Protocol of the Session on April 29, 2010

Aber ich werde mal hinzufügen: Herr Löttge, wenn denn die Bundesregierung oder die Koalition auf Bundesebene schon einmal etwas Richtiges tut, nämlich den Handlungsbedarf erkennt, sich noch lange nicht auf den Weg macht, diesen Handlungsbedarf auch umzusetzen, sondern zunächst einmal anerkannt hat, dann fällt es uns überhaupt nicht schwer, das auch in einem Landtagsbeschluss so zu konstatieren. Dort, wo etwas Richtiges gemacht wird, da kann man auch einmal Zustimmung geben. Insofern verstehe ich den Versuch Ihrer Ablehnungsbegründung zu diesem Punkt nicht ganz.

(Egbert Liskow, CDU: Nee, hat er nicht gemacht. Er hat gelobt, dass ihr das erkannt habt.)

Und, Herr Löttge, wenn Sie im Unterschied zu Ihrem Koalitionspartner das Wachstumsbeschleunigungsgesetz so loben, dann empfehle ich Ihnen wirklich einmal, dass Sie sich die Antwort der Landesregierung auf meine Kleine Anfrage durchlesen. Dort wird detailliert nachgewiesen, welche Ausfälle für das Land und für die Kommunen des Landes durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz entstehen.

(Ralf Grabow, FDP: Nee, nee, nee, nee, nee! – Toralf Schnur, FDP: So steht das nicht drin. So steht das nicht drin. – Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Es gibt so ein schönes Sprichwort, von denen, die dann bellen.

(Michael Roolf, FDP: Zitieren Sie es doch einfach mal!)

Ich will das jetzt hier nicht bringen, aber ich weiß auch, was die Landesregierung mir geantwortet hat.

(Toralf Schnur, FDP: Geben Sie doch mal die Antwort wieder, Herr Ritter!)

Aber, liebe Kollegen von der FDP, ich wollte Sie ja sogar gerade loben.

(Toralf Schnur, FDP: Keine tatsächlichen Erkenntnisse.)

Ja, doch,

(Toralf Schnur, FDP: Und warum?)

denn es steht so auch in meinem Redemanuskript. Und ich will das jetzt ganz gern einmal tun, denn nachdem die FDP in der Vergangenheit zu Recht herbe Kritik von allen Seiten unter anderem wegen ihrer steuerpolitischen Vorstellungen einstecken musste,

(Toralf Schnur, FDP: Zu Unrecht.)

hat sich die hiesige FDP-Fraktion zumindest konstruktiv mit unserem Antrag auseinandergesetzt und einen Änderungsantrag gestellt. Zwei Sätze sollen nach dem Antrag der FDP gestrichen werden. Nun gut, ob es hilft, ich glaube es nicht. Aber entscheidend für mich ist, liebe Kollegen der FDP-Fraktion, dass auch die FDP wissen will, welche Vorstellung die Landesregierung denn zur Neuordnung der Gemeindefinanzen hat.

(Toralf Schnur, FDP: Das ist so.)

Und das, denke ich, ist gut so. Doch zu meinem vollkommenen Glück, Herr Schnur, müsste die FDP jedoch noch einen Schritt weiter gehen

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

und endlich von ihrer unsäglichen Forderung nach Umgestaltung der Gewerbesteuer zulasten der Kommunen und der Bürgerinnen und Bürger loskommen. Zumindest …

(Zurufe von Irene Müller, DIE LINKE, und Hans Kreher, FDP)

Herr Kreher, haben Sie jetzt zugehört? Ich habe nicht von Abschaffung,

(Toralf Schnur, FDP: Der Begriff „Kompensation“.)

ich habe bewusst nicht von Abschaffung der Gewerbesteuer gesprochen, sondern von Umgestaltung der Gewerbesteuer zulasten der Kommunen und vor allen Dingen der Bürgerinnen und Bürger.

(Toralf Schnur, FDP: Nee, das stimmt ja so nicht. Das stimmt so nicht.)

Zumindest aber, Herr Kreher, sollten Sie endlich zur Kenntnis nehmen,

(Hans Kreher, FDP: Das ist Ihre Interpretation. – Zuruf von Ralf Grabow, FDP)

Herr Kreher, Sie sind Bürgermeister und Sie sollten das zumindest endlich zur Kenntnis nehmen, dass gerade die betroffenen Kommunen an der Gewerbesteuer festhalten wollen.

(Hans Kreher, FDP: Also ich habe gemerkt, was die Gewerbesteuer uns bringt. Das habe ich gemerkt.)

