Protocol of the Session on November 19, 2009

Wir haben den Betroffenen schweres Unrecht getan.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

600.000 Menschen, fast 12.000 Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft mit mehr als drei Millionen Hektar, denen ist Unrecht getan worden. Sie sind pauschalisiert als Junker, als Ausbeuter, als Faschisten, als Kriegsverbrecher, als Steigbügelhalter der Nazis in einer Gruppe betitelt worden,

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

was Unrecht, was unmoralisch und zutiefst abzulehnen ist.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zurufe von Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Dr. Fritz Tack, DIE LINKE)

Und, meine Damen und Herren von der Partei DIE LINKE, unabhängig davon, in welcher Tradition zu welcher Partei Sie sich hier gerade befinden,

(Irene Müller, DIE LINKE: Na, zu Ihrer nicht.)

gerade Sie, die diese Bodenreform nur zehn Jahre später umgewandelt haben in eine Zwangskollektivierung,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

die dafür stehen, für Enteignung von Grund und Boden von privaten Eigentümern, die dafür stehen,

(Toralf Schnur, FDP: Das haben Sie alles vergessen.)

dass Sie in den 70er-Jahren Hunderten von Handwerksunternehmen das Eigentum weggenommen haben,

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

die dafür stehen, dass Sie auch Handwerksunternehmen in die Existenzenge und in die Nöte reingetrieben haben, dass Sie sich wagen, sich heute hier als ein Gralshüter der Rechte, der Bürgerrechte hinzustellen, ist ein Treppenwitz der Geschichte

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Toralf Schnur, FDP: Ein Witz ist das.)

und eine Katastrophe.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sie gehen jetzt ein Stück zu weit, Herr Roolf! Sie gehen ein Stück zu weit!)

Ich sage Ihnen ganz deutlich namens der FDP,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Eine Frechheit ist das! – Zuruf von Toralf Schnur, FDP – Glocke der Vizepräsidentin)

wir entschuldigen uns für diese Beschimpfungen, für diese Verleumdungen, für diese Art und Weise,

(Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

wie man mit den Alteigentümern hier in diesem Land umgegangen ist.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Okay!)

Wir sehen es als Unrecht an, was in der Bodenreform geschehen ist. Es ist niemals eine Reform gewesen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Irene Müller, DIE LINKE: Ah ja?! Also doch Revision.)

Wenn man dann weiterhin über das, was wir jetzt andiskutieren und beraten wollen, eine Besserstellung für die im Eigentum der BVVG befindlichen Flächen, diskutieren wollen in einer Arbeitsgruppe, dann stelle ich Ihnen einfach eine Frage: Kann es überhaupt eine Besserstellung sein, wenn jemand etwas dafür bezahlen muss, was ihm vorher weggenommen worden ist?

(Gino Leonhard, FDP: Richtig, genauso ist es.)

Ist das eine Besserstellung?

(Toralf Schnur, FDP: Ja, ein Hohn ist das.)

Das ist eine Form, eine Art von Rechtsverständnis, die mir völlig fremd ist.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Ja, das ist Backhaus-Verständnis.)

Ich muss Ihnen an dieser Stelle auch ganz deutlich sagen, Herr Minister Backhaus, da gucke ich in Ihre Richtung: Sie haben für mich als Minister dieses Landes gesprochen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Er hat sehr gut gesprochen. – Raimund Frank Borrmann, NPD: Er hat auch gesagt, das ist Hochverrat.)

Es fällt mir fast schwer, darüber zu sprechen. Ich schäme mich dafür, dass Sie Minister dieses Landes sind und solch eine Rede hier halten.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der FDP und NPD – Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Toralf Schnur, FDP: Jawoll!)

Danke schön, Herr Roolf.

Für Ihren Zwischenruf, Herr Borrmann, erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Schildt von der Fraktion der SPD.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es fällt mir schwer, hier zu sprechen. Wir befinden uns im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und haben in den zurückliegenden fast zwei Jahrzehnten das Thema Bodenpolitik in diesem Hohen Haus in Verantwortung für die Menschen, die betroffen sind, diskutiert.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Deswegen ist das Land ja auch fast pleite.)

Das war eine sehr schwere Diskussion und es war ein hartes Ringen auf Bundesebene, die Interessen der Menschen unseres Landes, der Betroffenen, auf Papier beziehungsweise in ein Gesetz zu bringen.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

Dies war ein ganz schwieriger Prozess.

Ich bedanke mich ausdrücklich bei Herrn Minister Backhaus dafür, dass er …

(Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

Das tue ich, und da brauche ich keine Lacher.

Ich bedanke mich ausdrücklich bei Herrn Minister Backhaus dafür, dass er die Position unserer Regierungsarbeit und unserer Arbeit als SPD in den Jahren seit 1990, in Regierungsverantwortung seit 1998,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Es ist schon eine seltsame Art von Regierung. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

im Redebeitrag noch mal deutlich gemacht hat.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)