Protocol of the Session on October 15, 2014

wenn wir das Volksbegehren hier in der Debatte haben. Da werden Sie argumentieren, wir können nicht zurück, wir haben schon so viele Dinge mit so vielen Investitionen getan.

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Das wird auch Ihre Argumentation sein. Deshalb ist es richtig, dass die Bürgerinnen und Bürger hier in diesem Haus, nachdem dieses Haus das – da, glaube ich, muss man kein Prophet sein – abgelehnt hat, dass die Bürgerinnen und Bürger darüber entscheiden können.

In dem Zusammenhang finde ich es sehr spannend, dass das, was in den letzten Tagen, am Montag und am Dienstag, von der Koalition verkündet wurde, nämlich die Frage, jetzt denken wir darüber nach, dass wir die Quoren beim Volksbegehren und beim Volksentscheid ändern, eine Forderung ist, die LINKE und GRÜNE schon seit – Frau Borchardt? –

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

deutlich über einem Jahr formuliert haben.

Leider ist der Kollege Kokert jetzt nicht da. Da geht Vincent Kokert her und sagt, na ja, man könnte ja über 110.000 Unterschriften reden

(Heiterkeit bei Barbara Borchardt, DIE LINKE)

und dann müsste man gleichzeitig über eine Verkürzung reden. Da nennt er drei Monate.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Wolfgang Waldmüller, CDU: Wieso Verkürzung?)

Ja, ich komme gleich noch dazu.

(Zuruf von Wolfgang Waldmüller, CDU)

Wir reden dann über einen Zeitraum – Herr Waldmüller, ich greife das auf, was Sie hineingerufen haben – von drei Monaten, in dem diese Unterschriften beigebracht werden müssen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Der in anderen Bundesländern übrigens gilt.)

während man derzeit keine Begrenzung für die Sammlung der Unterschriften hat.

(Zuruf von Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das, was die CDU da vorschlägt, ist eine Verschlechterung der gegenwärtigen Situation. Wer in drei Monaten 110.000 Unterschriften gesammelt hat,

(Andreas Butzki, SPD: Gucken Sie mal nach Hamburg! – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist in anderen Ländern üblich.)

der kriegt doch in einer beliebigen Zeit locker 120.000 Un- terschriften.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Barbara Borchardt, DIE LINKE – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist in anderen Ländern üblich.)

Also da müssen Sie schon mit anderen Vorschlägen kommen,

(Andreas Butzki, SPD: Sie picken sich auch immer nur die Rosinen raus. Gehen Sie nach Hamburg!)

bevor wir uns auf eine Verfassungsänderung einlassen.

Und das, sehr geehrte Damen und Herren, lässt mich noch mal zu dem Film zurückkommen, der in Ihrem Sinne eigentlich nicht mit: „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ überschrieben werden müsste, sondern „Sie wissen ganz genau, was sie tun“. Das, was Sie nicht wollen, ist direkte Demokratie.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Das, was Sie nicht wollen, ist, dass Menschen in diesem Land darüber abstimmen, wie es in diesem Land weitergeht. Und wesentliche Fragen,

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

wesentliche Fragen, wo mehr Leute – Herr Nieszery,

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

ich habe das in der letzten Sitzung schon gesagt – eine Unterschrift unter das Volksbegehren setzen, als die SPD bei der letzten Bundestagswahl gewählt haben,

(Torsten Renz, CDU: Oha!)

diesen Zusammenhang machen Sie sich bitte klar! Nehmen Sie die Menschen ernst! Wir haben hier nicht 133.000 Richter, Anwälte und Staatsanwälte, sondern wir haben Bürger und Bürgerinnen, denen ein Anliegen wichtig ist, die das zum Ausdruck bringen und die von diesem Landtag erwarten, dass sie ernst genommen werden. Sie nehmen sie auf diese Art und Weise nicht ernst. – Herzlichen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Silkeit.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Also, Herr Suhr, Ihre letzten Sätze haben mich dahinten so ein bisschen zum Schmunzeln verleitet,

(Heiterkeit bei Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das ist ja ganz anders als sonst.)

denn dass ausgerechnet Ihre große Partei hier Bezüge zu irgendwelchen Paritäten bei den Wählern herstellt, das ist schon ein bisschen faszinierend.

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deshalb nehmen wir die ja ernst. Daran habe ich appelliert.)

Nee, das ist …

Aber wie gesagt, wenn es um Anträge der Opposition geht, dann zeigt sich immer wieder, dass man niemals vor Überraschungen sicher sein kann. Erinnern Sie sich an meine Verwunderung im September, als Sie uns zum Verfassungsbruch aufforderten! Jetzt begehren Sie die zweijährige Aussetzung des Vollzuges. Also Wunder geschehen immer wieder. Aber wir wollen jetzt hier nicht die Filmgeschichte beleihen.

Auf die technischen Mängel, Fehler und Folgen Ihres Antrages hat die Justizministerin hingewiesen. Ich will auf eine Bemerkung der geschätzten Kollegin Borchardt eingehen, die mir so ein bisschen im Magen grummelt, liebe Kollegin Borchardt. Sie sagten, wir haben ganz bewusst auf eine inhaltliche Diskussion, auf eine inhaltliche Befassung, bei unserem Gesetzentwurf verzichtet. So ein bisschen erwecken Sie damit den Eindruck, dass diese überhaupt nie stattgefunden hat.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: An dieser Stelle, Herr Silkeit.)

Ja, ja, an dieser Stelle, das hätten Sie an dieser Stelle auch sagen sollen.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Krümelkacker! – Heiterkeit bei Thomas Krüger, SPD)

Ich denke, das ist hier durchaus der Ort, wo man das auch noch mal hervorheben kann, dass es sich die Koalition eben nicht so einfach gemacht hat mit dem vorliegenden Gesetzentwurf, wie Sie das möglicherweise darstellen wollen. Wenn Sie sich mal anschauen, was wir hier seit dem 20.03.2013 für Ausschussbefassungen, Anhörungen und dergleichen durchgeführt haben, dann sucht das schon seinesgleichen. Denken Sie allein mal an die zwei Tage Anhörung, wo wir 50 Sachverständige

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: 60!)

zu diesem Thema angehört haben!

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: 60!)

Uns mittels dieser Metapher zu unterstellen, wir würden möglicherweise als Koalition tiefstapeln, das ist schon ein bisschen unlauter.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Das hat auch niemand gesagt.)