Protocol of the Session on July 4, 2014

Der Umgang mit den digitalen Medien ist heute für viele Kinder und Jugendliche selbstverständlich. Für die Zukunft sagen viele Experten eine weitere Zunahme von Digitalisierung und Vernetzung voraus. Überall hört man höhere Bandbreiten, schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten und eine größere Verbreitung von mobilen Breitbandanschlüssen. Besonders in den ländlich geprägten Gebieten – und die haben wir nun sehr viel in unserem Land – wird eine wesentliche Verbesserung des sogenannten schnellen Internets gefordert, damit diese Räume nicht noch mehr abgehängt werden. Da wird sich nicht nur das Kommunikationsverhalten unserer Schülerinnen und Schüler weiterhin verändern.

Kinder und Jugendliche wachsen heute mit den neuen Medien auf. Sie dienen nicht nur der Freizeitbeschäftigung, sondern sind auch unverzichtbarer Bestandteil in der Ausbildung und im Beruf. Deshalb ist ein verantwortlicher Umgang mit den neuen Medien und mit dem Internet unverzichtbar. Unsere Schülerinnen und Schüler müssen sichere Grundkenntnisse über Datensicherheit und über Datenschutz haben. Sie müssen ihre Mediennutzung kritisch hinterfragen. Eines der Ziele des Informatikunterrichts aller Schulen des Landes muss es sein, dass unsere Kinder und Jugendlichen auf eine sinnvolle und kompetente Mediennutzung vorbereitet werden.

Ich will Ihnen mal kurz zitieren, wie das Bundesamt für Sozialversicherung der Schweizerischen Eidgenossenschaft Medienkompetenz definiert: „… bewusst und vor allem verantwortungsbewusst mit Medien umzugehen. Dazu gehört das Wissen, wie man seine Bedürfnisse nach Informationen und Unterhaltung mit Medien erfüllen kann, aber auch das Hinterfragen sowohl der Medien als auch des eigenen Medienkonsums. Medienkompetenz im Internetzeitalter umfasst neben dem technischen Wissen, wie digitale Medien bedient werden, nach wie vor die Fähigkeit, gut lesen und schreiben zu können. Zudem bedeutet ein kompetenter Umgang mit digitalen Medien: vorsichtig sein mit persönlichen Daten im Inter

net, Informationen kritisch prüfen, Beachten von allgemeinen Umgangsregeln auch im Internet und sich regelmässig von digitalen Ablenkungen abschirmen.“ Zitat- ende.

Das Projekt „Medienscouts Mecklenburg-Vorpommern“ wurde im Herbst 2012 ins Leben gerufen, damit Jugendliche die Möglichkeit erhalten, kritisch ihre Mediennutzung zu hinterfragen. Die Medienscouts sollen – wir haben es heute schon mehrfach gehört – eine Lotsenfunktion in der Schule übernehmen und ihr Wissen an Freunde und Mitschüler weitergeben.

Gerade in der aktuellen Diskussion über NSA oder über die Datensammelwut von Google und anderen Internetkonzernen gewinnt dieses Thema immer mehr an Bedeutung und ist derzeit hochaktuell. Die Mediennutzung wird immer komplexer, insbesondere Jugendliche tummeln sich in sozialen Netzwerken, seien es YouTube, Facebook oder WhatsApp. Dabei stehen unter anderem folgende Fragen im Mittelpunkt: Wer kennt meine Daten? Wie schütze ich meine Privatsphäre? Was muss ich in meinem Profil beachten? Muss ich immer alle Daten angeben? Darf ich alles posten? Wie gehe ich mit Fotos und Videos um? Wann mache ich mich strafbar? Muss ich immer online sein und wann beginnt die Sucht?

