Protocol of the Session on April 28, 2010

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Was war in Coventry und London? – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Der Tod der Wissenschaftler war kein Zufall, sondern der Versuch, die Raketenprojekte durch die direkte Tötung von Wissenschaftlern zu beenden.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Es ist müßig, dass Tatsachen dieser Art Eingang in den staatlich verordneten Schuldkult für das geschichtsträchtige Peenemünde finden werden. Nur hierzu soll mithilfe der Mehrheitsbeteiligung des Landes am Historisch-Technischen Museum Genüge getan werden, weshalb die NPD-Fraktion den vorliegenden Antrag ablehnen wird.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Koplin von der Fraktion DIE LINKE.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte die Positionierung der Linksfraktion gleich vorwegnehmen. Wir beantragen zunächst eine getrennte Abstimmung der beiden Beschlusspunkte des Beschlussantrages, weil wir zum einen sehr wohl wollen, dass sich das Land Mecklenburg-Vorpommern an dieser GmbH beteiligt, wir aber – und das ist der zweite Beschlusspunkt – den schleichenden Rückzug aus der Mitfinanzierung des Landes an den Kosten des laufenden Betriebes des HTM nicht mittragen wollen.

Uns ist seitens der SPD- und CDU-Fraktion ein Änderungsantrag vorgelegt worden, den kann man so zur Kenntnis nehmen, aber einem Wirtschaftsplan hier im Wege einer Tischvorlage zuzustimmen, halte ich für etwas waghalsig. Also dem werden wir uns enthalten. Ich weiß auch nicht genau, warum der Landtag plötzlich hier Gesellschafteraufgaben oder Aufsichtsratsaufgaben wahrnehmen soll.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr richtig, Torsten.)

Wir können den Wirtschaftsplan zur Kenntnis nehmen, aber das war’s.

(Zuruf von Jörg Vierkant, CDU)

Ich möchte etwas sagen zu unserem Abstimmungsverhalten, Herr Vierkant. Wie gesagt, es ist uns wichtig zu betonen, dass wir einer Mehrheitsbeteiligung des Landes zustimmen. Gleichwohl möchte ich noch einmal betonen, warum wir uns mit großer Intensität, wie andere Fraktionen auch, um dieses Thema hier gekümmert haben: Peenemünde ist ein markanter Ort unserer Erinnerungskultur. Ich habe mal darüber nachgedacht, ob es überhaupt einen Ort weltweit gibt – und da ist mir außer Los Alamos keiner eingefallen –, bei dem die Gegensätzlichkeit zwischen technischem Fortschritt und Abgründen menschlichen Handelns so weit nebeneinander existiert.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Da brauchen Sie nur in die ehemalige Sowjetunion zu gehen, da gibt es sehr viele Orte. – Udo Pastörs, NPD: Hiroshima!)

Wenn voraussichtlich in 25 Jahren bemannte Flüge zum Mars stattfinden werden, so ist es ja vorgesehen, wird die dann angewendete Technologie ihren Ursprung in Peenemünde haben.

(Michael Andrejewski, NPD: Dafür war das Geld schon lange weg.)

Und wenn heute luftgestützte Raketen und Laserwaffen in Afghanistan und im Irak unzählbare Zivilisten ermorden, so ist deren technologischer Ursprung auch in Peenemünde zu finden. Für DIE LINKE ist das HistorischTechnische Museum vor allen Dingen …

(Michael Andrejewski, NPD: Und daran sollen wir schuld sein? – Udo Pastörs, NPD: Ja, klar!)

Es ist ja bezeichnend, wie Sie sich hier gerade wieder mit Zwischenrufen einbringen.

(Stefan Köster, NPD: Auch an den Verbrechen der Bolschewiken sind wir schuld.)

Für uns ist es vor allen Dingen, Herr Köster, ein Ort der historischen Mahnung. Wir meinen, technischer Fortschritt muss der friedlichen Nutzung

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

der gesamten Menschheit dienstbar gemacht werden. In den Händen privilegierter oder gar rassistisch motivierter Gruppen verkehrt sich der potenzielle Segen technischen Fortschritts

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Oder stalinistische.)

früher oder später in Fluch und Verderbnis.

