Protocol of the Session on September 25, 2015

liegt für mich nicht darin: Wir basteln jetzt mal diesen Berufswahlpass selbst.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Der Berufswahlpass ist ein 56-seitiges Instrument, das Informationen für die Berufsorientierung gibt, das Entscheidungshilfen für die Berufswahl geben soll, wo zusätzlich die Nachweise ergänzt werden sollen, die die Schülerinnen und Schüler über Praktika in ihrer Schulzeit sammeln. Sie kosten das Land 6 Euro pro Stück. Das Land schafft es nicht,

(Torsten Renz, CDU: Ja, das sind doch alles Feststellungen.)

das Land schafft es nicht,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

10.000 Euro aufzubringen,

(Andreas Butzki, SPD: Das hat er doch gerade gesagt.)

um den Schulen diesen Berufswahlpass zur Verfügung zu stellen. Stattdessen wälzt das Land die Kosten auf die Schulen ab, die haben nämlich die Kopierkosten, beziehungsweise auf die Eltern, weil die den Ordner besorgen müssen.

(Andreas Butzki, SPD: Das ist vielleicht ein Quatsch, was Sie hier erzählen! – Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU)

Wie gesagt, ich unterstelle Ihnen ja so einen Hauch von Ernsthaftigkeit mit Ihrem Antrag, und den können Sie,

(Zurufe von Andreas Butzki, SPD, und Egbert Liskow, CDU)

diesen Hauch von Ernsthaftigkeit können Sie unter Beweis stellen, weswegen wir einen Änderungsantrag zu Ihrem Antrag gemacht haben.

(Torsten Renz, CDU: Ich habe noch nicht gefrühstückt, Frau Berger. Das ist schwere Kost auf leeren Magen.)

Sie sind ja nur an zwei Stellen konkret geworden. Eine Stelle war, dass Sie sich nachhaltige und zielgerichtete Beratungsangebote an den Hochschulen wünschen, um Studienabbrechern den Einstieg in die Aus- und Weiterbildung zu erleichtern. Wir möchten, dass Sie an dieser Stelle Nägel mit Köpfen machen und sagen, das Land ist dann auch dafür zuständig, diese Kosten zu übernehmen, und damit meine ich nicht nur die Personalkosten, sondern auch die Sachkosten.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr toller Vorschlag!)

Die Ernsthaftigkeit Ihres Antrags können Sie mit unserem Änderungsantrag unter Beweis stellen.

Ich habe ja schon am Anfang meiner Rede – und damit schließt sich auch der Kreis – ausgeführt, dass die Hochschulen angesichts ihrer Finanzierung wohl kaum in der Lage sein werden, dieses zusätzliche Beratungsangebot,

(Burkhard Lenz, CDU: Wie lange Redezeit haben Sie eigentlich?)

auch wenn ich es für eine gute Idee halte, auf den Weg zu bringen. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Berger.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Schulte für die Fraktion der SPD.

(Torsten Renz, CDU: Gibt es endlich wieder eine Rede zum Antrag?)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe zwei Vorbemerkungen, gestatten Sie mir die an dieser Stelle.

Frau Kollegin Oldenburg hatte mich vorhin darum gebeten, ich bräuchte doch einfach bloß zu erklären, ich hätte ihren Ausführungen nichts mehr hinzuzufügen. Frau Kollegin Oldenburg, nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich das jetzt an dieser Stelle nicht machen werde. – Das war die eine Vorbemerkung.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Aber hätte klappen können. – Heiterkeit bei Andreas Butzki, SPD, und Wolfgang Waldmüller, CDU)

Hätte klappen können, aber dann hätte die Rede auch ein ganz kleines bisschen anders sein müssen, Frau Kollegin Oldenburg.

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, die andere Vorbemerkung ist: Was ich heute hier erlebt habe, …

(Andreas Butzki, SPD: Und das am frühen Morgen!)

Das am frühen Morgen, das ist immer besonders schwer.

… ist etwas, was ich eigentlich immer wieder erlebe, wenn Bildungspolitik und

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Wirtschaftspolitik.)