Gerade Jugendliche lernen viel von Gleichaltrigen. Sie haben das gleiche Nutzungsverhalten, sind neugierig und experimentierfreudig. Die Vorteile der digitalen Medienwelt sind den Jugendlichen wohlbekannt. Aber können sie die Risiken immer richtig einschätzen? Das ist hier wirklich eine ganz wichtige Frage und hier setzt das Medienscoutprojekt M-V an. Kinder und Jugendliche sollen beim kritischen Umgang mit den neuen Medien unterstützt werden. Erlernen von Medienkompetenz ist eben mehr. Die Kinder und Jugendlichen brauchen dabei die Unterstützung und Begleitung.

Deshalb werden wir – wir haben es heute schon gehört – den Datenschutzbeauftragten und Medienscouts in den Bildungsausschuss einladen. Uns interessiert wirklich, ob sich dieses Projekt aus seiner Sicht oder auch aus der Sicht der Jugendlichen bewährt hat. Wenn ja, dann sollte das verstetigt werden und es sollte dann auch an allen weiterführenden Schulen Medienscouts geben. Diese gut ausgebildeten Jugendlichen können den Gleichaltrigen, aber auch den Eltern und den Lehrkräften wertvolle Tipps und Hinweise geben. Denn auch wir Erwachsene können von unseren Jugendlichen etwas lernen.

Jetzt zu dem anderen Thema: E-Learning. Wir haben zwar schon viel darüber gesprochen, aber was man darunter versteht, wurde heute überhaupt noch nicht erwähnt. E-Learning ist eine technisch basierte Ergänzung der klassischen Unterrichts-, Aus- und Weiterbildungsmethoden. E-Learning ist eine sinnvolle Methode, um Wissen zu erwerben, zu ergänzen und zu teilen. Die Vorteile von E-Learning sind zum Beispiel Angebote von hochwertigen Aus-, Fort- und Weiterbildungen zu günstigen Kosten sowie eine gesteigerte Effizienz in diesen Bereichen. E-Learning nutzt und vereinigt die Vorteile von synchronem und asynchronem Lernen durch technische Mittel wie Selbsttests und Videokonferenzen.

Medienbildung gehört zum Grundauftrag der Schule. Im Rahmenplan „Informatische Grundbildung“ für die 5. und 6. Klassen heißt es, und da zitiere ich:

„Die Neuen Medien nehmen Einfluss auf die Ziele und Inhalte des Unterrichts:

Zu den bisherigen Methoden der Informationsrecher

che tritt die Nutzung elektronischer Informationsquellen. Dem kritischen Umgang mit den RechercheErgebnissen kommt hierbei erhöhte Bedeutung zu.

Neue Medien verändern das Produzieren von Texten,

führen zu anderen Textsorten und erfordern andere Methoden und Textrezeption.

Neue Medien eröffnen neue Präsentationsmöglich-

Der schülerbezogene Einsatz Neuer Medien verändert die Lehr- und Lernprozesse:

Die Nutzung einer Medienecke erfordert unterschied

liche Sozial- und Organisationsformen des Lernens.

Die Selbstständigkeit der Schüler, ihre Kreativität

können ebenso erhöht werden wie ihre Verantwortung für die Arbeitsergebnisse.

Durch den Einsatz geeigneter Software-Module kön

nen Lernprozesse individualisiert werden, gerade für die Jahrgangsstufen 5 und 6 bieten Neue Medien eine Chance der Binnendifferenzierung“ und zur individuellen Förderung.

„Authentizität und Öffnung des Unterrichtes nehmen

zu (z. B. durch E-Mail-Kontakte).“

Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer unserer Schulen sollten von den Vorteilen der neuen Medien bei der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichtes profitieren. Mit einer digitalen Plattform – wir haben es heute schon vom Minister gehört – für Unterrichtshilfen, zu der jede Lehrkraft Zugang hat, können erhebliche Arbeitserleichterungen geschaffen werden. Ein weiterer sehr großer Vorteil wäre, wenn unsere Lehrerinnen und Lehrer keine Probleme mit den Urheberrechten hätten.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nicht nur die.)

