. Beim ILERL ist es beispielsweise schon gelungen, und Projekte wie Co-Working-Spaces sind hier explizit aufgenommen worden und mittlerweile förderfähig. Dort, wo das Land mit Fördergeldern wirtschaftlich tätig wird, müssen wir Digitalisierung immer mitdenken.
Ich werbe für Ihre breite Unterstützung, um neue Arbeitsformen zu ergründen und diese zu einem festen Bestandteil unserer digitalen Strategie zu befördern. Eine solche Symbiose kann in vielen Bereichen nur von Vorteil sein. Wir als Koalition wollen mit unserem Antragsentwurf einen Dialog beginnen, um weitere Ansiedlungen in diesem Bereich zu unterstützen.
Ich weiß, dass sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Gestaltungsfreiheit in ihren beruflichen Ausübungen wünschen. Das haben immer wieder verschiedene Studien in den vergangenen Jahren gezeigt. So planen aktuell circa drei Viertel der befragten Unternehmen weltweit, langfristig auf mobile und digitale Arbeitsmodelle zu setzen. Vielleicht haben wir nun unfreiwillig den richtigen Zeitpunkt erwischt, um eine eindringliche Debatte diesbezüglich zu führen.
Trotzdem stellt das nicht für jede Person eine Option dar, den Beruf trotz der Homeoffice-Möglichkeit in den eigenen vier Wänden auszuüben. In diesen Fällen stellen Co-Working-Spaces eine gute Ausweichmöglichkeit dar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können so trotzdem für Unternehmen, beispielsweise in den Metropolen wie Hamburg oder Berlin, tätig sein und parallel mit Meerblick auf die Ostsee oder mit Blick auf einen der vielen Seen in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten.
Ob nun Gründer/-innenzentren, Gemeinschaftsbüros, Maker oder Co-Working-Spaces, es ist auch unsere Aufgabe, in diesem Bereich innovative Impulse zu setzen, um die Attraktivität zu fördern. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn Sie dieser Idee eine Chance geben und dem vorliegenden Antrag zustimmen. – Ich danke vielmals für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stellen erst mal fest: Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt verändert, ganz klar. Ich glaube, an dem Punkt sind wir uns auf jeden Fall einig.
Dann liest man Ihren Antrag weiter und es folgt jede Menge Prosa. Es gehe um offen gestaltbare Arbeitsorte, wo man kreativ sein kann, Mecklenburg-Vorpommern habe landschaftlich reizvolle Regionen
und dieser Umstand sei auch eine Chance für die Entwicklung abseits der Zentren. Ja, gewiss, hübsch ist es im Land: Ostsee, Strand, Seenlandschaft. Niemand bestreitet das. Gemeinsame und teilbare Arbeitsplätze,
verbunden mit der Natur, mit wertvoller Architektur – sogar die Herrenhäuser werden genannt –, führen am Ende zu hoher Motivation und Produktivität.
Richtig, richtig! Die Digitalisierung der Arbeitswelt baue Brücken zwischen Stadt und Land, und dann geht es noch um Mobilität und um Nachhaltigkeit, einmal alles, schlichtweg um die Vitalisierung ländlicher Räume. Das klingt alles sehr hübsch, ein Wohlfühlantrag. Schließlich werden die Initiativen der Landesregierung gelobt, das kennen wir ja schon. Und dieses Lob mündet dann in der Erkenntnis, dass Co-Working-Spaces bedeuten, man könne arbeiten, wo andere Urlaub machen. Man liest den Antrag und irgendwie fühlt man sich auch gleich viel wohler,
Apropos Funklöcher: Bis jetzt wurde übrigens kein Landesfunkmast errichtet. Und, Herr Waldmüller, wir werden sehen, was nächstes Jahr passiert.
Die Forderungen, die sich in Ihrem Antrag nachlesen lassen, muss ich ja jetzt nicht wiederholen. Trotzdem, grundsätzlich finde ich, Sie pfriemeln wieder an der Digitalen Agenda herum, statt endlich eine Strategie aufzusetzen, eine Strategie, die wirkungsvoller wäre, um Projekte und Akteure zu vernetzen und den ländlichen Raum tatsächlich zu stärken.
Eine echte Digitalisierungsstrategie würde vielleicht auch mit Blick auf die Personalentwicklung ganz günstig sein, denn schauen wir uns die Referate Digitalisierung an, erkennen wir, welche Probleme wir haben: Gesamtsteuerung, Digitalisierung, Anforderungs- und Vertragsmanagement, Haushaltsvermittlung – nicht besetzt, ITGrundsysteme, E-Akte – nicht besetzt, Bürokooperatives E-Government – nicht besetzt. Bevor wir uns also um E-Residency – an der Stelle, was ist eigentlich aus der E-Residency geworden, war ja auch ein wichtiges Thema, die Fortschritte würden uns natürlich brennend interessieren – oder aber eine Ausweitung von Co-WorkingSpaces kümmern, wäre es vielleicht wichtiger, die Grundlagen anzupacken. Die Industrie- und Handelskammern beklagen zudem einen unzureichenden Breitbandanschluss bei den Gewerbegebieten, auch ein Thema, um das man sich kümmern muss.
Irritierend empfinde ich auch Ihre Widersprüche. Zitat Herr Waldmüller zum Thema Homeoffice, und Herr Minister hat ja beide Themen gerade in eine Beziehung zueinander gesetzt als moderne Arbeitsformen, Herr Waldmüller sagte, „gesetzgeberischer Regulierungsdrang wird wenig daran ändern, dass die Präsenz eines beträchtlichen Teils der Beschäftigten in den Betrieben unentbehrlich bleiben wird. In Mecklenburg-Vorpommern jedenfalls stoßen die Vorschläge aus Berlin-Mitte an die Grenzen der Lebenswirklichkeit.“