Protocol of the Session on July 8, 2010

Bei den Freiflügen nach Shanghai, die vom Flughafen Parchim aus angeboten wurden, war es auch noch so, die wurden nur Demokraten offeriert. Dabei wurden wir übergangen.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Aber jetzt brechen die Dämme. Würste aus Ludwigslust fanden ihren Weg auch in unsere Postfächer,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: So ist es.)

sogar zu Udo Pastörs und Stefan Köster, die von der Ludwigsluster politischen Klasse ansonsten als der Teufel und Beelzebub persönlich charakterisiert werden.

Die Anschreiben des Kreises Ostvorpommern erhielten wir ebenfalls. Die Stimmen der NPD waren auf einmal wichtiger als die antifaschistische Quarantäne und beinahe hätten wir sogar den Ausschlag gegeben. Das war verdammt knapp. Wenigstens das sollte Ihnen doch zu Denken geben. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Meine Damen und Herren, im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 90 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat zunächst der Abgeordnete Herr Heinz Müller von der Fraktion der SPD.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zunächst sagen, wenn wir uns den Antragstext anschauen, dann springt die NPD hier auf eine Diskussion auf, die in der Tat im Innenausschuss geführt worden ist,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Auch in der Enquetekommission.)

wo es Diskussionen gegeben hat, …

Nun bleib mal ganz leise!

… wo es in der Tat Diskussionen gegeben hat,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Und, haben sie sich daran beteiligt?)

wie wir denn am vernünftigsten die Verwaltung der Zukunft gestalten und wo Alternativen zu dem, was am Ende gestern von uns hier beschlossen worden ist, dargestellt worden sind.

Darüber haben wir diskutiert, allerdings ohne die NPD, die zu solchen Dingen eigentlich wenig zu sagen hat. Parallelen zu anderen Berichten aus anderen Ausschüssen, die wir heute hier gehört haben, drängen sich da geradezu auf. Tamtam machen Sie hier in der öffentlichen Sitzung, dort wo die Sach- und Facharbeit geleistet wird,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Geheimniskrämerei liegt uns nicht, Herr Müller.)

sind Sie still wie ein Stein. Und Sie springen dann hier in einer öffentlichen Sitzung auf Modelle und Überlegungen auf, zu denen man unterschiedlicher Meinung sein kann, die aber zweifellos von Demokraten vorgestellt worden sind. Ich bin ganz sicher, dass diese Demokraten es sich verbitten,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

dass Sie sich jetzt hier als die Transporteure ihrer Vorstellungen und ihrer Ideen hinstellen.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Von Ihnen kommt es ja nicht.)

Das können diese Demokraten ganz gut selber und wir machen das im Dialog unter den Demokraten. Dazu brauchen wir Sie nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Alternativen, von denen die NPD hier schwadroniert, hat sie in diesen Ausschussberatungen weder im Innenausschuss noch in der Enquetekommission in einem jahrelangen Prozess jemals vorgestellt. Das entspricht einfach nicht der Wahrheit.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Sie haben ein einziges Mal – und das habe ich hier dem Plenum schon einmal berichten dürfen – in der Enquetekommission, in der Sie sonst in aller Regel zu zweit sitzen und Maulaffen feilhalten,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Was halten Sie? Schwatzstunde.)

einen Antrag gestellt, wir mögen ein Gutachten in Auftrag geben, wie viele Aufgaben man den Landkreisen eigentlich wegnehmen darf, ohne gegen die Verfassung zu verstoßen. Wir waren in der Enquetekommission der Meinung, dass man ein solches Gutachten nicht in Auftrag geben soll, weil dieses nicht unserer politischen Grundüberzeugung von der Rolle der Kreise in unserem demokratischen System entspricht.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Euerm untergehenden System, ja.)

Ich glaube, diese Entscheidung der Enquetekommission war richtig.

Nun behaupten Sie im Internet, Sie hätten die großen Alternativen vorgestellt, bereits im Februar 2008. Dieses, meine Herren, war allerdings nicht der Fall. Wenn Sie überhaupt etwas vorgestellt haben, dann nicht in der fachlichen Arbeit von Enquetekommission oder Innenausschuss, sondern Sie haben hier in Ihren Reden, die man eigentlich immer schwerer ertragen kann –

(Udo Pastörs, NPD: Rausgehen, ganz einfach!)

diese Bemerkung sei mir einmal erlaubt –, ein paar Dinge skizziert, wobei man wohl kaum von einem Modell reden kann. Und so steht es auch hier in der Begründung: „Reduzierung der Landkreise auf das verfassungsrechtlich zulässige Mindestmaß“. Nein, meine Damen und Herren, das wollen wir nicht.

Das, was Sie hier als Modell der umlandbetreuenden Stadt vorstellen, das ist vielleicht etwas für einen Klippschüler, der von Verwaltung keine Ahnung hat,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Trotz Ihrer Verwaltung sieht’s ziemlich mies aus im Land.)

aber wenn Sie an sich selbst den Anspruch stellen würden, wenigstens ein Stück weit etwas wie ein Modell vorzustellen, dann hätten Sie wenigstens einen Satz hineingeschrieben – wenigstens einen Satz! –, wie es denn mit Finanzen aussieht. Denn wenn eine Stadt für die Bürger, die nicht in dieser Stadt leben, Dienstleistungen erbringt, dann wird man sich ja wohl fragen lassen müssen, wie es denn dann mit der Bezahlung aussieht. Bei Kreisen wissen wir das. Zu dem, was Sie uns als Modell vorstellen, kann ich nur sagen: an jedem Punkt durchgefallen.

Und dann kommt die größte Unverschämtheit. Sie sagen, jetzt haben wir Zeit bis zum Urteil des Verfassungsgerichts, da könnte sich doch die Landesregierung damit beschäftigen, unser Modell auszuarbeiten.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Und da sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, da glaube ich, dass die Landesregierung, dass die Kommunalabteilung im Innenministerium und andere Teile der Landesregierung viel, viel wichtigere

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

und viel, viel bessere Aufgaben haben,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Ja.)

als Ihre schwadronierten „Modelle“ auszuarbeiten.

(Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Einem solchen Unsinn stimmen wir natürlich nicht zu.

Ich glaube auch, dass dieser Antrag nur einen einzigen Zweck hat. Er hat den Zweck, davon abzulenken, dass Sie in dieser Diskussion – und nicht nur in dieser Diskussion – eine Nullnummer waren.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Genauso ist es.)

Ein Letztes: Moderne, gute, leistungsstarke Verwaltungen machen, das ist eine schwierige Aufgabe. Da gibt es sehr unterschiedliche Meinungen über den besten Weg. Aber ein Weg führt ganz gewiss in die Irre, wenn man das nämlich mit dem nationalistischen Maß misst und versucht, dort etwas herauszuholen an Kriterien. Das geht unter Garantie schief. Also lassen Sie es! Wir lehnen Ihren Antrag ab.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Danke, Herr Müller.