dass wir einfach in der Schule bei Mathematikleistungen wie Deutschleistungen sagen müssen, in dieser Gesellschaft musst du dich auch irgendwie gesellschaftlich
bewegen. Das heißt, es gibt Freiräume, es gibt Rechte, es gibt aber auch Grenzen und es gibt Pflichten. Und da, so habe ich im Moment das Gefühl, kippen wir langsam um, weil wir immer nur die eine Seite betonen und uns hinterher über die Ergebnisse wundern. Diese möchte ich nicht erst beim Staatsanwalt anfangen zu diskutieren,
sondern genau im präventiven umgänglichen Bereich, der nicht abstraft. Ich habe in meiner Berufspraxis sehr viele Mädchen und Jungen kennengelernt, die nicht unbedingt Leuchten in Mathematik waren, und über Rechtschreibung möchte ich auch nicht unbedingt zu ihrer Freude reden.
Aber was denen wirklich immer geholfen hat, war eine aufmunternde Bewertung genau dieses Sozialverhaltens, denn es gibt sehr viele, die fachlich nicht so gut drauf sind, aber die haben eine Motivation, eine Zuverlässigkeit. Die schaffen es auch, für die Gemeinschaft Klasse wirklich etwas einzubringen, und denen hilft eine solche Bewertung.
Das bringt auch, sagen wir mal, gegenüber der Öffentlichkeit ein Selbstbewusstsein, dass ein Schüler seinen Wert nicht nur an einer Mathematiknote bemisst. Ich befinde das insgesamt als einen gerechten Ausgleich. Deshalb würde ich die ganze Debatte gern positiv führen, nämlich im Sinne von Werten. Und wer sagt, wir wollen nicht nur bilden, sondern auch erziehen, der muss auch irgendwo ein Instrumentarium entwickeln, wie man dieses tun kann. Ob dieses Instrumentarium nun in jedem Detail das Gelbe vom Ei ist, darüber kann man gern diskutieren. Das werden wir tun, wenn das Ganze in Gang ist.
Rückkopplungen zu Praktikern sagen mir – und wir haben alle in der Anhörung zum Beispiel den Schulleiter der Gesamtschule Stavenhagen gehört, der das schon lange macht in seiner Selbstständigen Schule, diese Bewertung in unterschiedlicher Art und Weise und sehr akzeptiert von Eltern und Schülern, genau diese Bewertung, das wollen wir mal nicht vergessen, machen sie ja nicht gegen die –, wir können mit dieser Verordnung gut leben. Und wenn mir das ein Praktiker an der Stelle sagt, ist das für mich glaubwürdig. Das gibt mir zumindest die innere Überzeugung, dass wir nicht ein weiteres Jahr verschenken sollen, sondern mit dieser Verordnung anfangen zu arbeiten, endlich anfangen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Viel zu spät hat der Landtag die Gelegenheit erhalten, sich mit der Verordnung über Kopfnoten auseinanderzusetzen.
Die von der FDP-Fraktion und der LINKEN geforderte Anhörung im Bildungsausschuss hat daher nicht nur Fragen über die Kopfnotenverordnung selbst aufgeworfen, sondern auch Unverständnis über das Verfahren.
Herr Bluhm hat darauf hingewiesen. In der Anhörung mit Eltern, Lehrer- und Schülerverbänden über die Kopfnotenverordnung kamen grundlegende Probleme deutlich zutage.
Erstens. Der Landtag und die Verbände hätten in das Konzept der Kopfnotenverordnung besser einbezogen werden müssen.
(Heike Polzin, SPD: Kopfnoten? Worüber reden Sie jetzt? – Dr. Margret Seemann, SPD: Das ist doch gar keine Kopfnotenverordnung.)
Meine Damen und Herren, Frau Polzin, wenn Sie jetzt sagen, dass Umfragen ergeben hätten, dass die Eltern das zum Teil befürworten und die Elternverbände da eine ganz andere Meinung hätten als zum Teil die Eltern – die Eltern wissen ja zum Teil, und das ist das Problem hierbei, noch gar nicht, in der Mehrheit jedenfalls, was auf sie zukommt. Gerade deshalb hätten wir vorher diese Diskussion intensiver führen müssen, damit in der Öffentlichkeit klar wird, was das bedeutet.
(Heike Polzin, SPD: Herr Kreher, die Züge sind alle vor Jahren abgefahren, vor Jahren schon. Sie fangen immer von vorne an.)
Die Landesregierung wäre deshalb gut beraten gewesen, wenn sie in derart kritischen Sachlagen das Parlament und den Bildungsausschuss eher mit einbezogen hätten.
(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Heike Polzin, SPD: Das wird die Qualität nicht verbessern. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)
Die Kopfnotenverordnung hat derart weitreichende Konsequenzen für die Bildungspolitik im Land, dass sie nur durch die Schaffung eines breiten Konsenses umgesetzt werden kann. Dieser Konsens, meine Damen und Herren, ist nicht in Sicht. Hier wird eine weitere Front geschaffen, die man hätte vermeiden können.
Sie fordern auf der einen Seite weniger einengende Vorgaben für ihre Ziele, mit der Forderung nach Kopfnoten widersprechen sie sich und erweisen sich damit selbst einen Bärendienst.
(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Nun belehren Sie mal nicht die Wirtschaftsverbände! Nun belehren Sie mal nicht die Wirtschafts- verbände! Da fällt mir nichts mehr ein.)
Ein Bewertungssystem, das sich auf Begriffe reduziert und Bestandteil der Schullaufbahnempfehlung wird, nützt niemandem.
Die Bewertungsgrade sind nicht ausreichend definiert. Die Bewertungsgrade sind nicht vergleichbar, dadurch wird der Chancengleichheit in einer Bewerbungssituation widersprochen.
Außerdem gibt es keine Chancengleichheit zwischen den Schultypen und erst recht nicht zwischen den Bundesländern.
Weiterhin, ein Absolvent mit der Beurteilung „entwicklungsbedürftig“ hat kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ist für alle Zeiten stigmatisiert.
Kopfnoten als Druckmittel, wie von einigen Verbänden gefordert, sind ein pädagogisches Mittel aus der Mottenkiste der Schulgeschichte.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Heike Polzin, SPD: Aus welcher Motten- kiste haben Sie Ihr Redemanuskript?)
Wir wollen keine weiteren Hürden im Bildungsweg der Kinder. Wir wollen, dass es zu einer besseren Betreuung von Lern- und Sozialkompetenz im Rahmen der Selbstständigen Schule an unseren Schulen kommt.
(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Zurufe von Heike Polzin, SPD, Dr. Margret Seemann, SPD, Wolf-Dieter Ringguth, CDU, und Udo Pastörs, NPD)
Dies sollte in Absprache zwischen Schule und Eltern geschehen. Nur dann können Regelungen getroffen werden, die allen Seiten nützen und von allen Seiten akzeptiert werden.