Protocol of the Session on November 19, 2015

Herr Suhr, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Schubert?

Selbstverständlich und sehr gerne.

Bitte schön, Herr Schubert.

Herr Suhr, stimmt es, dass bis zum heutigen Tage in einem Flächenbundesland noch keine Gesundheitskarte eingeführt worden ist und somit auch nicht in Baden-Württemberg?

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das hat doch damit nichts zu tun. Sie hätten es doch machen können als Vorreiter. – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie wollten es doch so.)

Also, ich kann Ihnen sagen, dass auf Ebene nahezu aller Bundesländer, ich weiß nicht...

(Torsten Renz, CDU: Sie hätten es doch in Brandenburg realisieren können. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Einen Moment, Herr Suhr!

Ich denke, hier hat der Abgeordnete Schubert eine Frage gestellt und der Herr Fraktionsvorsitzende Suhr möchte sie beantworten. Also bitte ich doch, die beiden hier auch zu Wort kommen zu lassen oder sprich, jetzt Herrn Suhr.

Vielen Dank, Frau Präsidentin!

Ich kann nicht sagen, ob es tatsächlich in allen Flächenländern der Fall ist. Zumindest in denen, in denen wir mitregieren, aber in nahezu allen Flächenländern wird die Gesundheitskarte umgesetzt oder ist in der Vorbereitung zur Umsetzung. Das war eine grüne Forderung und selbstverständlich werden die GRÜNEN in den Ländern intensiv darauf drängen, dass das natürlich auch umgesetzt wird.

(Torsten Renz, CDU: Aber zu spät, zu spät, Herr Suhr!)

Ich würde mich freuen, Herr Schubert, wenn Sie an der Stelle immer auf unserer Seite wären.

(Torsten Renz, CDU: Zu spät, zu spät, Herr Suhr! In Baden-Württemberg hätten Sie Vorreiter sein können.)

Herr Suhr, gestatten Sie eine zweite Zwischenfrage des Abgeordneten Schubert? (Zustimmung)

Bitte schön, Herr Schubert.

Stimmt es, dass seit einem Jahr der Ministerpräsident Kretschmann davon spricht, eine Gesundheitskarte einzuführen, und diese bis zum heutigen Tage noch nicht eingeführt ist?

Ich weiß nicht, ob sie inzwischen schon eingeführt ist, aber wenn nicht, dann steht sie kurz vor der Einführung, Herr Schubert. Das ist meine Kenntnis.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ja, selbstverständlich, und es war immer auch die Position, wenn ich Sie darüber informieren darf, von Herrn Kretschmann und auch des gesamten Teils der grünroten Landesregierung, eine Gesundheitskarte für das Land Baden-Württemberg einzuführen, selbstverständlich.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich will aber auf die Gesundheitskarte noch mal zurückkommen, weil da sagt der Kollege Silkeit hier, so, als wenn keiner da gewesen wäre bei den entsprechenden Debatten, als LINKE und GRÜNE den Antrag auf Einführung einer Gesundheitskarte eingebracht haben, da war das Argument, dass das damals finanziell problematisch war.

(Heiterkeit bei Michael Silkeit, CDU: Das habe ich auch gesagt.)

Sie haben aus inhaltlichen Gründen hier die Gesundheitskarte abgelehnt, weil Sie das für den falschen Weg gehalten haben,

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig.)

und Sie haben in dem Zusammenhang viel Zeit verpasst, das zu tun hier für dieses Bundesland, sehr geehrte

Damen und Herren. Das war der wahre Grund. Jetzt stellen Sie sich hier her und sagen, dass es nur finanzielle Gründe gewesen wären.

Und, sehr geehrte Damen und Herren, es ist auch richtig, dass die Bundesregierung das Betreuungsgeld … Wenn ich das, lieber Kollege Nieszery, richtig reflektiere, war das eher ein Problem der CDU und nicht der CDU-SPDRegierung,

(Heiterkeit bei Dr. Norbert Nieszery, SPD: Völlig richtig reflektiert.)

dass endlich auch die CDU verstanden hat, dass das Betreuungsgeld anders sinnvoll eingesetzt werden kann.

(Torsten Renz, CDU: Das stimmt doch gar nicht. Schauen Sie sich doch da die Rechtsprechung an!)

Die letzte Bastion ist offensichtlich der Kollege Renz,

(Unruhe und Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

aber nehmen Sie einfach mal zur Kenntnis,

(Torsten Renz, CDU: Ach, das ist doch völliger Quatsch!)

nehmen Sie einfach mal zur Kenntnis,

(Torsten Renz, CDU: Schmarrn!)

dass es richtig ist und gut ist,

(Torsten Renz, CDU: Die Zuständigkeit war nicht beim Bund!)

dass 70 Prozent durchgereicht werden, dass ein relevanter Teil in den Kommunen landet, damit die dort in der Tat ihre wichtigen Integrationsaufgaben wahrnehmen können, sehr geehrte Damen und Herren.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Torsten Renz, CDU: Warum nur 70? Warum fordern Sie nicht mehr, Herr Suhr?)

Sehr geehrte Damen und Herren,

(Torsten Renz, CDU: Da sind Sie sprachlos.)

die gesamte Debatte

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

ist mir aber in der Tat in den vergangenen Wochen und Monaten viel zu defizitorientiert.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig.)

Lassen Sie uns doch bitte mal über die Chancen von Integration, über die Chancen von Einwanderung reden! Ich möchte daran erinnern, und ich glaube, es lohnt sich, darauf zurückzublicken, welche Erfahrungen Deutschland in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten damit machen durfte, denn wir haben viele Erfahrungen mit der Aufnahme von Neuankommenden. Ich will erinnern an

die zwölf Millionen Heimatvertriebenen aus dem Zweiten Weltkrieg, die sogenannten Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen, von denen immerhin bis heute drei Millionen in diesem Land geblieben sind, die Wanderungsbewegungen nach der Wiedervereinigung, die Aussiedler und vielen Flüchtlinge, die beispielsweise in den 90er-Jahren vor den Balkankriegen Schutz bei uns suchten.

All diese Entwicklungen, sehr geehrte Damen und Herren, hatten einen sehr, sehr positiven Effekt. Sie haben nämlich dazu beigetragen, dass Integration vor allem über Begegnung gelebt werden konnte. Ich glaube, all dies hat dazu beigetragen, dass wir anders als noch Anfang der 90er-Jahre jetzt etwas sehr Faszinierendes und Wunderbares erlebt haben, nämlich das Engagement von vielen Hunderten, Tausenden von Menschen,

(Michael Andrejewski, NPD: Hunderttausende oder Millionen.)

die sich für die Flüchtlinge, für eine Willkommenskultur und für eine positive Aufnahme engagiert haben. Das hätte es nicht gegeben, wenn wir in der Vergangenheit nicht die vielen positiven Erfahrungen gemacht hätten mit den Geflüchteten, die zu uns gekommen sind. Und an dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich dafür bedanken, dass diese Willkommenskultur auch in diesem Bundesland endlich so intensiv gelebt wird, sehr geehrte Damen und Herren.