Ja, ich sage Ihnen, wir sind dafür, und deswegen haben wir die Volksinitiative ja auch unterstützt, wir sind dafür, alle Arbeitsplätze und alle Sparten zu erhalten, um die kulturelle Vielfalt und die künstlerische Qualität der Theater und Orchester in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern. Es ist für mich nicht nur ein kulturpolitischer Auftrag – und es ist mein Verständnis der Landesverfassung –, sondern es ist auch ein zutiefst humanistischer und ein bildungspolitischer Auftrag, den wir uns gegenüber haben, gegenüber der gegenwärtigen Gesellschaft, aber auch der zukünftigen Gesellschaft hier in Mecklenburg-Vorpommern.
Und ich frage Sie, meine Damen und Herren der Koalition: Was hat denn die alte neue Landesregierung bisher in den Fragen von Theatern und Orchestern unternommen? Wir kennen alle die Debatte aus der damaligen Legislatur. Im August 2008 hatte das Kabinett, ich darf zitieren, das „Diskussions- und Eckpunktepapier der Landesregierung zur Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterstrukturen in Mecklenburg-Vorpommern 2010 - 2020“ beschlossen und zur Grundlage für ihr Handeln gemacht. Alle wissen wir, heiße Debatten in Mecklenburg-Vorpommern, aber dieses Konzept ist kläglich gescheitert.
Der Ministerpräsident hat im Wahlkampf 2011 immer wieder erklärt, nein, dieses Konzept gibt es nicht mehr. Nach der Wahl war es dann auf einmal anders, man müsse an diesem Konzept weiterfeilen, aber das nur mal als Randbemerkung.
Doch, doch, doch. Genau das. Ich glaube, bei den Veranstaltungen, Herr Renz, bei denen ich dabei war und diese Frage aufgeworfen wurde, hat Herr Sellering erklärt, dass er eigentlich dieses, nicht eigentlich, dass er dieses Konzept von Henry Tesch nicht mehr unterstützt. Nach der Wahl sah es wieder anders aus. Und das, was in diesem Konzept stand, hat doch mit Kulturpolitik nichts zu tun.
… Kooperationen und Fusionen von Theatern und Orchestern wurden nicht unter kulturpolitischen Gesichtspunkten eingefordert, sondern ausschließlich unter finanziellen Gesichtspunkten. Und wo ist der Fachminister, wo ist Ihre Leidenschaft für die Kulturlandschaft hier in Mecklenburg-Vorpommern?
eben waren Sie noch nicht da, Herr Sellering. Einer schweigt zurzeit zu den Theatern und Orchestern. Das ist der Ministerpräsident Erwin Sellering. Doch, doch. Er ist der Ministerpräsident, er hat die Richtlinienkompetenz, er kann, wie in anderen Fällen ja auch, ein klares Wort sprechen und von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen, um klar zu sagen, denen, die für Theater und Orchester zuständig sind und die dort beschäftigt sind, wie die Zukunft hier aussehen soll.
Wir halten das zurzeit für kulturpolitisch unverantwortlich und ich will hier einfach noch mal wiederholen, was ich im Wahlkampf gesagt habe, Herr Sellering. Warum berufen Sie keinen Theatergipfel in Mecklenburg-Vorpommern ein? Laden Sie die Landräte, die Oberbürgermeisterin, den Oberbürgermeister und die Intendanten und die Geschäftsführer, die Betriebsräte der Theater und Orchester ein, reden Sie mit ihnen
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das macht doch der Minister. Nun lassen Sie doch mal die Kirche im Dorf! Das macht doch der Minister.)
und klären Sie die Frage im Interesse der Zukunft des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit den Theatern und Orchestern, die wir hier brauchen!
Und, meine Damen und Herren, ich will Sie fragen von der Koalition: Wie halten Sie es denn nun eigentlich mit Ihrem eigenen Koalitionsvertrag? Der Punkt ist schon zitiert worden, dort steht: „Die vielfältige Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern (ist) im Kern zu bewahren, fortzuentwickeln und im Rahmen der verfügbaren Mittel langfristig zu sichern.“ Das mag eine gute Formulierung sein, aber dann sollten Sie sich auch daran halten, dann sollten Sie nicht lange rumlamentieren und diskutieren, sondern sollten nun endlich mal Butter bei die Fische bringen und deutlich sagen, wie Sie diesen Anspruch, den Sie formuliert haben, umsetzen, denn dieser Anspruch, der bedarf keines weiteren Aufschubes, es muss sofort gehandelt werden.
Ja, Herr Reinhardt, Sie haben das kritisiert und andere auch. Wir haben vergangene Woche unser Konzept vorgestellt, weil wir uns in der Verpflichtung sehen, nicht nur zu fordern und zu kritisieren, sondern einen eigenen Vorschlag zu machen. Ja, ja, Herr Dachner, wir haben einen eigenen Vorschlag gemacht.
