(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Dr. Armin Jäger, CDU: Na, dann ist er ja gut angekommen.)
Ich danke Ihnen, weil Sie erstens mir mit Ihrem Antrag und vor allen Dingen, Herr Roolf, Sie mit Ihrer Pressearbeit noch einmal die Gelegenheit geben, ganz deutlich zu machen, dass sich Gleichstellungspolitik in diesem Bundesland konsequent an der Umsetzung des Artikels 3 Absätze 2 und 3 Grundgesetz orientiert, sich hierbei an Beschlüsse der Weltfrauenkonferenzen und Vorgaben der EU hält und nicht der von Ihnen geforderten Beliebigkeit anheimfällt,
zweitens, weil Sie mit Ihrem Antrag unmissverständlich zum Ausdruck bringen – und es tut mir leid, dass gerade der Kollege Grabow dazu geredet hat –, dass Sie eigent
lich immer noch nicht verstanden haben, was Gleichstellungspolitik in der Doppelstrategie bedeutet, in der Doppelstrategie des Gender-Mainstreaming-Ansatzes,
drittens, weil Sie mit Ihrem Antrag zeigen, dass Sie, außer polemisch zu agieren und Worte zu zählen – ich hätte keinmal das Wort „Männer“ genommen, Herr Roolf –, keine eigenen Konzepte und Ideen haben,
viertens, weil der Antrag verdeutlicht, dass Sie scheinbar nicht einmal in der Lage sind, Einfluss auf Entscheidungen Ihrer FDP-Bundesminister zu nehmen,
und fünftens, weil Ihre Aussagen zur „Überförderung von Frauen und Mädchen“, wörtlich Herr Roolf, „Überförderung von Frauen und Mädchen“, glaube ich, interessante Informationen für den Landesfrauenrat mit seinen über 40 Mitgliederorganisationen und mehr als 200.000 Mitgliedern – vor allem für Alleinerziehende, in der Mehrheit sind das Frauen – sind.
Ich darf mal zitieren. Ich habe gestern per Fax ein Schreiben des Landesfrauenrates aufgrund Ihrer sehr interessanten Pressearbeit zugeschickt gekriegt. Ich darf mal auszugsweise zitieren, Zitat: „Der Vorstoß der FDP geht weit an der Realität vorbei. Herr Roolf hat das erreicht, was er vorgibt, nicht zu wollen, nämlich die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, und diskreditiert die erfolgreiche Frauen- und Gleichstellungsarbeit im Land. Der Landesfrauenrat fordert die FDP auf, ihr Augenmerk auf beide Geschlechter zu richten und anzuerkennen, dass Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen noch immer stärker benachteiligt sind als Männer.“ So weit ein Auszug aus dem Schreiben des Landesfrauenrates.
Da versenkt man ja eigentlich immer die Schiffe der Mitspieler. Ich habe den Eindruck, Sie versenken gerade Ihr eigenes Schiff mit solchen Anträgen und vor allen Dingen mit solchen Pressemitteilungen.
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, in Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
„Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Das Grundgesetz gibt damit vor, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte, Pflichten und Chancen im tatsächlichen Leben und nicht nur auf dem Papier haben sollen.
Um aber zu erkennen, wo Frauen benachteiligt werden, muss ich wissen, wie die Situation von Männern ist. Um Nachteile von Männern aufzudecken, muss ich wissen,
wie die Situation von Frauen ist. Und hierbei wird die von der EU vorgegebene Strategie Gender Mainstreaming angewendet, die immer einen doppelten Ansatz, so, wie ich das eben dargestellt habe, verfolgt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist genau die Herangehensweise der Landesregierung bei der Umsetzung des Auftrages des Grundgesetzes. Daraus Einseitigkeit abzuleiten, wie Sie es, Herr Roolf, namens Ihrer Fraktion machen, zeugt entweder von Nicht-verstehen-Können oder Nicht-verstehen-Wollen.
So tagte auf meine Einladung vor einigen Tagen wieder die Arbeitsgruppe zur geschlechtersensiblen Berufsfrühorientierung, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft und Sozialpartner, also der Wirtschaftsverbände, Herr Roolf – denen stehen Sie doch angeblich so nahe –, sowie der Landeskoordinierungsstelle für den „Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag“,
Thema waren vor allem, Herr Roolf, Thema waren vor allem Angebote für die geschlechtergerechte Berufsfrühorientierung von Jungen. Alle demokratischen Fraktionen waren vertreten, Frau Schlupp war auch mit anwesend, nur die FDP-Fraktion hat gefehlt.
verplempern Sie Zeit – ich möchte jetzt keine Zeit verplempern, Herr Grabow –, um mit nachweislich falschen Behauptungen platten Wahlkampf zu machen.
Nun schauen wir uns einmal stichpunktartig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – ich habe nicht stundenlang Zeit, Gott sei Dank, wie sicherlich einige empfinden –
Frauen erhalten bei gleicher und gleichwertiger Arbeit pro Stunde im Durchschnitt 23 Prozent weniger Lohn als Männer. Frauen machen die besseren Bildungsabschlüsse...
... und erhalten schwieriger einen Job als Männer. Männer hingegen haben durchschnittlich schlechtere Bildungsabschlüsse, erhalten aber leichter einen Job als Frauen.
Frauen stellen 4 von 441 Vorstandsmitgliedern der einhundert umsatzstärksten Unternehmen, Männer stellen die restlichen 437. Das Verhältnis beträgt 4:437! Frauen sind insgesamt in Führungsetagen von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft unterrepräsentiert, Männer stark überrepräsentiert. Ein Beispiel: Von 38 Abteilungen werden hier in Mecklenburg-Vorpommern 2 von Frauen geleitet, von sieben Abgeordneten in der FDP-Fraktion ist eine Frau dabei. Nur etwa jede vierte Professur an den Universitäten und Hochschulen war 2008 mit einer Frau besetzt, fünf von sechs durch Männer.
Die meisten Teilzeittätigkeiten werden von Frauen ausgeübt. 56,4 Prozent aller sogenannten ALG-Aufstocker sind Frauen. Das Ehrenamt von Frauen wird seltener gewürdigt, weil sie vor allem im sozialen Bereich und weniger in prestigeträchtigen Bereichen tätig sind, Männer hingegen vor allem in prestigeträchtigen Bereichen wie Feuerwehr, Sport und so weiter.