Was sollte eine solche digitale Plattform beinhalten? Neben gekauften Materialien könnten vom IQ M-V entwickelte Arbeitsblätter sowie Vorschläge für Lernkontrollen und Klassenarbeiten zur Verfügung stehen, Stundenentwürfe von den Lehrerinnen und Lehrern selbst. Hier könnten sich die besten Pädagogen dazu untereinander austauschen, Verbesserungsvorschläge unterbreiten und Praxistipps geben. Neudeutsch würde es heißen „Best Practice“. Hiervon profitieren insbesondere Lehrkräfte an kleinen Schulen im ländlichen Raum, da oft die Fachgremien sehr klein sind.

Aus meinen zahlreichen Schulbesuchen kenne ich den teilweise sehr unterschiedlichen Zustand und Ausstattungsgrad unserer Schulen. Die Schulträger in ihrer kommunalen Selbstverwaltung setzen ihre Schwerpunkte selbst. Unsere Schulen sollen aber mit dem technischen Fortschritt mithalten. In zahlreichen Schulen gibt es digitale Klassenräume oder Klassen, die überwiegend mit Tablets oder Notebooks arbeiten. Andere Schulen haben nur ein Computerkabinett, in dem nur eine Halbgruppe arbeiten kann. Im Schulgesetz von

Mecklenburg-Vorpommern Paragraf 102 heißt es, dass die Schulträger die Schulgebäudeanlagen zu errichten, zu unterhalten und zu verwalten und den Sachbedarf des Schulbetriebs zu decken haben. Deshalb sollte hier wirklich der Städte- und Gemeindetag einheitliche Regelungen für die Kommunen definieren.

In gewisser Weise erinnert mich die Diskussion – Herr Renz hatte es vorhin schon einmal angeführt – an die Einführung des Taschenrechners in den 80er-Jahren in der damaligen DDR. Auch hier gab es starke Befürworter für den Fortschritt, aber genauso viele Ablehner. Obwohl es damals in der DDR ökonomische Gründe waren, wurde die Ablehnung überwiegend pädagogisch begründet. Letztendlich wurde der Schulrechner SR1 mit Kostenbeteiligung der Eltern eingeführt.

Heute haben wir die Diskussion zur Nutzung der Tablets im Unterricht. Auch hier gibt es Gründe, die dafürsprechen: Anschaulichkeit des Unterrichts, schnelles Recherchieren, schnelles Kommunizieren und viele Schüler arbeiten bereits mit Tablets. Argumente dagegen sind: Nicht überall haben wir den gleichen Ausbau der Netze, die Geräte halten den harten Schulalltag nicht aus. Wie sieht es mit der Ablenkung durch soziale Netzwerke aus? Und was sagen die Hirnforscher dazu?

Dass Mediennutzung auf das Gehirn wirkt, steht außer Frage. In einer Studie der Audi BKK heißt es: „Ob es schadet, hängt jedoch sehr von der individuellen Lebenssituation ab – und vom Alter. Relativ einig sind sich Neurowissenschaftler und Pädagogen, dass Kleinkinder möglichst wenig mit Bildschirmmedien in Kontakt kommen sollen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen spielen sozialer Kontext und Psyche eine wesentliche Rolle.“

Zusammenfassend kann festgestellt werden: Unsere Kinder und Jugendlichen nutzen im privaten Bereich bereits die vielen Vorteile von Smartphone, Tablet oder Notebook. Demzufolge können die Lehrerinnen und Lehrer bei der Unterrichtsgestaltung nicht auf die neuen Medien verzichten, aber die Nutzung sollte gezielt und dosiert erfolgen, denn auch zukünftig wird großer Wert auf das Lesen, das Schreiben und das logische Denken gelegt werden. Nur wer ein gutes Grundwissen hat, kann in der digitalen Medienwelt mithalten.

