Protocol of the Session on August 29, 2012

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Ich weise diesen Vorwurf zurück. Und wir werden ja morgen oder übermorgen, ich glaube, Freitag früh ist er auf der Tagesordnung, genau diesen Antrag noch behandeln.

(Vincent Kokert, CDU: Och ja?)

Wir haben uns immer für eine gerechte Entlohnung der Pflegekräfte eingesetzt und für eine angemessene Vergütung der Pflegeunternehmen.

(allgemeine Unruhe – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Aber selbstverständlich, Herr Nieszery!

(allgemeine Unruhe und Heiterkeit)

Dann stimmen Sie doch der Volksinitiative „10 Euro Mindestlohn“ zu,

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

dann gelten die 10 Euro auch für die Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen. Da werden wir Sie beim Wort nehmen!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Lenken Sie nicht ab, Herr Holter!)

Fakt ist aber eins,

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Fakt ist auch, dass die gescheiterte Vergütungsverhandlung nur der berühmte Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Probleme sind viel tief gehender.

(Heinz Müller, SPD: Blödsinn!)

Schon heute haben wir …

Also, Herr Müller, Sie können sich ja hier gerne äußern,

(Heinz Müller, SPD: Ja, mache ich doch.)

aber ich glaube nicht, wenn ich sage, die Probleme sind viel tief gehender und die Grenze zum Pflegenotstand ist längst überschritten, dass das Blödsinn ist. Das ist eine Tatsache, Herr Müller!

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Was Sie hier erzählen, damit gehen Sie an den Problemen der Menschen vorbei. Das will ich Ihnen deutlich sagen.

(Heinz Müller, SPD: Hier von Mindestlohn reden, aber den Pflegern den Geldhahn abdrehen wollen, da steckt der Blödsinn!)

Die Grenze zum Pflegenotstand ist überschritten.

(allgemeine Unruhe)

Das ist nicht nur unsere Einschätzung,

(Glocke der Vizepräsidentin)

das ist auch die Einschätzung derer …

Entschuldigung, Herr Holter.

Ich möchte darum bitten, dass Sie soweit Disziplin bewahren, dass der Redner zu verstehen ist. Das war nicht mal dem Präsidium möglich. Also bitte, verhalten Sie sich etwas gelassener.

Also wir haben da erstens die schlechte Bezahlung der Pflegekräfte. Den Pflegefachkräften im Osten steht seit 2012 ein Mindestlohn von 7,75 Euro zu. Hinzu kommt, dass Pflegekräfte wegen des komplizierten Schichtsystems in der Regel 35 Stunden und die Hilfskräfte gar nur 30 Stunden in der Woche arbeiten können. Rechnen Sie sich mal aus, was am Monatsende dann im Portemonnaie ist! Und wie soll es unter diesen Umständen gelingen, junge Leute zu überzeugen, den Altenpflegeberuf zu ergreifen?

(Vincent Kokert, CDU: Sie reden die Pflegeberufe gerade schlecht.)

Und an dieser Stelle ist es auch nicht zu verstehen, warum im Westen Deutschlands der Stundenlohn um einen Euro höher liegt. Und wir, meine Damen und Herren, wir befinden uns im 22. Jahr nach der Einheit. Pflege und die Menschen, die der Pflege bedürfen, müssen in Deutschland gleich viel wert sein, egal, ob in Rostock, Hannover oder in München. Darum geht es doch.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das haben wir alles schon diskutiert.)

Na, Sie haben doch dem Kompromiss zugestimmt bei dem Branchenmindestlohn!

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wer? Wer hat dem zugestimmt?)

Na selbstverständlich!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wer hat dem zugestimmt?)

Hier, Ihre Ministerin war es doch. Sie provozieren mich, genau diese Aussagen hier zu treffen.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Frau Schwesig hat hier erklärt, mehr war nicht drin, und deswegen gibt es einen unterschiedlichen Pflegemindestlohn in Ost und West.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Deswegen haben wir noch lange nicht zugestimmt. Erzählen Sie die Wahrheit! Erzählen Sie doch nicht so was!)

Brisant ist die Situation gerade in Westmecklenburg.

(Jörg Heydorn, SPD: Reden Sie doch mal darüber, wie Sie sich vom Acker gemacht haben!)

Auf Mitarbeiterparkplätzen, auf Mitarbeiterparkplätzen in Westmecklenburg werden mit Flugzetteln die Mitarbeiter/-innen abgeworben, weil dort, im Westen, in Schleswig-Holstein und Hamburg, die Entlohnung um 400 bis 600 Euro höher liegt und damit die Fachkräf- te abwandern. Und deswegen ist es richtig und notwendig, wir brauchen einen einheitlichen Mindestlohn von 10 Euro.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, ja.)

Meine Damen und Herren, zu dem geringen Lohn kommt aber auch, dass die Mehrheit derer, die diesen Beruf ergreifen, tatsächlich für ihre Ausbildung bezahlen müssen. Das sind monatlich rund 135 Euro. Wo leben wir denn eigentlich? Warum muss ein Arzt, dem wir als Gesellschaft die Ausbildung bezahlen, nicht selbst zahlen und die Pflegekräfte müssen es tun?

Damit Sie mich nicht falsch verstehen, ich will nicht gegen diejenigen sprechen, die Ärzte werden. Die sollen gut verdienen und die Ausbildung soll auch kostenfrei sein, aber was den Ärzten recht ist, kann doch den Pflegekräften nur billig sein.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Darum geht es, meine Damen und Herren! Und hier liegt die Verantwortung bei der Landesregierung. Niedersachsen ist das erste Land, welches diese Bezahlung abschafft. Warum nicht Mecklenburg-Vorpommern? Warum wird das Schulgeld für die Altenpfleger in MecklenburgVorpommern nicht beendet?

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das sind doch die Fragen, die hier stehen. Warum gibt es hier nicht eine Ausbildungsumlage wie in anderen Bundesländern, damit die Kosten für die praktische Ausbildung gerecht verteilt werden?