Protocol of the Session on July 8, 2010

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Ja, aber wenn er so einen Unsinn erzählt!)

Zwischenrufe sind erlaubt, aber dieses Von-allen-SeitenDazwischenbrüllen,

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Man darf ja keinen Unsinn erzählen.)

das trägt nicht zur Verständlichkeit bei. Der Redner hat jetzt das Wort. Bitte nehmen Sie Rücksicht darauf!

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das ist die Antwort auf den Redner.)

Und dann lassen Sie uns zu der Diskussion kommen „Mehr Netto vom Brutto“.

(Der Abgeordnete Rudolf Borchert bittet um das Wort für eine Anfrage. – Egbert Liskow, CDU: Rudi, bitte!)

Wir haben in den letzten anderthalb Jahren ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz gehabt, wir haben ein Konjunkturpaket I gehabt, wir haben ein Konjunkturpaket II gehabt, wir haben ein Bankenhilfsprogramm gehabt.

(Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Mit all diesen Maßnahmen haben wir Maßnahmen eingeleitet, um die Wirtschaft zu entlasten und in diesem System mehr Netto vom Brutto für die Menschen auch da zu haben.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, wo ist denn das Netto?)

Herr Roolf!

Darf ich einmal zu Ende reden? Ich habe ohnehin so wenig Redezeit.

Herr Borchert, vielleicht zum Ende, wenn ich eine Sekunde Zeit habe.

Wenn wir heute die konjunkturellen Maßnahmen, die für den Arbeitsmarkt notwendig gewesen sind, nämlich die Absenkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, wenn wir uns dann entscheiden, dass konjunkturelle Maßnahmen auch konjunkturelle Maßnahmen bleiben und nicht Dauersubventionen sind, dann müssen wir zur Ehrlichkeit wieder zurückkommen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Und wenn wir gemeinsam, als der Gesundheitsfonds eingeführt worden ist – alle Beteiligten! –, gesagt haben, 14,9 Prozent ist zu wenig, damit wir das Sozialsystem vernünftig finanzieren können, und trotzdem der politische Wille da gewesen ist, 14,9 Prozent reinzuschreiben, dann müssen wir heute so ehrlich sein, dass nicht der Fehler heute bei der Korrektur liegt, sondern der Fehler lag damals an der Situation,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

dass wir politisch gewollt einen Beitragssatz festgelegt haben, der an der Stelle überhaupt nicht redlich gewesen ist.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Toralf Schnur, FDP: So ist es.)

Und das gehört zur Ehrlichkeit dazu, dass wir diese Dinge klar und deutlich ansprechen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wem sagen Sie denn das jetzt mit den 14,9 Prozent?)

Ich kann Ihnen und ich kann uns allen eigentlich nur raten, in dieser Art und Weise die Diskussion hier nicht fortzuführen.

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Den Rat nehme ich nicht an. – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Herr Kollege Holter, die Sozialneiddiskussion,

(Toralf Schnur, FDP: Immer wieder das Gleiche.)

die Sozialneiddebatte, das, was Sie betreiben in Ihrer Partei, wird dauerhaft nicht von Erfolg gekrönt sein.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Und bei den Sozialdemokraten sage ich, der Verdrängungswettbewerb, der geistige Verdrängungswettbewerb über die Verantwortung der letzten Jahre auf der Bundesebene, kann auch nicht erfolgreich sein, denn die strukturellen Probleme in der Bundesrepublik Deutschland haben Sie als Sozialdemokraten genauso mitzuverantworten,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

wie es Christdemokraten und Grüne zu verantworten haben.

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Und die richtige Antwort wäre, heute aufzustehen und sich bei der Behebung des Schadens zu beteiligen,

(Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

als nachzukarten und nachzuhaken. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, das lassen wir Ihnen aber nicht durchgehen.)

Danke, Herr Roolf.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Andrejewski von der Fraktion der NPD.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Sparpaket der Bundesregierung wurde hier mit Begriffen charakterisiert wie „unsozial“ oder „verlogen“. Es fehlt aber noch einer, und zwar „feige“. Wie kommt denn so ein Sparpaket zustande? Doch nicht, indem sich …

(Helmut Holter, DIE LINKE: Da haben Sie aber nicht zugehört.)

Ein Zentralbegriff muss es sein. Falls Sie es am Rande erwähnt haben – schön. Es muss ein Zentralbegriff sein.

Ein solches Sparpaket kommt doch nicht zustande, indem sich Frau Merkel und Herr Seehofer und Herr Westerwelle zusammensetzen und sich ernsthaft überlegen, wo es sinnvoll ist zu sparen, sondern sie fragen sich nur eins: Wo ist der geringste Widerstand?

(Udo Pastörs, NPD: So ist es.)

Wo ist die schwächste Bevölkerungsgruppe?

(Udo Pastörs, NPD: Ja.)

Und auf die geht man los. Frau Merkel ist eine Virtuosin der politischen Feigheit – in allen Fragen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

In der Afghanistanfrage zum Beispiel wäre es mutig gewesen, sich nicht an dem Feldzug zu beteiligen – das hätte die Amerikaner verärgert – oder einen wirklichen Kampfeinsatz durchzuführen. Das wäre verkehrt gewesen, hätte aber viele Wähler verärgert. Merkel wählte die feigstmöglichste Lösung: mitmachen, aber nicht kämpfen und das Ganze als Brunnen- und Brückenbauaktion darstellen.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Sich so in der Mitte durchschlawinern – das ist so ihr Stil. Aber diese Suppe haben ihr jetzt die Taliban versalzen.

Sie erzählt jedem Publikum, was es hören will. In Moskau erzählt sie den Russen, wie dankbar wir ihnen doch für die Befreiung von 1945 sind, wobei Vertreibung, Massenmord und Massenvergewaltigung durch Stalins Sturmtruppen wohl eine untergeordnete Rolle spielen. Und auf Vertriebenenversammlungen – einen Monat zuvor – hat sie sich als die Heilige Johanna der Vertriebenen dargestellt und der Ostpreußen und Pommern. Sie erzählt jedem, was er hören will, und hofft, dass die Leute das nicht voneinander erfahren.