Protocol of the Session on March 12, 2015

14. Welche Konzepte hat die Landesregierung, um

der zunehmenden Verseuchung der für die Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasservorräte mit Uran, wie im aktuellen Beispiel bei Alt Necheln, zu begegnen?

Frau Abgeordnete, guten Morgen noch mal! Es ist unsachlich und inhaltlich nicht gerechtfertigt, wegen einzelner Fälle erhöhter Urangehalte im Trinkwasser aus Eigenwasserversorgungsanlagen von einer zunehmenden Verseuchung der für die Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasservorräte mit Uran zu sprechen. Fakt ist, die Ursachen für die erhöhten Urangehalte im Grundwasser sind nach wie vor unklar. Die Ursachenforschung läuft, bedauerlicherweise lassen sich belastbare Ergebnisse wegen der Komplexität der Fragestellung nicht von heute auf morgen vorlegen.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch in Erinnerung rufen, dass wir durch die umfangreichen Investitionen in der Abwasserbeseitigung und der Trinkwasserversorgung, aber auch durch unsere Bemühungen um die Minderung der diffusen Nährstoffeinträge in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche Verbesserung der Grund- und Trinkwassergüte erreichen konnten. Diese Arbeit werden wir fortsetzen, um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern. Dabei wird sich die Landesregierung natürlich auch mit dem Thema „Uranbelastung im Trinkwasser“ und den damit verbundenen möglichen Folgen auseinandersetzen und, wie ich davon ausgehe, auch den dementsprechenden Fachausschuss darüber informieren.

Eine Nachfrage: Stimmen Sie mir zu, dass es nicht richtig ist, dass eine Verbesserung der Gewässergüte im Grundwasser erreicht wurde? So haben wir es ja auch auf der Tagung im LUNG gehört im Oktober.

Die Frage gebe ich an den Landwirtschaftsminister weiter, weil ich mir für seine Zuständigkeitsbereiche nicht anmaßen möchte, eigene Beurteilungskriterien dafür festzulegen.

Ich erwarte und freue mich auf die schriftliche Beantwortung dieser Nachfrage.

Frage 15?

Frage 15, ja.

15. Warum werden seitens der Landesregierung be

reits seit Jahren bestehende Nährstoffeinträge in den Grünower See im Nationalpark Müritz nicht durch massive Anstrengungen zur Etablierung des ökologischen Landbaus und damit über rigorose Reduzierung der Düngegaben im Einzugsgebiet des Sees unterbunden?

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Frau Abgeordnete, ich bitte Sie um Verständnis. Aus welchen Gründen auch immer hat mir das Fachministerium diese Frage zur Beantwortung nicht zur Verfügung gestellt, sodass ich die Frage leider in der Form nicht beantworten kann, Ihnen aber umgehend die schriftliche Beantwortung zukommen lassen würde, wenn Sie einverstanden sind. Tut mir leid, aber ich habe nur eine Frage zur Beantwortung erhalten und insofern bitte ich um Verständnis. Aber wie ich hörte, mein Kollege Kokert kann Ihnen die Frage ja beantworten, weil er da sein Jagdrevier hat.

Ja, ich erwarte eine Antwort vom Ministerium.

Sie kriegen das, ja, versprochen.

(Andreas Butzki, SPD: Oder Herrn Weber fragen.)

Vielen Dank, Herr Minister.

Sie sehen, aufgrund der Grippewelle und akuter Erkrankungen ist doch, sage ich mal, einiges hier in Vertretung zu erledigen gewesen und nicht alles ist offensichtlich bei den Vertretern angekommen. Dafür haben wir die Möglichkeit der schriftlichen Beantwortung.

Wir sind damit am Ende der heutigen Fragestunde.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 15: Aussprache zum Thema gemäß § 43 Ziffer 2 GO LT – Kirchenasyl in Dublin-Fällen zeigt Schutzlücken im europäischen Asylsystem auf.

Aussprache zum Thema gemäß § 43 Ziffer 2 GO LT Kirchenasyl in Dublin-Fällen zeigt Schutz- lücken im europäischen Asylsystem auf

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat die Abgeordnete und Vizepräsidentin Frau Gajek für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Kirchenasyl definiert die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche als, Zitat: „die zeitlich befristete Aufnahme von Flüchtlingen ohne legalen Aufenthaltsstatus, denen bei Abschiebung in ihr Herkunftsland Folter und Tod drohen oder für die mit einer Abschiebung nicht hinnehmbare soziale, inhumane Härten verbunden sind“, Zitatende.

Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft gibt es bundesweit 226 Kirchenasyle mit 411 Menschen, darunter 125 Kinder. 187 der Kirchenasyle sind sogenannte Dublin-Fälle. Wegen ihrer Praxis, Kirchenasyle auch in Dublin-Fällen zu gewährleisten, sind die Kirchen in die Kritik geraten. So erklärte Innenminister Lorenz Caffier, ich zitiere: „Soweit mit dem Kirchenasyl die Rückführung rechtsstaatlich vollziehbar Ausreisepflichtiger z. B. nach Norwegen, Holland, Spanien oder Italien verhindert wer

den soll, also in Staaten, in denen wir Urlaub machen und in denen den Asylbewerbern keine Verfolgung droht, wird der Gedanke des Schutzraums Kirche ausgehöhlt und nicht vor Missbrauch geschützt.“ Zitatende.

(Michael Andrejewski, NPD: Kann man wohl sagen.)

Ich habe kein Verständnis dafür, dass Innenminister Caffier die Kritik an den Aufnahmebedingungen für Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Italien einfach mit dem Argument vom Tisch wischt, dass Italien ein beliebtes Urlaubsland sei.

(Michael Andrejewski, NPD: Das ist nicht Nordkorea.)

Das Verwaltungsgericht Schwerin hat festgestellt, dass die Aufnahmebedingungen für Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Italien systematische Mängel aufweisen. Gerade in solchen Dublin-Fällen, in denen eine Abschiebung in einen Mitgliedsstaat mit dysfunktionalem Asylverfahren droht, hilft das Kirchenasyl dem geltenden Recht zu seiner Durchsetzung, denn in diesen Fällen ist eine Abschiebung laut Dublin-III-Verordnung ausgeschlossen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Sehr geehrte Damen und Herren, den kalkulierten Rechtsbruch, den Herr Caffier mit dem Blick auf das Kirchenasyl herbeiredet, sehe ich nicht bei den Kirchen, sondern bei den Behörden.

(Stefan Köster, NPD: Ja, die bösen, bösen Behörden!)

Wie lässt es sich sonst erklären, dass noch immer in Staaten abgeschoben wird, in denen sich die Flüchtlinge Obdachlosigkeit, bitterer Armut und einem unzureichenden Zugang zum Gesundheitswesen ausgesetzt sehen?

(Michael Andrejewski, NPD: Niederlande auch.)

Ich erwarte von der CDU, dass sie endlich zur Besinnung kommt

(Zuruf von David Petereit, NPD)

und auf den Boden des Rechtsstaates zurückkehrt.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und David Petereit, NPD)

Kirchenasyl ist ein wertvoller Dienst am Rechtsstaat, wenn sich Christinnen und Christen aufgrund ihres Gewissens,

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

ihrer Glaubensüberzeugung und ihrer ethischen Maßstäbe dafür einsetzen, dass Geflüchtete zu ihrem Recht kommen.

(Michael Andrejewski, NPD: Die haben sich an die Gesetze zu halten.)

Fundamentalnorm des Rechtsstaates ist der Schutz der Menschenwürde, deren Unantastbarkeit auch und gera

de bei Menschen auf der Flucht gewahrt und gesichert werden muss.

Meine Fraktion zollt all denjenigen hohen Respekt, die dafür einstehen, dass alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und alle humanitären Erfordernisse erfüllt werden, damit Asylsuchende in unserem Land die Hilfe finden, die sie brauchen, um für sich Perspektiven für ein weiteres Leben entwickeln zu können. Wir sehen Kirchenasyl nicht als Affront gegen das Recht, sondern als Dienst am Recht, das Leben zu schützen.

Die wachsende Zahl an sogenannten Kirchenasylen wirft doch die Frage auf, ob und wie das geltende Recht und seine Anwendung verbessert werden müssen, um Asylsuchenden und ihrem berechtigten Wunsch nach einem Leben in Sicherheit gerecht werden zu können. Darüber wollen wir mit Ihnen im Rahmen der von uns beantragten Aussprache diskutieren, meine sehr geehrten Damen und Herren. – Danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Dr. Hikmat Al-Sabty, DIE LINKE)

Vielen Dank, Frau Gajek.

Das Wort hat jetzt der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Herr Lorenz Caffier.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordneten!