Protocol of the Session on October 10, 2013

Was wollen wir, was ist neu an der angestrebten Vorgehensweise? Die staatlichen Gärten und Parks sollen für die Ausrichtung von Gartenschauen genutzt werden. Wir wollen den Bekanntheitsgrad und die überregionale Ausstrahlung dieser Kleinode erhöhen. Nicht jeder Besucher möchte nur in Führungen historische Begebenheiten und Jahreszahlen erfahren, nein, für viele Menschen ist erlebbare Geschichte viel einprägsamer und unterhaltsamer. Nicht umsonst ist das Barockfest in Ludwigslust ein Besuchermagnet. Hofdamen in historischen Kostümen, Fechtduelle auf dem Schlossplatz, Gaumenfreuden aus der herzoglichen Küche, zeitgemäße Musik oder die kleine Lehrstunde in Fächersprache machen die Zeit des Herzogs Friedrich zu Mecklenburg Mitte des 18. Jahrhunderts erlebbar.

Im Schweriner Schlossgarten wird der Gartensommer durchgeführt. Davon könnten doch auch Impulse für die Anlagen in Bothmer, Wiligrad, Güstrow und Ludwigslust ausgehen. Die so nah beieinander liegenden Schlösser in Mirow, Neustrelitz und Hohenzieritz könnten gemeinsame Events schaffen. Unter dem Motto „Zeigt her eure Gärten“ wäre es denkbar, dass Oldtimerralleys oder Reisebusse jeweils alle Schlösser und Gärten bis hin zum Jagdschloss Granitz anfahren.

Warum können wir nicht die Touristen von den Kreuzfahrtschiffen zu bauhistorischen und gartenbaugeschichtlichen Reisen durch die Zeit des Adels in MecklenburgStrelitz und Vorpommern führen? So etwas gab es

schließlich in der Neuen Welt nicht. Essen, Trinken, Kunst, Kultur, Musik und Wissensvermittlung können auch in unseren staatlichen Gärten noch mehr zum Erlebnis werden, ohne dass die...

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wenn Gärten ganz günstig liegen, kommt auch ein Segelboot vorbeigefahren.)

Nee, das wäre ein Großsegler, kein Segelboot, Herr Ritter, da haben Sie was verwechselt, im Gegensatz zu vorhin.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Machen Sie es nicht noch schlimmer, als es ist! – Peter Ritter, DIE LINKE: Wenn ich einen Garten an der Müritz habe, dann kommt ein Segelboot vorbei und kein Großsegler.)

Können wir mal gucken, ne.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, das ist so.)

Ganz im Gegenteil, wir wollen ja gerade mit den Zeugnissen der Gartenkunst in der Landschaftsarchitektur in Mecklenburg-Vorpommern werben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, im zweiten Teil unseres Antrages bitten wir die Landesregierung darum, die Möglichkeiten für objektbezogene Gartenschauen zu prüfen. Gartenschauen sind immer ein Zeugnis des Könnens von Gärtnerinnen und Gärtnern. Hier können sie ihre Produkte ausstellen und für ihr Handwerk werben.

Aber, meine Damen und Herren, wir erwarten, wie ich schon voranstellte, kein Konzept für eine Landesgartenschau im klassischen Sinne, nein, wir wollen, dass die 4 Millionen Mark und Euro an Fördermitteln, die in unsere staatlichen Schlösser und Gärten investiert wurden und auch noch werden, zu mehr Tourismus beitragen und Wirtschaftsimpulse setzen. Ich gehe davon aus, dass die Fachleute im Landwirtschaftsministerium und beim BBL ihre Ideen zusammentragen und in einem Konzept bündeln werden, das uns hier im Landtag überzeugt.

Ich möchte zunächst auch gleich zu den Änderungsanträgen kommen. Den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen wir ab, denn wenn wir das streichen würden, was Sie da gerne hätten, dann würde der ganze Antrag keinen Sinn mehr machen, und das wollen wir natürlich nicht.

(Stefan Köster, NPD: Macht so oder so keinen Sinn.)

Hätten Sie jetzt „unter anderem“ gesagt, dann hätte man da noch was zu sagen können, da hätten wir auch mit zustimmen können, aber so leider nicht.

Den Änderungsantrag der Fraktion der LINKEN lehnen wir natürlich auch ab, wie sich das gehört, ne.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, ist doch klar.)

Denn das Problem hierbei ist schon wieder, ich lese mal vor: „Dabei enthält das Konzept valide Prognosen zu möglichen Zielgruppen und Besucherzahlen“

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, da haben Sie doch gerade von gesprochen.)

„und stellt den Finanzierungsbedarf … dar.“ Dann muss ich aber mal mit den Worten von Frau Schwenke argumentieren, wir sollen uns kein Korsett und Denkverbote anlegen, das haben Sie heute in der Rede zur Energiewende gesagt. Wir wollen uns auch kein Korsett anlegen und daher lehnen wir den Änderungsantrag ab. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Ich habe es verstanden.

