Protocol of the Session on March 13, 2014

chen und Jungen in Bildung, Ausbildung, Übergang von Schule in den Beruf

3. Chancengleichheit von Frauen und Männern im Er

werbsleben sichern

4. Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben für Frau

en und Männer verbessern

5. Partizipation von Frauen fördern

6. Netzwerke nutzen

Darüber hat sich Frau Gajek hier eben schon ein bisschen lustig gemacht.

7. Frauen in der Wissenschaft

8. Geschlechtergerechtigkeit in der Gesundheit

9. Benachteiligungen von Frauen mit Behinderungen

10. Soziale Sicherung von Frauen

11. Geschlechtergerechtigkeit im Steuerrecht

Das sprach Frau Friemann-Jennert ja auch schon an und machte ein großes Fragezeichen dahinter.

12. Maßnahmenplan zum Landesaktionsplan zur Be

kämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder

Selbstverständlich steht es der Opposition gut zu Gesicht, wenn sie hier bei Bewusstmachung dieser Punkte sagt, uns reicht das noch nicht aus, wir haben viel mehr Ideen und gute Vorschläge gemacht. Das ist Sinn und Zweck der Opposition, dass sie den Finger in die Wunde legt und natürlich alles sehr kritisch sieht.

Wie Frau Gajek und viele andere auch – Herrn Ritter habe ich dieses Mal nicht gesehen, sonst ist er ja auch immer dabei – war ich auf der Frauentagsveranstaltung der Ministerin, diesmal am 6. März im Goldenen Saal in Schwerin, unter der Überschrift „Lebenswege“. Ich weiß nicht, welche Arbeitsgruppe Frau Gajek bereichert hat, ich selbst habe mich der Arbeitsgruppe „Geschlechtersensible Berufsorientierung“ angeschlossen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Für mich war das Ergebnis dieser Arbeitsgruppe aber nüchtern betrachtet das folgende: Auf dem Papier sind wir gut und in naher Zukunft werden wir, glaubt man Herrn Ingo Schlüter in diesem Zusammenhang, der daran auch teilgenommen hat, noch viel besser sein. In der Realität sieht das aber leider längst nicht so gut aus.

Trotz erfolgreicher Durchführung verschiedenster Maßnahmen – die sind zu verzeichnen im Übergang von der Schule in den Beruf, hier nenne ich auch noch mal ausdrücklich den Mädchentag und den Jungentag und die stetige Zunahme der Teilnehmer, das hat sich ja praktisch fast schon wie so ein Schneeball entwickelt, also sehr positiv – schlägt sich das in der tatsächlichen Berufswahl nicht wirklich nieder. Auch die Betriebe, die sich daran beteiligen, und die Betriebe, die sich das angucken, sind nach wie vor nicht so leicht davon zu überzeugen, dass Mädchen in die vermeintlich männertypischen Berufe, die sie anbieten, wirklich hineinpassen. Ein Vertreter eines Unternehmensverbandes, der seit vielen Jahren seine eigenen Unternehmen bewirbt, saß auch in dieser Runde und resümierte, er kommt da nicht recht voran.

Wenn man das mal nüchtern betrachtet, ist das auch wirklich kein Wunder, denn das Rollenbild der Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Das äußert sich auch ganz konkret. Wenn man sich die Pressemeldungen der letz

ten Wochen mal zu Gemüte führt, ist das teilweise richtig erschreckend. Zum einen wurde in einer Pressemeldung verkündet, dass heute mehr Gewalt gegen Frauen zu verzeichnen ist als je zuvor. Das liegt natürlich auch daran, dass man heute darüber offen spricht.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Jede vierte Frau in der EU gibt zu, dass sie bereits Opfer von Gewalt wurde. In Ländern, wo Frauen besonders selbstbewusst und offensiv mit dem Thema umgehen und wo auch die Gleichstellung insgesamt gut klappt, sind das sogar wesentlich mehr Frauen. Die Zahl in Dänemark liegt bei 52 Prozent. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Die Dunkelziffer ist also insgesamt sehr hoch, weil man ja Frauen in allen EULändern befragt hat, auch Frauen in Polen zum Beispiel. Die gaben nur zu 19 Prozent an, von Gewalt jeweils betroffen zu sein. Ich denke mal, da ist noch eine ganz gehörige Dunkelziffer, die festzustellen ist.

