Die Zahl der eigentlichen Ausbildungsabbrüche ist damit auch bei uns im Land sehr viel kleiner, als in der öffentlichen Debatte bisher angenommen wird. Und, meine Damen und Herren, ich darf vielleicht hinzufügen, diese Wechsel werden wahrscheinlich auch nicht zurückgehen, und zwar deshalb, weil wir inzwischen mehr Ausbildungsplätze haben als junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen,
und insofern die Ausbildungsplatzsuchenden noch eine große Palette an Angeboten haben und dieses Angebot mit Sicherheit auch ausnutzen, um sich auszuprobieren und ihren Traumjob zu finden.
Dennoch stehen auch wir in Mecklenburg-Vorpommern vor der Aufgabe, die Übergänge von der Schule in die Berufsausbildung reibungsloser zu gestalten und dabei die Quote der vorzeitigen Vertragsauflösung, soweit das möglich ist staatlicherseits, positiv zu beeinflussen, nämlich dahin gehend, dass sie sinken.
Das Thema „Bildung, Ausbildung und Erwerbsintegration“ von jungen Menschen hat im nun auslaufenden ESFProgramm 2007 bis 2013 eine sehr große Rolle gespielt und wird auch in der neuen Förderperiode eine große Rolle spielen. Das Land wird mehr als die Hälfte dieser ESF-Mittel auf die junge Generation konzentrieren. Wir setzen auf Prävention, die durch gute schulische Bildung weniger Schulabbrecher hat, möglichst schnell, direkt und passgenau Übergänge von der Schule in die Berufsausbildung organisiert und eine Berufsausbildung in hoher Qualität sichert. Wir wollen, dass möglichst alle jungen Menschen bereits durch die Schule ausbildungsreif werden und Jugendarbeitslosigkeit gar nicht erst entsteht.
Die Quote der Schulabgänger ohne Berufsreife reduzierte sich im Schuljahr 2011/2012 auf 11,9 Prozent und erreicht damit den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2006. 2008, dem Jahr mit dem höchsten Wert, waren es noch 15,8 Prozent. Die Zahlen belegen, dass es deutliche Fortschritte gibt, allerdings ist dies kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen.
Und, meine Damen und Herren, ich möchte dies vielleicht noch einmal mit ein paar Argumenten untersetzen. Im Schuljahr 2008/2009 hatten wir also 15,8 Prozent der Jugendlichen, die im allgemeinbildenden Schulwesen keine Berufsreife erworben haben, im Moment sind es
11,9 Prozent. Das Ziel der Landesregierung ist es, den Anteil der jungen Menschen ohne Berufsreife im allgemeinbildenden Schulwesen bis 2020 zu halbieren, also auf 8 Prozent zurückzuführen.
Frau Oldenburg, dann würde ich Sie bitten, Sie sind ja erst zwei Jahre im Parlament, die erste Regierungserklärung des Ministerpräsidenten Sellering
Dort hat er mit Blick auf das Schuljahr 2008/2009 dies angekündigt. Alles andere wäre auch etwas irrwitzig, weil natürlich der Bundesdurchschnitt sich jeweils mit der Absenkung der eigenen Quote ebenfalls wieder verändert, diese Quote ist ja selbst nicht fix. Das ist der eine Punkt.
Es gibt ja nicht nur innerhalb der Schule die Möglich- keit, die Berufsreife zu erreichen, sondern es gibt auch nach der Schule die Möglichkeit, in der Volkshochschule, in der Beruflichen Schule, über die Bundesagentur für Arbeit die Berufsreife noch zu erarbeiten beziehungs- weise zu erwerben. Und wenn man sich mal ansieht, die 18- bis 24-Jährigen im Bundesländervergleich, ob sie einen Sekundarstufe-II-Abschluss haben, also eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, Frau Gajek, dann liegt Mecklenburg-Vorpommern plötzlich auf Platz 3 in der Bundesrepublik, und zwar vorne. Das heißt, wir haben ein großes Problem im allgemeinbildenden Schulwesen. Dort gelingt es uns nicht, in ausreichendem Maße die Schüler zum Abschluss zu bringen, aber bis sie 24 sind, sind wir bundesweit auf Platz 3, im positiven Sinne.