Stimmen Sie unserem Koalitionsantrag zu – und zwar nur dem Koalitionsantrag und nicht irgendwelchen Zeitschriften oder irgendwelchen Anlagen –, der neben den Vorteilen des E-Learnings auch Schwerpunkte beim verantwortlichen Umgang mit dem Internet und den Grundkenntnissen über Datensicherheit, Datenschutz und Urheberrechten vorsieht! Die SPD-Fraktion wird dem Antrag selbstverständlich zustimmen. – Danke.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Burkhard Lenz, CDU)

Vielen Dank, Herr Butzki.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Petereit für die Fraktion der NPD.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die vorliegende Initiative erinnert vielmehr an einen aufgeschreckten Hühnerhaufen, der verzweifelt nach einem Unterschlupf sucht. Um es parlamentarischer

auszudrücken: Kurz vor Antragsschluss wurde hier noch nach einem Thema gesucht.

So soll die Landesregierung zum Ersten den Auftrag erhalten zu prüfen, inwieweit sich das Ausbildungsangebot des Landesbeauftragten für Datenschutz, aus Schülern sogenannte Medienscouts zu machen, bewährt habe und verstetigt werden könne. Die Informationen hätten mit einer Kleinen Anfrage und etwas Medienkompetenz auch selbst in Erfahrung gebracht werden können. Nach einem lobenden Bericht von „NDR 1 Radio M-V“ über das Projekt hätten Sie im Internet auch Informationen finden können, dass es die Medienscouts 2014 unter die ersten sechs schafften, die sich um den Medienkompetenzpreis bewarben. Es hat sich wohl bewährt.

Zum Zweiten soll die Landesregierung dem Bildungsausschuss darüber berichten, wie Lehrkräfte an den hiesigen Schulen beim Einsatz von modernen Unterrichtsmitteln durch eine digitale Plattform für Unterrichtshilfen unterstützt werden könnten. Hier wird sehr geheimnisvoll getan, so als ob das Fahrrad noch einmal neu erfunden werden müsste. Mal abgesehen davon, dass Sie den Punkt quasi per Zuruf auf die Tagesordnung des Bildungsausschusses setzen können und das nicht per Antrag im Landtag geschehen muss, können Sie, die Sie über Medienkompetenz reden und entscheiden sollen, die Ihrige beanspruchen und sich dazu belesen. Sollten Sie den Abendkurs „Google für Anfänger“ nicht bestanden haben, so werden Sie unter www.lehrer-online.de fündig.

Zum Dritten soll der Landtag die Landesregierung auffordern, gemeinsam mit den Schulträgern den derzeitigen Stand der Ausstattung der Schulen zu überprüfen. Es ist noch gar nicht lange her, da gab sich die Landesregierung in dieser Hinsicht ziemlich zugeknöpft. In der Antwort auf die Kleine Anfrage 6/1293 im November 2012 hieß es auf die Frage nach der Zahl der Schulen in M-V, die über technische und personelle Voraussetzungen zum E-Learning verfügen, dass die technische Ausstattung der Schulen nicht zentral erfasst werde, da es sich dabei um eine Aufgabe der einzelnen Schulträger handele. Auch die Frage, wie viele Schulen das E-Learning nutzen und wie viele Schüler daran teilnehmen, konnte die Landesregierung nicht beantworten. Dazu sei keine Aussage möglich, da das E-Learning sowohl in der Nutzungsart, im Umfang als auch in der Häufigkeit durch die Schulen und die Lehrkräfte individuell gestaltet werden kann.

Doch da nun die Regierungsparteien ihr Kabinett auffordern, wird es bei der Erstellung der entsprechenden Übersicht ja wohl keine Schwierigkeiten mehr geben. Obwohl der Antrag im Grunde überflüssig ist, ist es auch unschädlich, ihm zuzustimmen, und das werden wir tun. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Renz für die Fraktion der CDU.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich denke, es ist unstrittig, dass wir von CDU und SPD hier ein Zukunftsthema platziert haben. Wir persönlich können natürlich nichts dafür, dass die Opposition auf dieses Thema vorher nicht gekommen ist.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Ich bin auch ganz klar der Auffassung: Allein schon in der Überschrift „Medienkompetenz ausbauen – E-Learning in Schulen fördern“ sind klare Aussagen, klare Aufforderungen an die Landesregierung, hier zu handeln.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das macht sie ja schon längst.)