Protocol of the Session on December 11, 2014

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn man den gerade gemachten Ausführungen so unkommentiert zuhört, kann man den Eindruck bekommen, Deutschland, ja, Mecklenburg-Vorpommern würde überschwemmt von Muslimen und jeder dieser Muslime hätte nur ein Ziel – die Einführung der Scharia in Deutschland. Laut Ausländerzentralregister hatten 2014 gerade mal 2,4 Prozent der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern ausländische Wurzeln.

(Stefan Köster, NPD: Wehret den Anfängen!)

Der Anteil an Muslimen ist für Mecklenburg-Vorpommern fast nicht messbar

(Udo Pastörs, NPD: Noch nicht!)

und liegt bei 0,5 Prozent.

(Udo Pastörs, NPD: Noch nicht!)

Es besteht also keinesfalls die drängende Notwendigkeit,

(Stefan Köster, NPD: Das war vor 30 Jahren in Westdeutschland auch so, Frau Friemann-Jennert.)

von einer Gefahr der Islamisierung zu sprechen. Aus muslimischem Leben wird nach Ihrer Definition per se Islamismus gemacht. Es wird ein Generalverdacht für alle Angehörigen einer Religion geäußert, den wir hier in diesem Hohen Hause ganz ausdrücklich nicht mittragen können.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wie wir gerade ausführlich mit anhören mussten, wird der Begriff „Islamismus“ benutzt, um eine grundsätzliche Islamkritik zu üben

(Udo Pastörs, NPD: Die Ergebnisse daraus.)

und um darin eine weitergehende Ausländerkritik zu verpacken. Muslime, also alle Angehörigen der Religion des Islams, werden einfach als Projektionsfläche missbraucht, um Angst zu schüren,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das haben wir alles schon mal erlebt.)

um all das aufzubieten, was einen Durchschnittsdeutschen an Ausländern stören könnte.

Richtig ist, dass der radikale Islamismus von der Landes- und der Bundesebene beobachtet wird. Es geht dabei aber nicht um eine Diffamierung der Religion des Islam – wie in Ihrer beantragten Aussprache –, sondern es geht um die Beobachtung von Fanatikern.

(Udo Pastörs, NPD: Es wird nichts diffamiert.)

Fanatiker sind – allgemein definiert – Menschen, die durch das unbedingte Für-wahr-Halten ihrer Vorstellung von Religion oder Lebensgestaltung und meistens durch Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung charakterisiert werden,

(Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist ja wie bei der NPD.)

Menschen, die keinerlei Zweifel an der Richtigkeit und dem besonderen Wert ihrer Überzeugungen haben und dabei einer vernünftigen Argumentation nicht zugänglich sind.

Da schließt sich der Kreis wieder. Genau aus diesem Grund werden nicht nur radikale Islamisten vom Verfassungsschutz genau beobachtet und untersucht, sondern auch Sie, meine Herren von der Fensterfraktion.

(Heinz Müller, SPD: Und das ist auch gut so. – Stefan Köster, NPD: Die Staatssicherheit hat auch viel überprüft.)

Meine Damen und Herren, mit radikalen Islamisten und Salafisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Scharia, also das islamische Recht, als einzige und allumfassende Gesetzesgrundlage einzuführen, bei der

kein Platz für demokratische Mehrheitsentscheidungen und wenig Raum für selbstbestimmtes Handeln sind, mit deren extremistischer Vorstellung sind unsere Verfassungsprinzipien wie Volkssouveränität, Gewaltenteilung und den im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechten unvereinbar.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Richtig.)

Deshalb werden diese Fanatiker – und ich will das entsprechend betonen: genau wie Ihre Partei, Herr Köster – vom Verfassungsschutz beobachtet.

(Stefan Köster, NPD: Ja.)

Deshalb befassen sich sowohl der Bund als auch die Länder intensiv mit der Bedrohung durch diese Fanatiker. Mecklenburg-Vorpommern weist aber aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur nur vereinzelt Bezüge zum islamistischen Extremismus auf. Lesen Sie den Verfassungsschutzbericht, da steht einiges darüber drin!

(Stefan Köster, NPD: Ach, dieses Märchenbuch!)

Aufgrund der Bedrohung, die von diesem extremistischen Spektrum ausgeht, wird dieses auch weiter genau be- obachtet. Aber radikale Islamisten und Salafisten sind eben ganz ausdrücklich nicht gleichbedeutend mit einer Diffamierung der gesamten Religion des Islam, so, wie wir es gerade wieder mit anhören mussten.

(Udo Pastörs, NPD: Es gibt gar keinen unpolitischen Islam.)

Was Sie mit Ihrer Aussprache hier bezwecken,

(Stefan Köster, NPD: Sie haben überhaupt keine Ahnung!)

ist nicht in Ordnung.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Sie scheren jeden Ausländer, jeden Muslimen und jeden Islamisten über einen Kamm.

(Stefan Köster, NPD: Ich habe Bekannte, die Muslime sind.)

Ihnen sind wahrscheinlich die Unterschiede nicht einmal bekannt. Es interessiert Sie auch gar nicht. Ihnen geht es doch gar nicht um das Aufzeigen von Bedrohungen,

(Udo Pastörs, NPD: Die Kenntnis liegt nur auf Ihrer Seite. – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Ihnen geht es nur um das Schüren von Angst.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Genau so. – Dr. Hikmat Al-Sabty, DIE LINKE: Und Hass.)

Und ich sage Ihnen: Ja, die Demokratie wird bedroht. Die Demokratie wird seit jeher bedroht. Die Demokratie wird bedroht von links, sie wird bedroht von rechts

(Stefan Köster, NPD: Und vor allem von der CDU.)

und sie wird bedroht von radikalen Salafisten. Aber Demokratie ist auch wehrhaft.

(Udo Pastörs, NPD: Jaja.)

Sie ist wehrhaft mit Worten, sie ist wehrhaft, indem sie Bedrohungen aufführt und benennt

(Udo Pastörs, NPD: Fern von jeder Gefahr ist die Mehrheit.)

und sie ist wehrhaft mit Taten. So befasst sich die Innenministerkonferenz regelmäßig mit der Thematik,

(Udo Pastörs, NPD: Und mit Bomben.)

wie auch gerade bei der IMK in Köln.

(Udo Pastörs, NPD: Bomben auf Irak.)