Protocol of the Session on October 22, 2008

Es ist für mich ein eigentümliches Verständnis parlamentarischer Demokratie,

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Genau.)

wenn wir immer an der Stelle argumentieren, wo ein rechtsstaatliches Verfahren läuft oder laufen soll oder eine Gerichtsentscheidung noch ansteht,

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Dass dann alle den Mund zu halten haben.)

was übrigens niemand außer Zweifel stellt, dann, meine Damen und Herren, können wir unsere Arbeit hier einstellen.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Genau. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Denn wir sind der Souverän hier in Mecklenburg-Vorpommern und unsere Arbeit hat nichts mit dem rechtsstaatlichen Verfahren zu tun,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach, Herr Holter, Sie wissen doch genau, dass das nicht so ist.)

sondern es hat etwas mit der Positionierung der frei gewählten Abgeordneten des Landes MecklenburgVorpommern zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Richtig. – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Das sind zwei verschiedene Dinge.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Genau, darauf komme ich nachher noch zurück.

Und ich finde, das, was hier durch die Mehrheit des Landtages gemacht wird, ist für dieses Hohe Haus unwürdig, peinlich, es ist ein Schlag in das Gesicht der Demokratie.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Ich will das auch begründen.

(Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Marc Reinhardt, CDU)

Ich will das auch begründen: weil das, was Herr Schulte – nach meiner Auffassung unzulässigerweise –

(Zuruf von Werner Kuhn, CDU)

angehangen hat an seinen Bericht als Ausschussvorsitzender, genau unsere Kritik war. Erstens stand zu wenig Zeit zur Verfügung, darüber zu diskutieren.

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Das war gewollt.)

Zweitens war nach unserer Auffassung tatsächlich eine ausführliche Debatte auch mit Sachverständigen im Ausschuss, zumindest im Wirtschaftsausschuss, nicht gewollt. Ja, es ist richtig, wir hatten Anfang des Jahres die dargestellte nicht öffentliche Anhörung von Expertinnen und Experten, aber die Volksinitiative, wie hier auch dargestellt wurde, kam ja viel später.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Warum haben Sie sich dann nicht entscheiden können, keine Expertenanhörung durchzuführen, auch –

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

und da hätten wir uns drauf verständigen können – in Sondersitzungen, auch im Rahmen des vorgesehenen Zeitplanes?

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Armin Jäger, CDU: Nee, nee, nee.)

Es hat etwas damit zu tun.

Und auf Herrn Liskow wurde sich ja schon bezogen,

(Egbert Liskow, CDU: Das war eine Frage, Herr Holter. – Zuruf von Werner Kuhn, CDU)

auf seine Äußerungen im Wirtschaftsausschuss im Zusammenhang mit der Veranstaltung im Greifswalder Dom.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Da frage ich Sie, sind Sie wirklich der Auffassung, dass das Volk die Befürworter auspfeift oder wer pfeift hier wen aus?

Und Sie hätten sich, meine Damen und Herren von der Koalition, die Peinlichkeit ersparen können, heute einen Änderungsantrag einzubringen zu der Beschlussempfehlung 5/1904.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen DIE LINKE und FDP)

Wenn wir eine solche Anhörung von Expertinnen und Experten durchgeführt hätten, dann wären Sie mit der Beschlussempfehlung nicht zu den Empfehlungen gekommen, die Herr Schulte pflichtgemäß hier noch mal vortragen musste.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie hätten auch nur auf uns zu hören brauchen.)

Das außerdem.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wir sind froh, dass wir nie auf Sie hören. – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Meine Damen und Herren, es geht hier um mehr. Für mich geht es um mehr als ein Pro oder Kontra für ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin. Für mich geht es a) um das Verständnis unserer Arbeit hier in diesem Parlament

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

und b) darum, wie wir mit dem Willen von 32.000 Bürgerinnen und Bürgern umgehen. Ich wage auch den Vergleich mit dem November oder dem Herbst 1989. Da hat Volkes Willen Veränderung erreicht. Und ich meine, daran sollten wir uns heute auch wieder erinnern, Herr Jäger.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Armin Jäger, CDU: Gegenüber einem undemokratischen Staat. Wir sind ein Rechtsstaat. – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Ich frage mich: Warum war im Wirtschaftsausschuss eine ausführliche Anhörung von Expertinnen und Experten nicht gewollt?

(Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Haben Sie Angst vor den Argumenten oder gab es eine Weisung von oben?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nein, Herr Holter, das kennen Sie nur aus Ihrer eigenen Vergangenheit. So was haben wir hier nicht. So was haben wir nicht.)

Da muss ich jetzt wirklich mal lachen, Herr Jäger.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Wie auch bei Ihnen durchgestellt wird,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Herr Holter, ich muss sehr lachen.)