Protocol of the Session on April 23, 2008

(Dr. Armin Jäger, CDU: Der arme Bismarck.)

Primat der Politik muss es sein, die nationale Solidarität durchzusetzen und somit ein Rentenversicherungssystem für alle zu schaffen. Kleine Korrekturen verzögern vielleicht den Kollaps, den totalen Systemabsturz verhindern können sie nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Glawe von der Fraktion der CDU.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern – gerechte Rente für die Zukunft sichern“ ist das Thema der Aktuellen Stunde, zugegebenermaßen zurzeit sehr aktuell auf der Bundesebene. Man könnte auch sagen: Herr Bullerjahn und Herr Sellering wollten damit groß rauskommen und Herr Rüttgers ist in den Medien.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist gelungen. – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Na ja. – Helmut Holter, DIE LINKE: Ich hab Herrn Sellering eine Stunde lang im Radio gehört. – Unruhe und Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, die Grundvoraussetzung der gesetzlichen Rentenversicherung ist das Erwerbsleben. Und es wird daran gemessen, wie Dauer und Höhe der Beitragszahlungen erfolgt sind. Es ist eine Facette dessen, was wir hier jetzt schon alles gehört haben von Herrn Köster, der versagt hat. Ich sage, ich bin stolz auf die Deutsche Einheit,

(Stefan Köster, NPD: Das habe ich ja gar nicht bestritten.)

und einheitsbedingte Mehrbelastungen sind durchaus 1991/92 zu verantworten gewesen, Herr Köster.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Meine Damen und Herren, die Rentendiskussion ist ein Thema, das uns weiter beschäftigen wird. Wir haben bis jetzt weitestgehend, was hier so vorgetragen wurde, eine Istzustandsanalyse gehört. Große Vorschläge in dem Sinne sind noch nicht da. Herr Sellering hat angekündigt, in diesem Jahr weitere machen zu wollen.

(Irene Müller, DIE LINKE: Ja, ja, angekündigt.)

Die CDU hat eine Sachverständigenkommission Alterssicherung eingesetzt

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ach ja?)

und wird gleichfalls Dinge vortragen, die wichtig sind. Und Herr Kuhn hat einen wichtigen Aspekt gesagt,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Welchen denn?)

den wichtigsten Aspekt überhaupt:

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Welchen denn?)

Renten sind immer Themen für einen großen gesellschaftlichen Konsens, den man braucht, denn Renten werden – im Deutschen Bundestag jedenfalls – erfahrungsgemäß immer mit großer Mehrheit abgelehnt oder sie werden mit großer Mehrheit angenommen.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Und daran müsste DIE LINKE sich hier vielleicht auch mal in Mecklenburg-Vorpommern gewöhnen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Was soll das nun heißen? Was soll das heißen? Schnauze halten oder was?)

Meine Damen und Herren, mal eine Frage an DIE LINKE, die ja früher die SED war.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Sie hatten ja 1956 …

(Irene Müller, DIE LINKE: In welcher Mottenkis- te lag denn die Erkenntnis? – Udo Pastörs, NPD: Die ist schrecklich aktuell, die Mottenkiste. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Ja, die Mottenkiste hält eben auch zumindest einiges für Sie noch bereit.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ich bin ja gespannt, was Sie auf dem Sozialgipfel erzählen.)

Sie haben 1956 die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten in der DDR eingeführt. Und dort haben Sie für Rentner, die 40 Jahre gearbeitet haben, eine Rente von 350 Mark ausgereicht.

(Egbert Liskow, CDU: Ostmark.)

Und die Bemessungsgrenze war bei 600 Mark, die war festgeschrieben.

(Zurufe von Irene Lück, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)

Mittlerweile gibt es auch im Beitrittsgebiet in den neuen Ländern die Auswirkungen, und zwar in Fragen der Kontenklärung, meine Damen und Herren. Dort haben viele Erwerbstätige, die zu DDR-Zeiten 25 oder 21 oder mehr Jahre Rentenpunkte angesammelt haben, ihre Rentenkontenklärungsbescheide mittlerweile erhalten. Der Durchschnitt liegt zwischen 350 und 410 Euro. Also auch dort, sage ich mal, sind noch einige Dinge zu betrachten, die es durchaus wert sind, diskutiert zu werden.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Das ist aber wie der Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Jetzt ist es aber genug. Das wissen Sie doch besser, Herr Glawe! – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Ja, aber das ist nun mal so.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Sie sagen doch hier nur halbe Wahrheiten.)

Die Bürgerinnen und Bürger, die heute in MecklenburgVorpommern leben, sind auch sozusagen Leidtragende Ihrer Politik zu DDR-Zeiten.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Mit der CDU in der Nationalen Front, Herr Glawe. Mit der CDU in der Nationalen Front.)

Ja, so ist das! Dann müssten Sie wenigstens mal reingucken. In gewisser Weise erwarte ich da von Ihnen auch eine sachliche Diskussion und nicht immer Polemik.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Irene Müller, DIE LINKE: Der Spagat tut weh. – Udo Pastörs, NPD: Da hat er recht. – Zurufe von Angelika Gramkow, DIE LINKE, Gabriele Měšťan, DIE LINKE, und Raimund Borrmann, NPD)

Meine Damen und Herren, wir brauchen in der Frage der Rentengerechtigkeit eine Debatte.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie haben sogar Minister, die damals schon dabei waren.)

Aber wir müssen auch sagen – und das ist mir wichtig –, die Rente ist ein beitragsfi nanziertes System.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Nicht dass er jetzt sagt, die Rente ist sicher. Davon haben wir schon gehört.)

Mein Kollege Kuhn hat vorhin darauf hingewiesen, dass die Bundesrepublik Deutschland in ihrem Haushalt zurzeit 80 Milliarden Euro einsetzt, um die heutigen Rentenzahlungen zu sichern, dass die Renten sicher sind.

(Irene Müller, DIE LINKE: Ja.)

Wenn wir Geringverdienern, Hartz-IV-Empfängern oder ABM-Karrieren sozusagen das Geld zukommen lassen wollen, dann müssen wir auch die Frage beantworten, wo das Geld herkommen soll.

(Udo Pastörs, NPD: Hartz-IV-Karriere, das ist zynisch, dieser Begriff.)

Und nach der jetzigen Diskussion kann es ja nur heißen, die Steuern sollen erhöht werden. Das ist die Konsequenz.

(Dr. Marianne Linke, DIE LINKE: Löhne erhöhen, die Löhne!)

Ja, die Löhne natürlich auch. Und damit steigen die Beiträge in den Rentenkassen.