Und wie Sie das Ihren Kolleginnen und Kollegen Bürgermeistern erklären wollen, das müssen Sie mir mal deutlich machen.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Ihre Verbände? Das sind die kommunalen Spitzenverbände des Landes und nicht meine Verbände, nicht die Verbände der LINKEN, Herr Schnur.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Erklärung der Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages und noch amtierende Bürgermeisterin der Hansestadt Wismar, Rosemarie Wilcken. Sie sagte, dass es nicht sein könne, dass Gewinne der Unternehmen, die die kommunale Infrastruktur intensiv in Anspruch nehmen, künftig nicht mehr besteuert werden und stattdessen die Einkommens- und Mehrwertsteuer steigen. Herr Kreher spricht vom Kompensieren, na ja, gut.

(Toralf Schnur, FDP: Nee, das war ich.)

Man könne nicht einerseits mit der Parole „Mehr Netto vom Brutto“ werben und gleichzeitig überlegen, den Bürgerinnen und Bürgern wieder in den Geldbeutel zu greifen. Dieser Aufruf wird auch von Präsidiums mitgliedern des Deutschen Städtetages, der Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Schwerin, Angelika Gramkow, unterstützt.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Toralf Schnur, FDP: Das ist ja herrlich!)

Und, Herr Kreher, bevor Sie hier in einen Lachkrampf verfallen, hören Sie bitte weiter zu!

(Hans Kreher, FDP: Ja.)

Ich möchte auch einen FDP-Politiker zitieren, der von Kommunalpolitik zumindest Ahnung hat.

(Egbert Liskow, CDU: Aber nicht Herr Kreher.)

Johannes Schmalzl, Regierungspräsident von Stuttgart, sagt im Hinblick auf den FDP-Bundesparteitag, nachzulesen im „Spiegel online“ vom 22. April, ich zitiere: „Das Drehen an den kleinen Stellschrauben hilft meist mehr, als das große Rad drehen zu wollen. Es darf nicht sein, dass sich die Mehrheit der Delegierten,“ –

(Toralf Schnur, FDP: Einstimmig.)

gemeint ist der FDP-Bundesparteitag – „denen diese Frage zu komplex oder zu langweilig ist, zurückzieht. Und das Feld einigen wenigen Heißspornen,“ wie vielleicht Herrn Schnur, „überlässt,“

(Toralf Schnur, FDP: Ja. – Zuruf von Hans Kreher, FDP)

„denen die reine Lehre wichtiger ist als der Erhalt des gesellschaftlichen Grundkonsenses in dieser für die Kommunen so wichtigen Frage“, überlässt.

(Toralf Schnur, FDP: Es waren nicht einige wenige.)

„Da sollten die Kommunalpolitiker über Parteigrenzen hinweg gemeinsam nach den besten Lösungen suchen.“ Zitatende. Und das sollten wir auch hier im Landtag tun.

(Toralf Schnur, FDP: Da klatscht ja keiner.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, Position zu beklatschen, ist auch nicht immer einfach, Herr Schnur. Auch wenn die FDP mit ihren radikalen Steuersenkungsplänen zurzeit die größte Gefahr für die weitere Aushöhlung der Kommunalfinanzen darstellt, sind aber auch hier im Land SPD und CDU am Zug. Und während die Finanzministerin sich bereits mehrfach für ihre Erfolge zu den katastrophalen Plänen, Steuerplänen der Bundesregierung geäußert hat, schweigt der CDU-Kommunalminister Caffier beharrlich. Warum eigentlich?

Während 2009 das Finanzierungssaldo in der kommunalen Kassenstatistik noch erwartungsgemäß leicht positiv war, geraten die Kommunen, auch Bad Kleinen, dieses Jahr fast flächendeckend in die Schieflage, geringere Zuweisungen aus dem Finanzausgleichs gesetz dank CDU, CSU und FDP, das Steigen der Belastungen aus den Kosten der Unterkunft, Mehrausgaben in der Erziehungshilfe, bei der Grundsicherung im Alter, den Eingliederungshilfen und Hilfe zur Pflege, die Winterschäden, die die FDP hier bekämpfen wollte, gar nicht eingerechnet. 2011 und 2012 wird sich die Situation noch mal verschärfen. 2013 läuft dann noch die Ziel-1-Gebietsförderung der EU aus, im Einzelnen alles nachzulesen im aktuellen „Überblick“ des Städte- und Gemeindetages Mecklenburg-Vorpommern. Ich glaube, Herr Kreher, Sie arbeiten auch in diesem Gremium mit.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, würde dann noch die Gewerbesteuer geändert,

(Toralf Schnur, FDP: Kompensiert.)