Protocol of the Session on April 5, 2006

ich finde es schon bedenklich, wie die Bundeskanzlerin in Richtung unseres Ministerpräsidenten den drohenden Zeigefinger hebt nach dem Motto: Wenn Du nicht tust, was ich Dir sage, dann wirst Du schon sehen, was Du davon hast.

(Torsten Koplin, Die Linkspartei.PDS: Hört, hört! – Harry Glawe, CDU: Recht hat sie.)

Und offensichtlich meint sie das auch für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, Herr Dr. Jäger. Das kann ja wohl nicht sein!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Was glauben Sie denn?)

Ich meine, das ist kein angemessener Stil des Umgangs einer Bundeskanzlerin mit einem Ministerpräsidenten,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh, sie wird sich aber furchtbar erschrecken vor Ihnen, Herr Nieszery!)

dessen vordringliche Aufgabe es ist, die Interessen des Landes wahrzunehmen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: So bedeutende Menschen wie Sie werden da natürlich gehört.)

Frau Dr. Merkel mit dem Wahlkreisbüro in Stralsund ist ganz offensichtlich ein Paradebeispiel dafür, wie rasant das Sein das Bewusstsein bestimmt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja!)

Bleiben Sie standhaft, Herr Ministerpräsident!

(Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU)

Die Unterstützung der SPD-Fraktion hier im Landtag ist Ihnen gewiss und die Menschen in unserem Land werden Ihnen Ihr Engagement danken. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS)

Vielen Dank, Herr Dr. Nieszery.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass derjenige, der hier vorne am Pult steht, das Wort hat.

(Lorenz Caffier, CDU, und Dr. Armin Jäger, CDU: Zur freien Rede.)

Und ich bitte darum, bei allen Emotionen die Redner hier vorne ihre Rede auch entsprechend halten zu lassen.

(Lorenz Caffier, CDU: In freier Rede.)

Die nächste Rednerin ist Frau Borchardt von der Fraktion der Linkspartei.PDS.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Sehr geehrte Damen und Herren von der CDU, ich hatte gehofft, dass mit dem Wechsel an der Fraktionsspitze hier eine andere Art und Weise des Umgangs miteinander zu bestimmten Fragen, die unser Land betreffen, in den Tag hineinzieht.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Leider, Herr Dr. Jäger, haben Sie mich heute enttäuscht.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Da bin ich ganz traurig.)

Ja, das mag sein, dass es für Sie nicht wichtig ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Da bin ich richtig traurig, weil Sie verstehen mich offenbar nicht.)

Doch, ich habe Sie schon verstanden.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja?)

Ich denke, dass es notwendig und möglich ist, hier über die Chancen und Risiken dieser Föderalismusreform so, wie wir es versucht haben, einfach offen zu reden

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja sicher! Ja sicher!)

und einfach offen auch darzustellen, wo die Risiken für unser Land sind.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS)

Natürlich ist es so – und das ist heute auch ganz deutlich geworden –, dass zwischen dem Anspruch der Linksfraktion und dem Anspruch der CDU-Fraktion für eine Föderalismusreform Welten liegen, und zwar unter dem Gesichtspunkt, dass wir sagen, wir wollen nicht alles dem Wettbewerb unterliegen lassen und den marktfreien Kräften, sondern wir wollen, dass wir ganz bewusst in der Bundesrepublik Deutschland das Verhältnis von Solidarprinzip und Solidargemeinschaft auch weiter bewahren.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist in dieser Republik sehr viel älter, als Sie sich vorstellen können.)

Und wir wollen, dass es zumindest, wenn es einen Wettbewerbsföderalismus geben sollte, vernünftige Ausgangsbedingungen sind. Bei jedem Wettbewerb, der durchgeführt wird, sind auch Sie immer dabei und sagen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die hat es in dieser Republik immer gegeben.)

dass die Ausgangsbedingungen stimmen müssen. Wir müssen uns doch ganz ehrlich und offen sagen,

(Wolfgang Riemann, CDU: Dass sich diese Landesregierung vor Wettbewerb fürchtet, ist verständlich.)

die Ausgangsbedingungen hier in Mecklenburg-Vorpommern für eine Föderalismusreform, so, wie sie jetzt auf den Weg gebracht werden soll, stimmen einfach nicht.

Ich will Ihnen auch sagen, ich habe als gelernte DDRBürgerin keine Angst davor,

(Wolfgang Riemann, CDU: Dann ziehen wir mal wieder ’ne Mauer.)

uns entsprechend unseren Kräften hier in Mecklenburg-Vorpommern – falls alles das, was jetzt angezeigt worden ist, durchkommen sollte – zusammenzureißen und vernünftig zu versuchen, mit dieser dann vielleicht entstandenen Situation fertig zu werden.

(Zuruf von Beate Schlupp, CDU)

Das haben wir teilweise immer bewiesen. Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern werden ihre Kräfte bündeln und werden versuchen, diesem Wettbewerb entgegenzustehen und das Beste aus diesem Land zu machen. Und trotzdem sage ich, es ist jetzt angezeigt, gemeinsam dafür zu kämpfen, dass die Ausgangsbedingungen vernünftig gestaltet werden,

(Beifall bei Abgeordneten der Linkspartei.PDS und Siegfried Friese, SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Das stimmt doch gar nicht!)

und da hilft uns diese Verstärkung von Wettbewerbsföderalismus überhaupt nicht. Es ist uns doch – und auch da trennen uns Welten, Dr. Jäger – bewusst, dass es in Ihrem Sinne ist, dass das Besoldungsrecht auf die Länder übertragen wird.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wieso denn?)

Ich will nur mal verweisen auf die Auseinandersetzung im öffentlichen Dienst im Tarifwettbewerb.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wieso denn das?)

Da ist es genau das Gleiche. Da wird auch darum gestritten, dass der Tarifvertrag, die TdL, aufgelöst werden sollte.