Protocol of the Session on April 22, 2015

Meine Damen und Herren, ja: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

(Udo Pastörs, NPD: Ach, du lieber Gott! Jetzt kommt er mit Klemperer. Oh weh, oh weh! Jetzt kommt er noch mit Klemperer.)

Dieser berühmte letzte Satz aus der Parabel von Bertolt Brecht ist jetzt über 50 Jahre alt

(Michael Andrejewski, NPD: Sie meinen den Stalin-Preisträger?)

und hat leider an Aktualität nichts verloren. Deswegen ist es gut, wenn Demokraten neben Antifaschisten in diesen Tagen Seite an Seite stehen, wenn wir der Befreiung von Massenvernichtungslagern und KZs gedenken.

(Udo Pastörs, NPD: Oh, jetzt kommt die Orgel wieder!)

Und deswegen ist es auch gut, dass wir, bei aller Unterschiedlichkeit der Auffassungen sonst, da ganz eng zusammenstehen,

(Udo Pastörs, NPD: Herr Ringguth, das ist fruchtloses Gequatsche, was Sie immer wieder anstimmen.)

weil wir begriffen haben, …

(Udo Pastörs, NPD: Diese Schallplatte lassen Sie immer wieder ablaufen, aber die ist fruchtlos.)

Das wird Ihnen nicht passen, Herr Pastörs!

… weil wir natürlich begriffen haben und die Lehre aus der Geschichte, aus dem Ende der Weimarer Republik miteinander gezogen haben und heute genau wissen, wir werden ganz dicht nebeneinanderstehen,

(Udo Pastörs, NPD: Jaja, solidarisch. Richtig.)

wenn es darum geht, unsere Demokratie,

(Udo Pastörs, NPD: Unsere?!)

die eine wehrhafte Demokratie ist, zu verteidigen,

(Udo Pastörs, NPD: Sie sollten mal die Interessen des deutschen Volkes verteidigen und nicht Ihren Parteienstaat!)

und wenn es darum geht, dann zusammenzustehen, wenn es darauf ankommt, wenn sich nämlich die hässliche Fratze des Nationalsozialismus irgendwo zeigt. Da stehen wir zusammen und das werden wir auch in der Zukunft so tun!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, natürlich hat uns das NPDVerbotsverfahren hier im Landtag schon mehrfach beschäftigt.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, ständig.)

Und gerade wir müssen ja hier in diesen Landtagssitzungen wieder und wieder, so wie eben,

(Udo Pastörs, NPD: Demokratie ertragen.)

diese abstrusen, absurden Theorien, die die NPD von sich gibt, ertragen. Da wird beleidigt, da wird bezichtigt, da wird verurteilt, und das alles irgendwie basierend auf pseudowissenschaftlichen oder geschichtsverzerrenden Ansichten, die jedenfalls mit einem nichts zu tun haben,

(Stefan Köster, NPD: Soll ich Ihnen ein Taschentuch reichen, Herr Ringguth? So eine Heulsuse.)

mit dem Boden des deutschen Rechtsstaates. Damit hat es in jedem Falle nichts zu tun.

Wir haben uns bereits im Oktober 2012 hier im Landtag mit größter Deutlichkeit, deutlicher geht es nicht, nämlich mit den Stimmen aller demokratischen Fraktionen

(Stefan Köster, NPD: Des Blocks. Des Einheitsblocks. – Udo Pastörs, NPD: Parteiendiktatur.)

für die Einleitung des NPD-Verbotsverfahrens ausgesprochen. Auch aufgrund unserer Entscheidung hier in Schwerin, wegen der unterstützenden Beschlussfassung und wirklich aktiver und maßgeblicher Mitwirkung unserer Landesregierung hat sich der Bundesrat schlussendlich dazu entschieden, ein entsprechendes Verbotsverfahren einzuleiten,

(Stefan Köster, NPD: Er hat jetzt das erste blaue Auge bekommen.)

und zwar unter Inkaufnahme – das ist klar – aller Risiken, die damit verbunden sind.

Wir erinnern uns, das erste Verbotsverfahren war wegen Verfahrensfehlern 2003 eingestellt worden. Das Bundesverfassungsgericht hat damals sehr eindeutig festgestellt, dass unmittelbar vor und während der Durchführung eines Verfahrens zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit einer Partei die Beobachtung dieser Partei durch V-Leute staatlicher Behörden nicht gestattet ist und dass das den Anforderungen an ein rechtsstaatliches Verfahren widerspricht. Genau auf diesen Verfahrensfehler seinerzeit hat das Bundesverfassungsgericht nun mit seinem Beschluss vom März noch einmal ein besonderes Augenmerk gelegt.

Klar ist, die Länder sind jetzt in der Pflicht,

(Udo Pastörs, NPD: In der Falle.)

dort tiefgründiger vorzutragen.

(Stefan Köster, NPD: Der Weg wird ein weiter sein.)

Und glauben Sie mir, ich kenne unseren Innenminister und die Fachabteilungen,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

aus unserem Bundesland wird dazu ausreichend vorgetragen werden, da können Sie mal ganz sicher sein!

(Udo Pastörs, NPD: Jaja. – Stefan Köster, NPD: Ja natürlich! Wenn Sie das genauso machen wie bisher, dann werden Sie so auf die Schnute fallen, Herr Ringguth!)

Und dass es diesen Beschluss gibt, dass das Bundesverfassungsgericht in diesem Bereich tiefgründiger nachhakt,

(Stefan Köster, NPD: Es scheinen nur Dilettanten am Werke zu sein.)

ist doch angesichts des ersten Verbotsverfahrens und des damals festgestellten Verfahrensfehlers gar nicht ungewöhnlich. Das ist nichts Ungewöhnliches.

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD – Michael Andrejewski, NPD: Man kann sich alles schönreden.)

Im Gegenteil, die Bundesländer haben jetzt die Möglichkeit, hier noch einmal detaillierter vorzutragen und ihren Vortrag noch stichhaltiger zu machen.

(Udo Pastörs, NPD: Noch stichhaltiger?)

Dennoch möchte ich darauf hinweisen und klarstellen, dass dieser Beschluss eben nicht die Abschaltung aller V-Leute fordert. Keine V-Leute in Landes- oder Bundesvorständen, das ist die genaue Aussage des Bundesverfassungsgerichts. Dies, nämlich V-Leute im Bundes- oder Landesvorstand, ist im Rahmen des ersten Verbotsverfahrens vom Bundesverfassungsgericht seinerzeit gerügt worden. Und nur alleine auf diese noch überschaubare Gruppe ist die Debatte über die Abschaltung der V-Leute jetzt auch zu fokussieren.

(Udo Pastörs, NPD: Das ist Quatsch, was Sie da erzählen! Das ist doch überhaupt gar nicht Sachlage. Lesen Sie doch mal! – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Der Bundesrat hat in seiner Anklageschrift und in dem Schriftverkehr gleich mehrfach darauf Bezug genommen, dass die Materialien ohne Mithilfe von V-Leuten gesammelt worden sein müssen. Darauf haben sich die Regierungen der Länder in Vertretung durch ihre Innenminister in dem Beschluss seinerzeit, das war der Beschluss vom 22. März 2012, miteinander verständigt.

(Udo Pastörs, NPD: Es geht nicht nur um das Sammeln, es geht auch um das Beeinflussen.)

Die Materialsammlung erfolgte ab dem 2. April 2012. Dass unser Bundesland, dass Mecklenburg-Vorpommern diese Belege liefern wird, dessen bin ich mir sicher, und ich gehe auch fest davon aus, dass alle anderen Bundesländer natürlich ebenso reagieren werden.