Wirtschaftspolitik aufeinandertreffen. Das meine ich jetzt weder wertend noch abwertend, sondern es ist offensichtlich einfach so, dass unterschiedliche Begrifflichkeiten bestehen. Das ist mir sowohl bei den Ausführungen der Frau Kollegin Berger als auch bei Ihren Ausführungen, Frau Kollegin Oldenburg, deutlich geworden. Ich will mir jetzt nicht anmaßen, die bildungspolitischen Komponenten Ihrer Reden zu beurteilen, das kann der Kollege Butzki besser, und Herr Minister Brodkorb hat ja dazu auch schon inhaltlich Stellung genommen. Eins ist aber deutlich geworden: Wenn der Kollege Waldmüller oder Herr Minister Glawe, Kollege Glawe oder ich hier über

Gleichwertigkeit reden oder auch, wenn ich mit dem Kammerpräsidenten beispielsweise der IHK Schwerin oder mit seinem Kollegen aus Rostock, Herrn Madsen, oder mit dem Präsidenten der Handwerkskammern hier im Lande rede, dann wird, wenn über Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung gesprochen wird, nicht darüber gesprochen, ob es bestimmte Bewertungsstufen gibt.

(Vizepräsidentin Beate Schlupp übernimmt den Vorsitz.)

Herr Minister Brodkorb, nehmen Sie es mir nicht übel, ich bin da nicht so drin in der Vergleichbarkeit der entsprechenden Abstufungen, aber darüber wird auch gar nicht geredet, sondern es wird darüber geredet, dass man den jungen Menschen, aber auch ihren Eltern hier in diesem Land deutlich machen muss – und das ist letztendlich der Sinn und Zweck dieses Antrages –, dass das, was offensichtlich immer noch bei vielen Menschen im Bewusstsein ist, fälschlicherweise im Bewusstsein ist, dass eine akademische Ausbildung per se etwas Höherwertiges ist, per se bessere berufliche und Karrierechancen mit sich bringt, grundsätzlich dazu führt, dass man am Ende seines Lebens einen höheren materiellen Wohlstand hat und – das halte ich für genauso wichtig – eine höhere persönliche Zufriedenheit, dass das eben nicht so ist.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Herr Minister Brodkorb, Sie merken ja auch, das, was ich mir als Redetext aufgeschrieben habe, kann ich hier zur Seite legen,

(Torsten Renz, CDU: Sehr gut. – Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

weil es mir jetzt nicht darum geht,

(Andreas Butzki, SPD: Das ist ja das Problem bei den GRÜNEN.)

die berufliche oder die akademische Ausbildung in diesem Land als Erfolgsmodell zu loben. Das kann man an anderer Stelle tun, aber das ist, glaube ich, gar nicht mal das Entscheidende bei diesem Debattenverlauf.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, was mir immer wieder durch den Kopf geht, ist, Herr Minister Brodkorb hat in einem Punkt – und da würde ich ihm ein ganz kleines bisschen widersprechen wollen –, hat in einem Punkt sehr darauf abgestellt, dass man allgemein darauf hinweisen sollte, dass es bestimmte berufliche Qualifikationen gibt – und damit meine ich jetzt sowohl akademische als auch andere – und dass man die nicht miteinander vergleichen kann, weil sie auch eine objektivierbare Unterschiedlichkeit haben. Aber was ich für genauso wichtig halte, und das ist etwas, was deutlich gemacht werden sollte und was, glaube ich, den Menschen in diesem Land deutlich gemacht werden muss: Es gibt auch eine immer auf die individuelle Persönlichkeit bezogene Unterschiedlichkeit.

Jemand – ich bleibe bei Ihrem Beispiel –, der ohne Probleme durch sein Abitur kommt, ist vielleicht trotzdem ein miserabler Akademiker, und jemand, der zweimal oder dreimal sein Abitur nicht schafft, kann tatsächlich hinterher ein hoch qualifizierter Meister oder was auch immer werden. Die Frage ist im Endeffekt nämlich hinterher, was macht er gerne. Ich habe das an dieser Stelle ja schon öfters gesagt: Es gibt miserable Akademiker, einfach deswegen, weil sie eigentlich keine Lust haben,

ihren Job zu machen, und es gibt hoch qualifizierte Meister oder Fachkräfte in allen möglichen Berufen, die sehr gut sind, weil sie ihre Arbeit lieben.

(Vincent Kokert, CDU: Und umgedreht!)

Natürlich gibts das auch umgedreht. Ich liebe meine Arbeit auch, obwohl ich Akademiker bin.

(Torsten Renz, CDU: Welche jetzt?)

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU und Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

beide Tätigkeiten.