Protocol of the Session on August 29, 2012

Sehr geehrte Damen und Herren, es gilt nun, rechtzeitig die Voraussetzungen für zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, statt später hinterherzusparen. In diesem Sinne werden wir den Antrag im Ausschuss umfassend und eingehend beraten. Insofern trifft es sich gut, dass ein Vorschlag für Eckpunkte einer zukünftigen Gerichtsstruktur vorliegt und der Antrag nicht im luftleeren Raum beraten werden muss. Wir stimmen für die Überweisung des Antrages in den Europa- und Rechtsausschuss. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Borchardt.

(Torsten Renz, CDU: Das ist

jetzt ‘ne richtige Volksinitiative. –

Gibt es auch falsche? –

Das ist ja sehr interessant.)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute behandeln wir die zweite Volksinitiative hier im Landtag. Die Volksinitiative zum Erhalt einer bürgernahen Amtsgerichtsstruktur wurde von über 36.000 Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes unterstützt.

(Torsten Renz, CDU: Sehr gut.)

Den Initiatoren dieser Volksinitiative möchte ich im Namen meiner Fraktion an dieser Stelle recht herzlich für ihr Engagement danken und ich hoffe, dass sich der Landtag seiner Verantwortung bezüglich des Umgangs mit dieser Volksinitiative bewusst wird und dem berechtigten Anliegen auch Rechnung trägt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das machen wir doch immer so, Frau Borchardt.)

Nun habe ich ja bereits sowohl von Frau Ministerin Kuder als auch von Frau Drese gehört, wie sie denn die Volksinitiative auslegen. Sie haben aus meiner Sicht hauptsächlich aus der Begründung zitiert. Die Begründung werden wir hier im Landtag aber nicht beschließen. Die Initiatoren …

(Torsten Renz, CDU: Wie immer.)

Genau, wie immer.

Die Initiatoren haben in ihrer Volksinitiative, ich zitiere, unterschrieben, „einer Schließung einzelner Gerichts

standorte nur zuzustimmen, wenn die Präsenz der Justiz in einem Flächenland (wie) Mecklenburg-Vorpommern erhalten bleibt und der Zugang der Bürger und der Unternehmen zum Recht … nicht unangemessen erschwert wird“.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na, das ist doch auch so.)

Wenn Sie überzeugt sind von Ihrer Reform, dann sage ich Ihnen ganz deutlich, dann können Sie doch der Volksinitiative zustimmen.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir werden mal sehen, wie dann am Ende, nach der Rechtsausschusssitzung, nach der Behandlung im Rechtsausschuss hier in der abschließenden Beratung die entsprechenden Fraktionen zustimmen werden.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ach, Frau Borchardt! Sie wissen doch, wie das läuft.)

Nun sagen Sie, und das ist sicherlich berechtigt, dass man unterschiedlicher Auffassung sein kann, ob denn die Regierung nicht weiterarbeiten darf an ihrem Reformbedarf und ob man erst abwarten muss, bis eine Volksinitiative behandelt wird.

Ich sage hier ganz offen, ich finde es schon beschämend, wenn der Landtag die Volksinitiative auf der Tagesordnung hat, der Koalitionsausschuss aber in einer Eile, noch bevor wir hier überhaupt darüber reden, schnell mal festlegt,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Also, Frau Borchardt, das Thema ist wochenlang im Gespräch. Hallo! – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

wie denn zukünftig die Gerichtsstrukturreform aussehen soll.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wochenlang reden wir darüber.)

Da sage ich Ihnen ganz offen, und das sage nicht nur ich Ihnen, ich finde es eine Missachtung der 36.000 Bürgerinnen und Bürger, ihres Anliegens.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, mit dem Argument kommen Sie jedes Mal. Oh Mann!)

Ich finde es auch eine Missachtung der Initiatoren, die sich sehr viel Mühe gegeben haben, mit ihrer Initiative ganz sachlich ihre Anliegen hier vorzubringen und dementsprechend auch Unterschriften zu sammeln.

Und dann kommen wir mal zu Ihnen, Herr Dr. Nieszery.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja.)

Sie behaupten in Ihrer Pressemitteilung: Na ja, erstens wurden die Anliegen und die Anhörungen und die Papiere alle ausgewertet, die finden auch Niederschlag.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, natürlich. Das ist doch richtig.)

Das werden wir im Rechtsausschuss ganz genau prüfen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist doch okay. Das können Sie doch machen.)

Ich wage es zu bezweifeln,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, das ist aber eine Behauptung von Ihnen, aber keine Tatsache, Frau Borchardt.)

denn eins steht fest, denn eins steht fest …

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD)

Ach, Herr Dr. Nieszery, lassen Sie mich doch mal ausreden! Sie können doch nachher noch.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nee, Sie reden mich doch an! Sie sprechen mich doch an! – Heinz Müller, SPD: Sie werfen uns vor, dass wir vorher schon wissen, was rauskommt. Sie erzählen uns jetzt auch, dass Sie schon wissen, was rauskommt, Frau Borchardt. Wo ist denn da die Logik?!)

Na gut, also Herr Dr. Nieszery, Sie behaupten, dass es bei den Festlegungen im Koalitionsausschuss nach wie vor noch Spielraum gibt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na selbst- verständlich! Wie in jedem Verfahren üblich.)

Nun sage ich Ihnen mal ganz deutlich, nun sage ich Ihnen mal ganz deutlich – und die Erfahrung haben wir auch, seit, seit, jahrelang …

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, ich habe auch schon mal vier Kreise und fünf Kreise und sechs Kreise gehört.)

Nein, nein.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, da waren Sie nicht dabei, stimmt! Stimmt! Da waren Sie nicht dabei, das stimmt. Entschuldigung!)

Also der Koalitionsausschuss damals 2008, nein 2002, das habe ich persönlich, habe ich persönlich miterlebt,

(Zurufe von Torsten Renz, CDU, und Peter Ritter, DIE LINKE)

hat sich festgelegt auf fünf Kreise.