(Udo Pastörs, NPD: Ah ja?!)

Und wer die Rede – Sie erinnern sich bestimmt, Herr Pastörs – am 27. Januar von Ihnen hier zu diesem Antrag verfolgt hat, stellt fest, was auch festzustellen war: kein Wort über die unsagbaren Gräueltaten der Faschisten in Peenemünde und Mittelbau-Dora

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

gegenüber den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, keine Silbe über die Tausenden belgischen, französischen und englischen Opfer der Naziwaffen!

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Ihrer nicht zu gedenken, Herr Kollege, ist ein Akt des Einverständnisses mit dem, was die Nazis angerichtet haben.

(Udo Pastörs, NPD: Da waren die ganz scharf drauf, die Amerikaner und die Russen doch auch.)

„Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“, dieser Schwur von Buchenwald hat heute schon mal eine Rolle gespielt. Er ist in doppeltem Sinne nicht eingelöst.

(Michael Andrejewski, NPD: Danach gab’s Buchenwald 2!)

Peenemünde als Gedenkort zu profilieren und die NPD zu demaskieren, ist eine doppelte Verpflichtung, um der Einlösung des Buchenwaldschwurs wenigstens etwas näher zu kommen.

(Udo Pastörs, NPD: Ah, dem werden Sie gerecht.)

Sehr geehrte Damen und Herren, warum lehnen wir den zweiten Punkt der Beschlussempfehlung ab? Das will ich gern begründen: Wir lehnen ihn ab, weil wir dieses Museum auf einem stabilen wirtschaftlichen Fundament wissen wollen.

(Udo Pastörs, NPD: Der Spitzel dazu sitzt hier im Landtag, IM Martin!)

Und Sie geben seitens der SPD und CDU zwar vor, eben dies auch zu wollen, allein Ihr Vorgehen – und jetzt schauen Sie mal in den Wirtschaftsplan, den Sie heute aktualisiert vorgelegt haben – widerspricht dieser Absicht.

Ich beziehe mich im Folgenden auf die Rede von Minister Tesch am 27. Januar. Sie haben, Herr Minister, drei Ziele formuliert, die Sie mit diesem Projekt der Mehrheitsbeteiligung Peenemünde verbinden:

Erstens, das haben Sie gesagt, besteht das Ziel in der Sicherung der Existenz des Museums. Wie wenig Ihnen aber tatsächlich daran gelegen ist, beweist die heutige Vorlage oder man muss sagen, beide Vorlagen. Die Projektförderung für die kaufmännische Geschäftsführung – lesen Sie nach! – soll bereits in eineinhalb Jahren auslaufen.

(Egbert Liskow, CDU: Aber das habt ihr doch erklärt bekommen.)

Die Projektförderung für die Gedenkstättenarbeit – Herr Liskow, schauen Sie nach! – soll von 397.000 Euro auf 25.000 Euro abgesenkt werden. Was ist das Ergebnis? Bereits ab 2010 – schauen Sie nach! – wird das HTM wieder rote Zahlen schreiben. Nachhaltige Politik sieht anders aus.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Ein zweites Ziel, das Sie, Herr Minister, formuliert haben,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

bestünde in einem erweiterten Konzept und attraktiverer Gestaltung. Das ist sozusagen zu begrüßen. Die Frage ist: Wie werden diese höheren Ansprüche umgesetzt?

(Udo Pastörs, NPD: Auf keinen Fall durch Ihre Wirtschaftspolitik.)

Zurzeit gibt es, also seit Jahresbeginn, einen Museumsdirektor und einen kaufmännischen Geschäftsführer. Letzterer ist befristet eingestellt.

Übrigens, Herr Vierkant, da stimmen wir mit Ihnen überein, das ist ein sehr kompetenter Mann. Die Fragen, die er uns beantwortet hat, sind alle sehr solide beantwortet.

(Udo Pastörs, NPD: Das können Sie beurteilen?)