Protocol of the Session on June 8, 2005

Im Schnelldurchgang einige wenige Worte zu einzelnen Teilen. Die Funktionalreform I ist etwas, was wir in der Enquetekommission schon andiskutiert haben, wo wir gesagt haben, das brauchen wir, das wollen wir. Und ich glaube, von der grundsätzlichen Ausrichtung her, Aufgaben von heutigen Landesbehörden auf die kommunale Ebene zu verlagern, sind wir uns einig. Streitpunkte gibt es möglicherweise im Detail bei einzelnen Aufgaben, wo und wie die denn zukünftig am besten erfüllt werden. Aber das ist ein Streit, der sich auf einer absolut fachlichen Ebene abspielt, der uns auch gar nicht parteipolitisch spaltet, sondern eher quer durch die Reihen geht, habe ich den Eindruck. Deswegen bin ich davon überzeugt, wir werden über diese Fragen der Funktionalreform I im Sonderausschuss vernünftig und sachlich diskutieren.

(Torsten Renz, CDU: Das Ergebnis steht schon fest.)

War das jetzt Ihr Beitrag zum Einstein-Jahr?

(Beifall und Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und Andreas Bluhm, PDS)

Sie würden den großen Geist Albert Einsteins besser würdigen, wenn Sie sich Ihre Zwischenrufe überlegen würden und dann etwas sagen. Das ist ohnehin besser.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Zum zweiten Teil des Gesetzentwurfes, zur Funktionalreform II: Auch hier gab es immer wieder den Ansatz: Macht mehr!

(Torsten Renz, CDU: Hier müssen sich einige Leute erst mal überlegen, was sie sagen wollen. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Und der Entwurf, der hier vorliegt,

(Torsten Renz, CDU: Wir waren bei Einstein.)

ergänzt an einer entscheidenden Stelle den alten Entwurf. Wir haben nämlich die Fragen des Baurechts, die Aufgaben der unteren Bauaufsichtsbehörde in diesem Entwurf auf die gemeindliche Ebene übertragen.

Herr Dr. Jäger, Sie schütteln den Kopf.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Weil sie das auch gar nicht wollen.)

Ich will Ihnen gern konzedieren, doch die wollen das händeringend.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Nein, nein! Sie wollen das doch gar nicht! Sie faseln da irgendwas von Verwaltungsge- meinschaften. – Heike Polzin, SPD: Das ist aber unparlamentarisch!)

Die Kreise wollen diese Aufgaben nicht abgeben, aber die Städte und Gemeinden wollen diese Aufgaben sehr

gern haben. Wenn wir darüber fachlich diskutieren, wo das sinnvoll angesiedelt ist, dann bin ich gern dabei, aber ich glaube, hier ist erkennbar, dass die Zielstellung tatsächlich das ist, was wir Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung nennen. Man darf darüber nämlich nicht nur reden, Herr Dr. Jäger, man muss es auch konkret in Gesetzen umsetzen

(Beifall bei der SPD)

und es nicht nur in Sonntagsreden verlangen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das steht im Gesetz gar nicht drin, was er da erzählt.)

Ich glaube aber auch, dass wir bei der Funktionalreform II vielleicht in einzelnen Fachpunkten unterschiedlicher Meinung sind, dass wir aber in der Grundlinie, dass es sinnvoll ist, Aufgaben von den Landkreisen auf die Ämter und amtsfreien Gemeinden zu übertragen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das sagen Sie jetzt schon so lange. Davon wird es auch nicht wahrer.)

zumindest von der grundsätzlichen Intention her übereinstimmen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja!)

Ganz anders ist das bei der Frage der Kreisgebietsreform, bei der Frage der Einkreisung kreisfreier Städte. Beides liegt, denke ich, auf der gleichen Ebene, weil die kreisfreien Städte auch Aufgaben von Landkreisen erfüllen.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Hier, meine Damen und Herren, sind wir allerdings der Meinung, dass eine solche Reform der Kreisstrukturen notwendiger Bestandteil einer Verwaltungsreform ist. Wenn wir dieses nicht hätten, würde eine Reform der kommunalen Verwaltung nicht nur in der Halbherzigkeit stehen bleiben, das ist noch nicht einmal ein halbes Herz, das ist nur ein Viertel. Und deswegen steht es mit drin.

Beim Personalübergang, das ist ein sehr heikles Thema, ist der Entwurf deutlich nachgebessert,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Buh!)

weil der nebulöse Begriff des notwendigen Personals jetzt wesentlich schärfer erkennbar ist. Der Entwurf ist wesentlich nachgebessert bei der Frage der Konnexitätsregelungen, denn ob wir in wenigen Jahren 20 Prozent so genannter Effizienzrendite aufbringen müssen

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach, das wird vorher schon abgezogen. Das ist schon weg.)

oder 0,5 Prozent für die tatsächliche Effizienz und 0,7 Prozent für den Bevölkerungsrückgang,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die sind weg.)

das, meine Damen und Herren, sind in der Tat von den Zahlen her,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Es fehlen nur 15 Millionen.)

von den Fakten her deutliche Verbesserungen. Hier kommt die Landesregierung mit ihrem Entwurf der kommunalen Ebene, wie ich finde, sehr weit entgegen.

(Unruhe bei Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Wir haben immer gesagt, wir bekommen einen großen Effizienzgewinn, aber die Frage ist, wie wir den Effizienzgewinn zwischen Land und kommunaler Ebene verteilen.

(Heiterkeit bei Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Wenn es geht, gerecht.)

Ich glaube, mit dieser Regelung kommen wir der kommunalen Ebene weit entgegen und geben ihr einen Anteil, der – und da rede ich natürlich als kommunalpolitischer Sprecher –

(Dr. Armin Jäger, CDU: Jeh!)

ihr auch zusteht. Vielleicht sehen das meine Kollegen Finanzer etwas anders, aber darüber können wir streiten.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, noch auf einige Punkte hinweisen, die mir wichtig erscheinen. In der öffentlichen Diskussion – und ich muss hinzufügen, leider auch in der Diskussion dieses Hauses – wird der Zusammenhang zu dem Thema E-Government, zum Thema technische Möglichkeiten, die wir haben, viel zu wenig hergestellt. Alle reden über Bürgerfreundlichkeit, aber niemand definiert so recht, was Bürgerfreundlichkeit eigentlich ist.

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Ich habe oft den Eindruck, Bürgerfreundlichkeit wird aus der Sicht des Landrats oder des Kreistagsmitglieds definiert. Ich möchte Bürgerfreundlichkeit aus der Sicht des Bürgers definieren, der die Dienstleistung Kommunalverwaltung in Anspruch nimmt.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Angelika Peters, SPD: Richtig.)

Und aus dessen Sicht, meine Damen und Herren, ist es von entscheidender Bedeutung, ob er zu seiner Kreisverwaltung hingehen muss oder nicht. Ich glaube, nein, ich bin überzeugt, dass das bewusste Einbauen der Möglichkeiten, die moderne Technik uns bietet, damit der Bürger vor Ort seine Verwaltungsdinge erledigen kann, ein ganz wesentlicher Punkt für Bürgerfreundlichkeit ist,

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Wir werden nicht nur weniger, sondern wir werden auch immer älter.)

denn wenn ich zu meiner Kreisverwaltung nicht mehr hingehen muss, dann ist es relativ egal, zumindest für den Bürger, ob sie in Pasewalk oder in Greifswald sitzt. Und da wollen wir hin, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aber noch etwas zum Thema Technik. Herr Rehberg, der sich für den Rest der Debatte offenbar nicht mehr interessiert, weil er schon gegangen ist, hat …