Wir haben einen Vorschlag gemacht, wie die Theater- und Orchesterstruktur in Mecklenburg-Vorpommern aussehen kann. Das wird ja morgen …
Das ist überhaupt keine Lex Schwerin. Das interpretieren Sie dort hinein. Denn lesen Sie das ganze …
(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nein, das interpretiere ich nicht hinein, das interpretiert sogar die Presse dort hinein.)
Ja, die Presse. Dann lesen Sie doch. Ich kann Ihnen ein paar Presseveröffentlichungen sagen. Es würde jetzt Werbung bedeuten für den Norddeutschen Rundfunk und für andere Zeitungen hier in Mecklenburg-Vorpommern, die klar sagen, das ist ein schlüssiges Konzept,
Die Frage der Übernahme des Staatstheaters Schwerin in Landesträgerschaft ist eine Säule unseres ganzheitlichen Konzeptes.
darüber zu diskutieren. Herr Koplin wird das hier vorstellen und in der Debatte dann auch dazu sprechen.
Und wir wollen unser Angebot – so ist der Antrag ja auch formuliert –, wir wollen unser Angebot in die Ausschüsse überweisen, damit wir es gemeinsam mit der Volksinitiative dann auch diskutieren können, denn genau um das, was Herr Brodkorb eben formuliert hat, geht es ja, die verschiedenen Sichten, die verschiedenen Vorschläge zu diskutieren und in ein schlüssiges Konzept, welches mit verschiedenen Meinungen und Vorschlägen vor allen Dingen diskutiert wird, auf den Weg zu bringen.
Theater und Orchester sind Orte des kulturellen Gedächtnisses. Sie sind Bestandteil kommunaler, regiona
ler, überregionaler Identität. Sie leisten ihren Beitrag zur Pflege und Entwicklung der Theater- und Musikkultur. Sie sind Konzentrationspunkte für künstlerische und kulturpolitische Arbeit. Sie sind aber auch Orte der künstlerischen und kulturellen Freiheit. Und warum soll da nicht eine Inszenierung von „Faust“ in Schwerin sich unterscheiden von einer Inszenierung des „Faustes“ beispielsweise in Anklam oder in einem anderen Theater?
Und das ist auch genau das, was künstlerische Vielfalt ausmacht. Das reizt doch und erfordert die Diskussion über unterschiedliche Sichtweisen auf Theaterstücke in dem Fall oder auf andere künstlerische Werke, die zur Aufführung kommen. In dem Sinne, glaube ich, geht es hier um mehr als nur um die Frage, wie viel Stellen und wie viel Geld. Es geht darum, wie viel Theater und wie viel Orchester wird sich Mecklenburg-Vorpommern leisten, um die Leuchttürme, die wir haben, das ist ja wohl unstrittig, die kulturellen Leuchttürme, die wir haben, auch zukünftig zu erhalten.
Theater und Orchester sind Wirtschaftsfaktoren. Die Unternehmerschaft schreibt Briefe, macht deutlich Protest gegen die Kürzungspläne der Landesregierung und fordert nicht nur im Zusammenhang mit dem Tourismus den Erhalt der Orchester- und der Theaterlandschaft hier in Mecklenburg-Vorpommern. Wenn wir also als Land Mecklenburg-Vorpommern nicht investieren in die kulturellen Leuchttürme und in diese wichtigen Strukturen, dann werden uns auch Potenziale im Tourismus, in der Gesundheitswirtschaft, in der Kreativwirtschaft verloren gehen.
Ich will jetzt hier nicht lang und breit über die „Fritz Reuter Bühne“ in Schwerin diskutieren, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Schlossfestspiele hier in Schwerin nach 2013 nicht mehr stattfinden werden. Da gehen Sie doch sicherlich alle, oder vielleicht nicht alle, weiß ich nicht, ich zumindest gehe da mal hin, halte das auch für einen Riesengewinn hier in Mecklenburg-Vorpommern wie viele andere Festivals auch. Aber wenn ein solches Schlossfestspiel nicht mehr stattfinden kann, dann werden Touristen ausbleiben und dann hat das nicht nur was mit der Einspielquote zu tun, dann hat das auch was mit Verlust in der Hotellerie, in den Gaststätten, im Einzelhandel und anderswo zu tun. Also die Folgen und Nebenwirkungen solcher Entscheidungen, die müssen wir ja wohl klar auch mitbedenken.
Für den Erhalt, Herr Nieszery, einer leistungsfähigen Theater- und Orchesterlandschaft trägt hauptsächlich das Land die Verantwortung. In der Öffentlichkeit suggerieren Sie, die Kommunen haben die Verantwortung. Nee, nee.
Jaja, das ist ja genau der Trugschluss. Sie fragen, ich sage das für die Zuhörerinnen und Zuhörer, Herr Nieszery fragt, wer ist denn Träger der Theater. Na klar tragen die Kommunen die Theater,