Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Von seiner Arbeit muss man leben können und wenn ich hier die Redebeiträge höre, habe ich fast den Eindruck, wir wären uns alle einig. Aber für viele Beschäftigte läuft genau das Gegenteil: Nicht wenige Löhne sind sittenwidrig niedrig. In Mecklenburg
Vorpommern – Professor Dr. Methling hat es gesagt – sind 35.000 Beschäftigte gezwungen, ergänzende Sozialleistungen zu ihrem Lohn zu beantragen.
aber ihr Personal wird zum Teil schlecht bezahlt. Insgesamt arbeiten ein Drittel aller Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern unter prekären Bedingungen. Sie müssen nach Vollzeitarbeit und Minilohn aufs Amt und entwürdigende staatliche Zuschüsse für Miete und Heizung entgegennehmen.
Der gestern zurückgetretene Minister Müntefering sagte dem Berliner „Tagesspiegel“ am 25. September 2007: „Wir müssen Schluss damit machen, dass einige Unternehmer sich ihre Dumpinglöhne durch den Steuerzahler auch noch bezahlen lassen“.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE und Reinhard Dankert, SPD – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sehr richtig.)
Nehmen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, sich das doch zu Herzen! Oder ist das Ihre sozialdemokratische Politik für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?
CDU und CSU wollen nicht, dass Löhne gezahlt werden, die menschenwürdig sind, muss ich daraus schließen.
(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Beate Schlupp, CDU: Das ist ja falsch! – Vincent Kokert, CDU: Unglaublich! – Zuruf von Michael Roolf, FDP – Glocke der Vizepräsidentin)
Wenn große Teile der Jugend keine Hoffnung mehr haben, ist das nicht nur gefährlich für die Demokratie, sondern auch für die Zukunft unseres Landes.
Und da ist dann auch noch der drastisch zunehmende Leistungsdruck. Viele Menschen haben Angst, dass sie ihre Arbeit verlieren,
und sind daher zu allem bereit. In Mecklenburg-Vorpommern haben wir einen traurigen Rekord: bundesweit niedrigste Einkommen, aber höchste Arbeitszeiten.
Auch eine Folge: Viele gehen erst dann zum Arzt, wenn sie tatsächlich den Kopf unter dem Arm tragen.
(Harry Glawe, CDU: Das ist eine Folge von der Linken.PDS-Politik. Sie haben doch acht Jahre Regierungspolitik gemacht!)
Familien geraten bei ständiger Geldnot in Dauerstress oder zerbrechen gar. Beratungsstellen sind, wie der Abgeordnete Sellering vorgeschlagen hat, natürlich sehr wichtig und wir befürworten das auch sehr, dass sich die Koalition noch einmal dazu verständigt, aber es ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man Beratungsstrukturen verbessert. Kinder leiden besonders unter Armut. Sie fühlen sich sozial ausgegrenzt und bildungspraktisch aufs Abstellgleis geschoben. Und welche junge Frau, welcher junge Mann soll denn ohne soziale Sicherheit eine Familie gründen oder Kinder haben wollen?
Fakt ist also: Der Teufelskreis beginnt im Kindesalter. Und da können Sie darüber reden, wir würden etwas schlechtreden, es ist einfach so. Der Teufelskreis heißt: arme Kinder, Hartz-IV-Empfänger, Billigjobber, Armutsrentner. Ob Sie das wahrhaben wollen oder nicht, das sind Tatsachen.
Und dann hat die Bundesregierung noch die Frechheit, die älteren Arbeitslosengeld-II-Bezieher zwangsweise früh zu verrenten mit Abschlägen bis zu 18 Prozent,
weil die sogenannte 58er-Regelung zum Jahresende ausläuft und die Betroffenen von Hartz IV zur Verminderung ihrer Hilfebedürftigkeit beitragen müssen.
Meine Partei hat klare Vorstellungen, wie gute Arbeit aussehen muss, damit Menschen in Würde leben können.
(Michael Roolf, FDP: Und wer legt das fest? – Peter Ritter, DIE LINKE: Erzähl ich gleich. Da können Sie schon mal überlegen, warum Sie ’94 aus der Regierung rausgefl ogen sind.)
zweitens die Sicherheit des Arbeitsplatzes, drittens, Arbeit soll Spaß machen, viertens die Behandlung als Mensch durch Abgeordnete und fünftens unbefristete Arbeitsverhältnisse sowie gute Arbeit für alle und einen gesetzlichen Mindestlohn.
Und abschließend möchte ich noch einmal auf unser Büchlein aufmerksam machen: „Gute Arbeit, gutes Leben“.
Das ist unser Konzept für eine gerechte Arbeitswelt. Schauen Sie mal hinein! Das bekommt Ihnen bestimmt sehr gut.