In sogenannten Normalarbeitsverhältnissen, gekennzeichnet durch abhängige, sozialversicherungspflichtige Vollzeittätigkeit,
unbefristeten Arbeitsvertrag und existenzsicherndes Erwerbseinkommen, überwiegen die Männer. Ein hoher Frauenanteil ist dagegen in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen wie Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung oder befristeter Beschäftigung zu verzeichnen und, Herr Pastörs, das hat mitnichten irgendetwas mit Biologie oder biologischer Entwicklung zu tun.
Erziehung und Bildung sind Bereiche, die typischerweise Frauen zugeordnet werden. In Kinderkrippen ist circa jeder hundertste Beschäftigte männlich, im Kindergarten beträgt der Männeranteil in Deutschland 2 Prozent.
In der Grundschule liegt der Männeranteil bei 13,3 Prozent. Jungen erleben soziale und pflegerische Berufe fast ausschließlich im Kontext weiblicher Fürsorge, was zur Abwertung und Stigmatisierung dieser Berufe führt. In den weiblich dominierten Ausbildungsberufen sind nur circa 6 Prozent Männer.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, tradierte Rollenbilder wirken sich demnach nachteilig auf die individuellen Bildungs- und Berufschancen aus. Um mehr Chancengleichheit von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern zu erreichen, müssen zu einem frühen Zeitpunkt Elemente einer geschlechtersensiblen Erziehung und Bildung in die Entwicklungsprozesse einbezogen werden. Es bedarf eines komplexen Herangehens aller an der Sozialisation Beteiligten,
des Engagements von Eltern und Großeltern, Erzieherinnen, Lernenden, Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen.
Politik und Gesellschaft stehen in der Pflicht, einen geschlechtersensiblen Blick zu entwickeln beziehungsweise diesen Blickwinkel weiter zu schärfen. Mit dem vorliegenden Antrag soll diesen Bemühungen ein Anstoß gegeben werden, Vorhandenes zu bündeln, Neues zu versuchen.
In den gesetzlichen Regelungen unseres Landes ist dieser Blick weitestgehend verankert. Im KiföG Paragraf 1 Absatz 2 heißt es, ich zitiere: „Die Kindertagesförderung unterstützt den Gedanken der Gleichstellung der Geschlechter“. Im Schulgesetz wiederum wird in Paragraf 3 Absatz 15 das Eintreten für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als Lernziel festgeschrieben und auch in den Leitlinien des Kinder- und Jugendprogramms steht, dass die unterschiedlichen Lebenslagen von Jungen und Mädchen zu beachten und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern sei. Doch dieses gilt es auch wirklich in der tagtäglichen Arbeit umzusetzen und es mit Leben zu erfüllen, und da mache ich mir nämlich Sorgen. Frau Kollegin Gramkow hat ja einige Beispiele, was wir also an konkreten Projekten und Maßnahmen ergriffen haben in den vergangenen Jahren, hier genannt. Diese dürfen aber nicht nur als Modellprojekte stattfinden und dann auslaufen, son
dern sie müssten eigentlich zur Selbstverständlichkeit überführt werden, wenn wir nachhaltig dort auch Ergebnisse haben wollen. Da, glaube ich, scheitert viel dran. Wir haben gute Ideen, gute Modellprojekte gehabt, aber wir haben die dann irgendwann auslaufen lassen, sodass sie auch nicht richtig Wirkung entfalten konnten.
Es gibt viele Ursachen für das eingeschränkte Berufswahlverhalten. Das sind Unkenntnisse über eigene Fähigkeiten, Unkenntnis über die Wahlmöglichkeit zwischen 420 Ausbildungsberufen, fehlende Sensibilität in Betrieben und bei Ausbildern, die fehlenden Vorbilder und meines Erachtens zwei ganz wesentliche Punkte: die Einflüsse von Freunden, Eltern, Verwandten und Lehrern sowie die soziokulturell geprägten Rollenbilder. Und diese Rollenbilder wirken fort in der Aufteilung, Zuordnung und Bewertung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, in Bezug auf das Ansehen, die Wertschätzung und Bezahlung von typischen Frauen- beziehungsweise Männerberufen, die Verteilung von Vollzeitbeschäftigung in Bezug auf die Entgeltungleichheit und eben auch auf das Berufswahlverhalten.
Deshalb muss der Genderansatz in den Berufsorientierungsangeboten in Schulen und in der Berufsberatung verstärkt werden. Notwendig ist nicht nur die Erweiterung des Berufswahlspektrums für Mädchen, sondern auch für Jungen. Bis zum Jahre 2013 werden beispielsweise in Deutschland 70.000 Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen und 85.000 Ingenieure fehlen. Durch den Ausbau der Kindertageseinrichtungen und Tagespflege für Unterdreijährige bis 2013 werden 50.000 zusätzliche Fachkräfte in Tageseinrichtungen und 30.000 zusätzliche Tagespflegepersonen benötigt. Es kann also nicht nur darum gehen, Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern, sondern auch Jungen für erzieherisch-pädagogische Berufe.
„Dominante Mütter, zu viele Erzieherinnen, zu viele Lehrerinnen in Kitas und Schulen vernachlässigen angeblich mit ihren weiblichen Erziehungsmethoden die armen Jungs.“ Ich habe jetzt auch mal ein Zitat genommen in Ergänzung zu Frau Tegtmeier.
nein, nein, dem hätte ich das gar nicht zugetraut. Ich war sehr angenehm überrascht, muss ich sagen.