Die meisten westdeutschen Länder sind deutlich schlechter als wir, das heißt, wir gehören zu den Ländern mit der niedrigsten Quote derer, die keine Berufsausbildung absolviert haben. Ich möchte nicht sagen, dass diese Situation so bleiben soll, wir wollen ja in der ersten Phase in der allgemeinbildenden Schule den Anteil der Schüler, die die Berufsreife erwerben, deutlich vergrößern, damit wir in der zweiten Phase die Maßnahmen nicht mehr brauchen, aber ich wollte doch mal dem Eindruck entgegentreten, dass diese jungen Menschen keine Chance hätten.
Zur Förderung des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung sind beispielhaft die folgenden Maßnahmen von der Landesregierung vorgesehen. Die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler soll vor allem in der Schule zum Beispiel durch Projekte der vertieften Berufsorientierung unterstützt werden. Zur Steigerung der Qualität der beruflichen Ausbildung dient insbesondere die Unterstützung der überbetrieblichen Ausbildung in Handwerk und im Agrarbereich. So weit zu Punkt 2.
Kommen wir nun zum letzten Punkt Ihres Antrages. Wir sollen uns auf Bundesebene für eine „längst überfällige Strukturreform zur Modernisierung und Öffnung der beruflichen Bildung“ einsetzen, so schreiben Sie, und das vor allem unter dem Aspekt einer „durchgängigen Modularisierung der dualen Berufsausbildung“.
Liebe Kollegin Gajek, ich weiß nicht, wie weit Sie sich im Hochschulsystem mal mit den Professoren und Dozenten unterhalten haben, die ja nun schon seit vielen Jahren eine Modularisierung im Rahmen des BolognaProzesses erleben. So arg groß ist die Begeisterung nicht.
Modularisierung, das klingt modern und verspricht mehr Flexibilität. Damit, so glauben die Antragsteller, könne sich berufliche Bildung öffnen. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, Bildungsabschlüsse müssen Standards einhalten und sie sind auch nicht beliebig in kleine Kästchen aufteilbar, die man dann Module nennt. Berufsabschlüsse dokumentieren vielmehr die Qualität eines über einen langen Zeitraum erworbenen Wissens und entsprechender Fertigkeiten und sind so eher als Prozess zu beschreiben und nicht als – wie will man sagen – ein System von Legobausteinen.
Ob eine modulare Ausbildung im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig sein kann, ist eine völlig offene Frage. Deshalb rate ich dazu, also die Sozialministerin,
die bewährte duale Ausbildung weiterzuentwickeln. Wir müssen die qualifizierte Ausbildung aller jungen Menschen sichern und denen mehr Hilfestellung geben, die sich damit schwertun. Lebenslanges Lernen wird künftig für uns alle eine noch größere Herausforderung sein. Aber wie bereits gesagt, brauchen un- und angelernte junge Frauen und Männer eine zweite Chance, das heißt, sie müssen einen verwertbaren Bildungsabschluss nachholen können, und wie gesagt, in diesem Bereich sind wir bundesweit auf einer Spitzenposition.
Zweitens. Alle, die im ersten Anlauf einen Berufsabschluss nicht schaffen, brauchen eine zweite Chance. Daran wird bundesweit wie auch bei uns im Land in- tensiv gearbeitet. Frau Abgeordnete Gajek ist bereits darauf eingegangen, dass wir im Rahmen des Bünd- nisses für Arbeit an einem entsprechenden Konzept arbeiten.
Und drittens. Im neuen Operationellen Programm des ESF wird wie bisher auch die Bildung und Ausbildung sozial benachteiligter junger Menschen im Land ein ganz wichtiger Schwerpunkt sein.
Und, Frau Gajek, ich möchte Sie einfach ermuntern, etwas optimistischer in die Zukunft zu blicken. Wie gesagt, die Quote derer, die ihre Berufsreife nicht im allgemeinbildenden Schulwesen erworben haben, ist in den letzten Jahren kontinuierlich von 15,8 auf 11,9 Prozent gesunken. Und ich habe im Moment keine Anzeichen dafür, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzen wird. Insofern steuern wir doch auf bessere Zeiten zu. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zurufe von Egbert Liskow, CDU, und Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat der Abgeordnete Herr Renz von der Fraktion der CDU. Bitte, Herr Renz, Sie haben das Wort.
Gajek, Entschuldigung, bei Ihrem Antrag, als er mir vorlag, da habe ich mir dann gedacht, und die Ausführungen haben es im Prinzip bestätigt,
hier gilt sicherlich der Spruch „Weniger ist manchmal mehr“. Sie haben auch in diesem Antrag alles, was sich so links und rechts vom Wege bewegt, was mit Berufsausbildung zu tun hat,