Als Nächstes ist festzustellen, dass sich die Anerkennung von Frauen in ehemaligen Männerdomänen, beispielsweise bei der Bundeswehr, in den letzten Jahren nicht erhöht hat, sondern eher im Gegenteil, sie schwindet. Das sind keine Erfolge von Gleichstellungspolitik. Auf diese Dinge hat unsere Gleichstellungskonzeption leider nicht so viele Auswirkungen, wie wir das gern hätten.

In der Arbeitsgruppe, von der ich eben berichtet habe, wurde aber auch bemängelt, dass die Lehrkräfte in Schulen und das Betreuungspersonal in Kindertageseinrichtungen noch große Defizite in Bezug auf ein eigenes Genderbewusstsein hätten. Dazu kann ich eigentlich nur sagen: Wenn man sich den Altersdurchschnitt so anschaut, dann sind auch diese Personen nur ein Abbild der Gesellschaft. Die Prägung unserer Kinder fängt doch spätestens nach der Geburt, eigentlich schon ein bisschen früher, im Elternhaus an.

Und ich möchte Sie alle hier nicht fragen, wer seinen Kindern alte deutsche Märchen vorgelesen hat

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ich!)

oder wer da ganz bewusst auf das eine oder andere verzichtet hat.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nee!)

Wenn man genauer hinguckt, sind ganz viele alte deutsche Märchen in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen einfach von der Bildfläche verschwunden, teilweise weil sie sehr brutal sind oder waren, teilweise aber auch, weil sie nach heutigen Maßstäben politisch einfach unkorrekt waren,

(Stefan Köster, NPD: Aha! Zensur! Zensur!)

weil ja darin sehr stark die Rollenklischees und die Verurteilung bestimmter Bevölkerungsgruppen vorgekommen sind. Anders aber sind diese „netten“ Märchen wie zum Beispiel „Dornröschen“, „Aschenputtel“, „König Drosselbart“. Welches Mädchen- und Frauenbild wird uns denn da gezeigt? Wenn Frauen selbstständig, unabhängig und älter sind, dann sind das böse Stiefmütter oder dann ist das gar die böse Hexe.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Wenn Frauen als junge Hauptperson vorkommen, dann sind sie mädchenhaft schön und vor allen Dingen …

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Aber es gibt auch Rumpelstilzchen!)

Ich spreche von diesen bestimmten Märchen, die ich eben benannt habe, und davon gibt es sehr viele, Herr Ringguth. Ich denke, Sie haben Ihren Kindern vielleicht auch diese Märchen vorgelesen.

Noch mal: Wenn junge Frauen die Hauptperson sind, dann sind sie mädchenhaft schön, vor allen Dingen aber auch schön blöd,

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU – Vincent Kokert, CDU: Wenn das Herr Ritter gesagt hätte, dann wäre hier aber was los.)

weil sie nicht in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen, die gut für sie selbst sind. Nein, da muss der strahlende Ritter in goldener Rüstung oder zumindest der durchschnittliche Prinz kommen, das Dümmerle retten und in sein Schloss abschleppen.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Da lebt sie dann glücklich bis an ihr Lebensende. Und ich wette mal, dass das unmittelbar bevorsteht.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Auf diese Stigmatisierung von Frauen vergangener Jahrhunderte setzt doch auch die heutige Unterhaltungsindustrie, die Filmindustrie auf.

(Glocke der Vizepräsidentin)

Das sind dann solche Schmachtfetzen wie „Pretty Woman“ – ohne jeden Realitätsbezug.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Aber irgendwie schön, aber irgendwie schön. Irgendwie auch wieder schön.)

Ja, Sie finden das irgendwie schön. Ich finde, es ist einfach ein Rollenklischee – unterirdisch. So werden Frauenbilder heute immer noch gemalt.

Und die Mütter von heute? Auch die kann ich nicht ganz von meiner Kritik ausnehmen. Die Mütter von heute in unserer direkten Nachbarschaft sind es doch, die bereits ihre kleinen Töchter, bevor sie überhaupt in die Schule gehen, ermuntern, sich schön zu machen. Sie malen ihnen sogar die Fingernägel an und lassen ihnen Ohrlöcher stechen.