Protocol of the Session on July 8, 2016

Aber wenn wir jetzt – ich bleibe mal bei uns –, wenn wir den Antrag so gestellt hätten, hätte es aus Ihrer Sicht zwei Reaktionen gegeben:

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Erstens. Zu allgemein, werden Sie jetzt konkret, Herr Holter!

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau, zu oberflächlich.)

Zweitens. Nach der Rede vom Wirtschaftsminister hätten Sie gesagt, den Antrag brauchen wir nicht, das haben wir schon alles im Griff. Wir sind da schon auf dem Weg, genau das, was Sie erreichen wollen. So machen Sie Politik in Mecklenburg-Vorpommern!

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: So allgemein darf man das jetzt auch nicht sehen. – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Doch, doch, doch, doch!

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ach was!)

Doch, doch, sehr geehrter Herr PGF der CDU-Fraktion, lieber Wolf-Dieter, so ist das.

(Zurufe von Dietmar Eifler, CDU, und Harry Glawe, CDU)

Aber ich will mich noch mal ein Stück weiter mit dem Antragstext beschäftigen. Da fordern Sie noch die Ausweitung auf Investitionen, auf wirtschaftsnahe gemeinnützige Forschungseinrichtungen.

(Dietmar Eifler, CDU: Vorwärts! Wo wir sind, ist vorne.)

Gut, da gehe ich mit, denn es ist Aufgabe der Landesregierung, weil das ja prinzipiell heute auch schon möglich ist. Die Verantwortung der Landesregierung insgesamt kommt in dem Antrag ohnehin viel zu kurz, denn viele neue Aspekte, die 2015 in den neuen Koordinierungsrahmen der GRW aufgenommen wurden, finden sich in der GRW-Richtlinie von Mecklenburg-Vorpommern nicht wieder. Wie auch?! Unsere Richtlinie wurde bereits ein Jahr davor geändert. Da muss die Landesregierung jetzt ran und es gibt deutlich mehr Aspekte, die aufgenommen werden können.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Nach der Rede vom Wirtschaftsminister ist mir auch klar geworden, dass es richtig war, dass wir als LINKE fünf Jahre lang auf die Frage von Forschung, Entwicklung und Innovation aufmerksam gemacht haben. Ob in der Öffentlichkeit, im Wirtschaftsausschuss oder auch hier, es war einer unserer Schwerpunkte.

(Egbert Liskow, CDU: Ihr habt schon alles gemacht.)

Selbstverständlich.

(Harry Glawe, CDU: Wir machen. Wir machen.)

Sie machen, ja, Sie machen! Wann machen Sie?

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Im Sommer 2016, am Ende der Legislaturperiode. Sie haben fünf Jahre verschlafen, Herr Glawe!

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Fünf Jahre und sich jetzt hinstellen, Harry macht das schon – das Konzept geht nicht auf.

(Beifall und Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE: Harry holt schon mal den Wagen.)

Zum Beispiel auf die Clusterförderung sind Sie, Herr Minister, gar nicht eingegangen.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Es gibt ja den Freiraum über eine Experimentierklausel. Der Koordinierungsrahmen gibt das ganz konkret her. Danach könnten wir bis zu zehn Prozent jährlich nutzen beziehungsweise maximal 10 Millionen frei einsetzen,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

also frei im Unterschied zu dem, was im Koordinierungsrahmen vereinbart ist. Damit würden sich einige Ihrer Forderungen bereits umsetzen lassen, denke ich zumindest, weil ich im Detail ja nicht weiß, was Sie hier konkret fordern.

Zum ersten Teil, also zur GRW, habe ich jetzt etwas gesagt, zu Punkt 1 Ihres Antrages, meine Damen und Herren. Zu einem zweiten Teil, zu Punkt 2, möchte ich auch etwas sagen. Das sehe ich weniger kritisch, die Forderung ist in Ordnung, aber hier möchte ich auf ein Problem hinweisen:

Schauen wir uns doch einmal an, wie Mecklenburg-Vorpommern das Programm INNO-KOM-Ost nutzt. Über das Instrument wurden bisher 234 Unternehmen mit 823 Projekten in Deutschland gefördert. Davon waren 14 Unternehmen – 14 Unternehmen! – mit 26 Projekten aus Meck- lenburg-Vorpommern. Also sechs Prozent der geförderten Unternehmen und drei Prozent der Projekte kamen aus Mecklenburg-Vorpommern. Das zeigt doch, dass wir eher über die bestmögliche Nutzung der bestehenden Instrumente reden sollten. Da liegt doch der Hase im Pfeffer. Und dieses Programm ist nicht das einzige. Wenn ich in Richtung Nutzung der Programme bei der Energieeffizienz denke, sieht es da noch schlimmer aus. Auch hier sehe ich die Landesregierung in der Pflicht, die kleinen und mittelständischen Unternehmen in unserem Land durch den Förderdschungel zu führen und die Möglichkeiten bekannter zu machen. Auch an dieser Stelle hat die Landesregierung nachweislich versagt.

Meine Damen und Herren, wir verlassen den Punkt 2 des Antrages, mehr ist nicht dazu zu sagen.

Kommen wir zum Punkt 3. Das ist eines meiner Lieblingsthemen, das wissen Sie, das ist die Digitalisierung.

Und wie so oft zeigt die CDU-Fraktion mit dem Finger auf den Bund oder hat die Landesregierung wieder mal alles in ihrer Kraft Stehende gemacht.

(Harry Glawe, CDU: Jawoll!)

Alles, was ich vernommen habe, ist, dass die Landesregierung mal wieder Studien in Auftrag gegeben hat. Genau das, Minister Glawe, haben Sie gerade wieder erzählt. Das scheint das Allheilmittel von SPD und CDU zu sein. Ich glaube, in 25 Jahren Geschichte MecklenburgVorpommern wurden noch nie so viele Studien und Gutachten erstellt wie in den zehn Jahren Große Koalition.

(Harry Glawe, CDU: Das ist doch gar nicht das Thema. – Zuruf von Beate Schlupp, CDU)

Und damit ist das, was Sie gemacht haben in zehn Jahren, ein Konjunkturprogramm für Wirtschaftsberatungsgesellschaften.

(Beate Schlupp, CDU: Da wäre ich mir nicht so sicher.)

Aber eine politische Zielstellung, konkrete Überlegungen in Richtung 4.0 gibt es bei Ihnen offenbar nicht.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Wir haben in diesem Landtag, Herr Minister Glawe und meine Damen und Herren der CDU und SPD, sehr oft über die Frage von Innovation der Digitalisierung, der Chancen, die mit „Industrie 4.0“ verbunden sind, gesprochen. Aber wo ist Ihr Konzept? Auch hier haben Sie fünf Jahre verschlafen, wir hätten es längst schon haben können.

(Harry Glawe, CDU: Sie haben nicht zugehört.)

Die Studie ist noch nicht fertig, das weiß ich. Ich habe sehr wohl zugehört. Die Studie ist noch nicht fertig, die Chancen …

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Ich habe Ihnen …

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Lieber Herr Minister, eins mache ich: Ich höre Ihnen aufmerksam zu und habe das auch mit großem Interesse zur Kenntnis genommen, was Sie berichtet haben. Ich will Ihnen bloß sagen, wir sind am Ende der Legislaturperiode, faktisch, zumindest mit der parlamentarischen Befassung,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

und wir hätten in Bezug auf Digitalisierung in Wirtschaft und Mittelstand, „Industrie 4.0“, viel weiter sein können,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)