Protocol of the Session on October 22, 2015

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oha! – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Jetzt kommt Cannabis.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ich gehe erst mal eine rauchen. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU)

Ein sehr ernstes Thema, Herr Ringguth!

(Vizepräsidentin Regine Lück übernimmt den Vorsitz. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ich gehe erst mal eine rauchen. – Heiterkeit bei Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Cannabis ist nicht harmlos, es ist ein Stoff, der bei sehr häufigem und übermäßigem Gebrauch zu gesundheitlichen Schäden führen kann.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wie alle! Die Dosis macht das Gift.)

Da haben Sie recht, Herr Dr. Nieszery. Das ist auch bei Alkohol und Nikotin der Fall, bloß dass Alkohol und Nikotin in Deutschland nicht kriminalisiert werden.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Die gesundheitlichen Risiken des Cannabisgebrauchs sind davon abhängig, auf welche Weise, in welcher Frequenz und in welcher Dosis Cannabis genutzt wird.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Es gibt Anzeichen dafür, dass riskanter, also hochfrequenter Konsum von Cannabis zu einer psychischen Abhängigkeit führen kann.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der NPD)

Die Gefahr der psychischen wie auch physischen Abhängigkeit ist jedoch bei Alkohol sehr viel größer.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Bei Nikotin aber auch!)

Ob Cannabis zu psychischen Erkrankungen führt, ist wissenschaftlich umstritten.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie merken, dass es in Deutschland eine unterschiedliche Behandlung von unterschiedlichen weichen Drogen gibt. Allerdings werden derzeit Jahr für Jahr etwa 100.000 Menschen wegen Cannabisbesitzes polizeilich verfolgt.

(Egbert Liskow, CDU: Zu Recht. – Wolfgang Waldmüller, CDU: Das ist gut so. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir müssen aber gleichzeitig feststellen, dass der Cannabiskonsum in Deutschland unabhängig von der bisherigen repressiven Drogenpolitik gleichbleibend hoch geblieben ist – seit Jahren gleichbleibend hoch.

(Michael Andrejewski, NPD: Wegen der GRÜNEN-Parteitage. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der NPD)

Cannabis ist de facto leicht erhältlich. Wer es will, bekommt es trotz repressiver Drogenpolitik. Das Betäubungsmittelgesetz hat damit sein ursprüngliches Versprechen, nämlich die Reduzierung des Angebots und die Verringerung der Nachfrage, nicht erfüllt. Die repres

sive Drogenpolitik – so bringt man es immer wieder kurz auf die Formel – ist eigentlich unstrittig gescheitert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Beste wäre, Cannabis wie in anderen Ländern auch, zum Beispiel in einigen Bundesstaaten der USA, zu legalisieren, erwachsene Konsumenten zu entkriminalisieren, Jugendliche und Kinder besser zu schützen, als es derzeit die repressive Drogenpolitik vermag, und vor allem den Schwarzmarkt zu bekämpfen, der sich zwischenzeitlich ausgebildet hat,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Den es schon immer gab.)

und damit eben auch die Finanzierungsquellen der organisierten Kriminalität trockenzulegen. Deswegen bräuchten wir im besten Fall ein sogenanntes Cannabiskontrollgesetz, wie es die GRÜNEN-Bundestagsfraktion im Bundestag vorgelegt hat,

(David Petereit, NPD: Und?)

denn es müssen an vielen Stellen

(Zuruf von David Petereit, NPD)

Gesetzesänderungen vorgenommen werden.

(Torsten Renz, CDU: Hat das eine Mehrheit gefunden?)

Ja, Herr Renz, das wissen Sie, wie das ausgegangen ist.

(Torsten Renz, CDU: War das die Antwort auf meine Frage? – Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU)

Was will denn dieses Cannabiskontrollgesetz machen? Es will die Entkriminalisierung erwachsener Privatper- sonen, und zwar so, dass Erwerb und Besitz von bis zu 30 Gramm Cannabis

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: 30 Gramm?!)

oder drei Pflanzen für den Eigenbedarf erlaubt sein sollen.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Jugendschutz soll gestärkt werden. Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollen der Erwerb und der Besitz von Cannabis prinzipiell vollständig untersagt bleiben. Es soll eine Kontrolle eingeführt werden, die sich über den gesamten Wirtschaftsverkehr für Cannabis erstreckt, also Anbau, Verarbeitung, Transport, Im- und Export, Groß- und Einzelhandel.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Diese Bereiche müssen gesetzlich reguliert

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

und unter Genehmigungsvorbehalt gestellt werden.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Der Verkauf soll geregelt werden und nur in Cannabisfachgeschäften erfolgen,

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

wo auch der Jugendschutz sichergestellt werden kann

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

und der Zutritt von Jugendlichen untersagt sein soll. Auch der Verbraucherschutz soll durch dieses Cannabiskontrollgesetz gestärkt werden.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Der Anbau von Cannabis soll strengen Vorschriften unterliegen, beispielsweise hinsichtlich der Pflanzenschutzmittel.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)