Vielen Dank, Herr Gundlack.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Außerdem macht man das bei der Einbringung nicht, was Sie jetzt gemacht haben. – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Ums Wort gebeten hat zunächst die Finanzministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Frau Heike Polzin.

(Egbert Liskow, CDU: Die redet auch gern.)

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Egbert Liskow, CDU: Schon wieder in einer schweren Lage.)

Ich habe das noch nie an dieser Stelle gesagt, aber ich freue mich, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern reich sind –

(Helmut Holter, DIE LINKE: Toll!)

reich an Schlössern, Herrenhäusern,

(Michael Andrejewski, NPD: Reich an Erfahrungen.)

Parks und Gärten, auch an Steinen, aber die werde ich an dieser Stelle nicht unbedingt erwähnen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die sind auch schön.)

Eine ganz besondere Strahlkraft besitzen

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

die im Landesbesitz befindlichen Schlossgärten in Schwerin, Ludwigslust, Güstrow, Wiligrad, Bothmer, Mirow, Neustrelitz und Hohenzieritz.

(Vizepräsidentin Beate Schlupp übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben in den letzten Jahren sehr, sehr viel Geld investiert, um hier in wunderbarer Weise historische europäische Gartenbaukunst wieder erlebbar zu machen – von der Renaissance bis zum romantischen Historismus. Die Erhaltung dieser historischen Substanz verstehen wir aber nicht nur als kulturellen Auftrag, wir sind uns des touristischen Potenzials bewusst. Wir wollen die Tourismusbranche gerade im ländlichen Raum weiter fördern, die strukturschwachen Regionen an die touristischen Zentren anbinden, saisonverlängernde Maßnahmen ausbauen und damit letztlich Arbeitsplätze schaffen und erhalten.

Schon jetzt ziehen die Orte, an denen Geschichte erlebbar wird, jedes Jahr etwa eine halbe Million Gäste an und sind damit eine wichtige Stütze der Tourismuswirtschaft unseres Landes. Ich freue mich über den Antrag der Koalitionsfraktionen, die damit zeigen, dass es ihnen ein wichtiges Anliegen ist, diese Schätze auf der einen Seite zu pflegen, instand zu setzen und zu erhalten.

Gerne müssen wir uns aber auch gerade dem Thema der Erhöhung des Bekanntheitsgrades und der Attraktivität weiter widmen. In den nächsten Jahren werden weitere Gärten ans Netz gehen. Es ist deshalb genau das richtige Zeitfenster, sich den Überlegungen, wie können wir unsere Schätze auch überregional besser vermarkten, natürlich genauer zu widmen. Wenn ich höre, dass am 3. Oktober Bayern das Land vorstellt als das Land der Schlösser, dann sage ich: Halt, stopp, wir haben eigentlich viel mehr.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Die haben doch schon das Oktoberfest.)

Und es muss uns einfach auch gelingen, das nach draußen deutlicher erkennbar zu machen.

(Egbert Liskow, CDU: Mehr Herrenhäuser haben wir.)

Ich gehe also mal davon aus, dass wir auch von ähnlichen Konzepten in anderen Ländern und Regionen ganz gut lernen können, denn es ist ja keine Schande, es ist ja nicht wie in der Schule, dass Abgucken bestraft wird. Hier gute Ideen auch zu übernehmen und einzubinden, wird uns, denke ich, erlaubt und auch hilfreich sein.

Wenn es gelingt, an geeigneten Stellen Ausstellungen zur Geschichte des jeweiligen Gartens, zu historischen Pflanzen, zur Orangeriekultur oder auch zur Entwicklung der Gartenstile zu organisieren, dann wird dies die Attraktivität unserer historischen Gärten nachhaltig steigern. Durch die Zusammenarbeit mit Gartenbaubetrieben, Landschaftsarchitekten, Gärtnereien und Denkmalpflegern ist zudem eine breite Beteiligung von Unternehmen aus der Region möglich.

Eines dürfen wir dabei aber nicht aus dem Auge verlieren: Wir haben es in unserem Land vor allem mit historischen Gärten und Parks zu tun. Daher fand ich es auch wichtig, dass dieser Aspekt durch den Einbringer der Rede noch einmal betont wurde. Mit der IGA in Rostock oder der BUGA in Schwerin werden die zu planenden Ausstellungen in unseren Gärten sicher nicht zu vergleichen sein. Wir werden nicht auf die neuesten Entwicklungen und Trends auf dem Pflanzenmarkt oder in der Gartengestaltung eingehen und ganz sicher auch keinen Schlosspark einzäunen, denn wir müssen die Aspekte des Denkmalschutzes berücksichtigen. Mit einem Kon

zept zur historischen Gartenausstellung würden wir hingegen völlig neue Wege gehen und zusätzliches touristisches Potenzial erschließen. Davon bin ich überzeugt.

Selbstverständlich müssen wir solche Aktionen durch professionelle Marketingmaßnahmen unterstützen, aber auch den Bekanntheitsgrad insgesamt weiter erhöhen. Daran arbeiten wir bereits auf mehreren Strecken. Ich möchte nur ein Beispiel nennen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Läuft doch schon. Wozu brauchen wir den Antrag?)