Nur, meines Erachtens, das Problem der schwierigen Situation von Schulen alleine darauf zu reduzieren, dass wir dort zu viele weibliche Erzieherinnen und Lehrerinnen haben,
damit, glaube ich, kommen wir wirklich nicht an den Kern des Problems, sondern wir müssen schon ein Ursachenbündel sehen, die komplexe Betrachtungsweise nehmen. Ich frage mich sonst die ganze Zeit, wir haben über Jahrhunderte die Situation gehabt, dass Mädchen in den Schulen ausschließlich von Männern unterrichtet wurden. Die sind doch auch nicht an irgendeiner Stelle stehen geblieben, sondern haben sich entwickelt. Ich
denke, deshalb müssen wir auch mit dem komplexen Ansatz, wie wir ihn jetzt hier auch in unserem Antrag verwenden, herangehen und gemeinsam eine Lösung finden.
Frau Gramkow, der Landtag kann sich im Rahmen der Selbstbefassung mit dem Problem beschäftigen und ich würde mich sehr freuen, wenn wir das auch bei Gelegenheit dann wieder tun würden. Der Landtag war immer ein guter Partner bei dem Thema für mich. – Vielen Dank.
Ich lasse zunächst über den Änderungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 5/1638 abstimmen. Wer diesem zuzustimmen wünscht, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Danke. Gegenstimmen? – Danke. Stimmenthaltungen? – Damit ist der Änderungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 5/1638 bei Zustimmung der FDP und Zustimmung der Fraktion DIE LINKE mit den Gegenstimmen der Fraktion der SPD, der Fraktion der CDU und der Fraktion der NPD abgelehnt.
Ich lasse nun über den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 5/1642 abstimmen. Im Rahmen der Debatte ist beantragt worden, über die Ziffern I und II einzeln abstimmen zu lassen.
Wer der Ziffer I des Änderungsantrages der Fraktion DIE LINKE zuzustimmen wünscht, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Danke schön. Gegenstimmen? – Danke. Stimmenthaltungen? – Damit ist die Ziffer I des Änderungsantrages der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 5/1642 mit den Stimmen der Fraktion der SPD, der Fraktion der CDU, der Fraktion DIE LINKE und der Fraktion der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion der NPD angenommen.
Wer der Ziffer II des Änderungsantrages der Fraktion DIE LINKE zuzustimmen wünscht, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Danke. Gegenstimmen? – Danke. Damit …
Danke. Damit ist die Ziffer II des Änderungsantrages der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 5/1642 bei Zustimmung der Fraktion DIE LINKE und der Fraktion der FDP mit den Stimmen der Fraktion der SPD bei einer Enthaltung, der Fraktion der CDU und der Fraktion der NPD abgelehnt.
Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 5/1587 mit der soeben beschlossenen Änderung zuzustimmen wünscht, den bitte ich jetzt um ein Handzeichen. – Danke schön. Gegenstimmen? – Danke. Stimmenthaltungen? – Danke. Damit ist der Antrag der Fraktionen der SPD und CDU auf Drucksache 5/1587 mit den soeben beschlossenen Änderungen mit den Stimmen der Fraktion der SPD, der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion der NPD und Stimmenthaltung der Fraktion DIE LINKE angenommen.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 27: Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE – Evaluierung des Rechtsrahmens für die Europäische Telekommunikation: Rundfunkkompetenz der Länder erhalten, Drucksache 5/1574.
Antrag der Fraktion DIE LINKE: Evaluierung des Rechtsrahmens für die Europäische Telekommunikation: Rundfunkkompetenz der Länder erhalten – Drucksache 5/1574 –
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie Sie sicherlich wissen, schlägt die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat einen neuen Rechtsrahmen für die europäische Telekommunikation vor. Der Vorschlag zielt auf eine Änderung einer Reihe von bestehenden Richtlinien ab. Die Kommission verfolgt dabei – so ist es der Begründung des Richtlinienvorschlages zu entnehmen – im Wesentlichen drei Ziele. Es geht um eine effizientere Verwaltung des Funkfrequenzspektrums, damit die Betreiber einen leichteren Zugang zu den Frequenzen erhalten und Innovationen gefördert werden. Es geht weiterhin um eine effizientere und einfachere Regulierung für die nationalen Regulierungsbehörden und eine einheitliche Anwendung der EU-Rechtsvorschriften, um den Binnenmarkt für elektronische Kommunikation zu vollenden. So weit die Vorstellungen der Kommission.
Meine Damen und Herren, wir alle wissen, dass der Bereich der elektronischen Kommunikation schon heute eine hohe Bedeutung hat. Es ist uns auch, so denke ich, klar, dass diese zukünftig weiter wachsen wird. Besonders interessant ist diese Entwicklung für alle Beteiligten vor allem auch deshalb, weil durch die Umstellung des terrestrischen Rundfunks von Analog- auf Digitaltechnik Frequenzen frei und vor allem neu vergeben werden. Die Frage ist daher, was passiert mit diesen frei gewordenen Frequenzen und vor allem, wer beeinflusst beziehungsweise bestimmt ihre Verwendung in welcher Weise.