Soll nicht auch er eine Chance erhalten, bei dem es im Fachlichen oft hapert – Frau Polzin hat es angesprochen –, aber bei dem das Arbeits- und Sozialverhalten durchaus eine vorzeigbare Qualität ist?
Die Vertreter der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, die Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern und die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammer in Mecklenburg-Vorpommern hatten dazu eine klare Stellung. Es ist doch fast unbestritten, dass ein Unternehmer beziehungsweise ein Betrieb am liebsten einen Schüler ausbildet, der fast nur Einsen und Zweien, maximal zwei Dreien auf dem Zeugnis hat. Dies wiederum sagt überhaupt nichts darüber aus, ob er selbstständig arbeiten kann, ob er pünktlich ist, wie seine Umgangsformen sind, wie sein Konfliktverhalten und seine Kritikfähigkeit ausgeprägt sind. Aber dieser Schüler hat eine bessere Chance, mit einem Lehrvertrag nach Hause zu gehen. Die Chancen soll doch aber auch derjenige Schüler haben, der ein paar Dreien mehr auf dem Zeugnis hat, von dem der künftige Arbeitgeber aber dann auf dem Beiblatt erkennen kann, dass er ein ausgeprägter Teamplayer ist, Verantwortung übernimmt, belastbar ist und ausdauernd arbeiten kann.
Herr Trautmann, der Schulleiter der Schule aus Stavenhagen, hat eindrücklich dargelegt, wie positiv die Bewertung der Erziehungsarbeit innerhalb des Modells Selbstständige Schule von allen Beteiligten angenommen wurde, von Schülern, von Lehrern und auch von den Eltern. Die Vertreter des Landesschülerrates sagten in der Anhörung, Kopfnoten seien eine Katastrophe. Ja, selbstverständlich, für jemanden, der überhaupt keinen Bock hat auf rein gar nichts in der Schule, ist jede Art von Beurteilung auch in den Fächern eine Katastrophe.
(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Das ist aber eine freche Unterstellung! – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)
Dies jedoch ist nicht mein Maßstab und diese Auffassung teilt auch nicht die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, die wir in unserem Land haben, denn die große Mehrheit der Schüler in unserem Land geht gern in die Schule und weiß sehr wohl, wie wichtig eine gute Bildung für das weitere Leben ist.
Und zum Schluss gebe ich dann zu, dass es in der Anhörung die meisten gegenteiligen Auffassungen zur Formulierung und Beschreibung der Bewertungsgrade „vorbildlich“, „gut“, „zufriedenstellend“ und „entwicklungsbedürftig“ gab. Aber die Alternative dazu ist für mich eben nicht, ganz und gar auf die Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens zu verzichten oder die Verordnung noch ein Jahr hinauszuschieben. Vielmehr
wollen wir vorschlagen, dass wir uns nach ein bis zwei Jahren mit dem Prozess beschäftigen und dann gegebenenfalls auch die Verordnung anpassen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren und besonders Herr Professor Methling! Als Sie und Ihre politischen KZ-Wärter in Bautzen
(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Angelika Gramkow, DIE LINKE: Jetzt reicht’s aber!)
da waren Sie nicht so zimperlich. Da herrschten noch Zucht und Ordnung Ihrer altstalinistischen Kader. Da wurden die Hacken zusammengeknallt, wenn man den bolschewistischen Holocaust als große Tat des sozialistischen Bruders gefeiert hat.
Wer die Millionen Opfer stalinistischer Säuberung nicht als gerächt empfand, der bekam nicht nur eine schlechte Kopfnote, Herr Methling, der wäre froh gewesen, wenn er nur eine schlechte Kopfnote bekommen hätte. Ich glaube nicht, dass man so etwas wie eine Kopfnote überhaupt ernsthaft hätte diskutieren können in Ihrem kommunistischen Arbeiter- und Bauernstaat. Und hier klingt Ihre Begründung des Antrages zur Überarbeitung der Verordnung über die Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens so, als hätte der Wolf im Märchen von Rotkäppchen sich die Nachthaube aufgesetzt, um den Bürgern etwas von Demokratie und Mitbestimmung vorzusäuseln.
Der Unterschied zwischen Ihnen und uns, Herr Methling, besteht darin, dass Sie sich noch nicht einmal die Mühe gemacht haben, eine neue Partei zu gründen. Sie sind die gleiche Partei mit den weitgehend gleichen Kadern, die in der DDR für ganz andere Dinge standen, als sie heute verkünden.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Angelika Gramkow, DIE LINKE: Nee. – Heike Polzin, SPD: Na, Ihre Vorgänger sind ja Gott sei Dank ausgestorben. – Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)
Was hier in Sachen Kopfnoten im Landtag abgezogen wurde von der Landesregierung, das spottet wieder einmal jeder Beschreibung.
Da wird im März eine Verordnung in Kraft gesetzt, die die Benotung des Sozialverhaltens der Schüler regelt, und zwei Monate später werden hier in den Landtag scheinheilig Schüler, Eltern, Lehrer und Leute aus der Industrie eingeladen, sie mögen doch einmal sagen, was ihnen an dem Gesetz nicht gefällt.
Sie sollten Verbesserungsvorschläge machen für eine bestehende Verordnung. Das ist eine Verhöhnung der Bürger. Da wurden nämlich massive Kritikpunkte angebracht, die man schon im Vorfeld als Korrekturen hätte einfließen lassen können. Aber das ist Ihnen, meine Damen und Herren von der Regierung, lästig.
Das wollen Sie nicht hören. Deshalb schließen Sie sich auch wie gewöhnlich in Ihren Ausschüssen ein und sperren die Bürger aus.
Die Kritikpunkte, da haben Sie recht von den Kommunisten, wurden tatsächlich nicht ausgeräumt. Da wurde in der Stellungnahme des Philologenverbandes etwa kritisiert, dass es hier keine einheitliche Handhabung im Lande gibt. Man muss betonen, wir dürfen so etwas nur sagen, weil die Stellungnahmen der Beteiligten schriftlich vorliegen. Ansonsten müssten wir auf dem Trockenen diskutieren. Das ist Ihr undemokratischer parlamentarischer Alltag.
(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Da müssten Sie sich ja umstellen. Da müssten Sie ja dann mitarbeiten.)
Warum geht die Beurteilung nur bis Klasse 10? Was bedeutet in den Kopfnoten „entwicklungsbedürftig“? Ist nicht klar, dass jeder Schüler entwicklungsbedürftig ist?
Es wäre mitunter ja auch schön, wenn die Systempolitik entwicklungsfähig ist, aber da verlangt sie den Schülern etwas ab, was sie selbst nicht leistet.
Um das klarzumachen, die NPD spricht sich deutlich für die Kopfnoten aus. Die Tugenden wie Fleiß, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Treue sind verkommen.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Deutsche Ordnung, deutsche Ordnung!)
Das ist ein Ergebnis einer linken Politik, die unsere ganze Kultur durchgepflügt hat. Mit diesen Sekundärtugenden hätte man Auschwitz möglich gemacht, das sagten diejenigen, die heute die SPD repräsentieren.