Protocol of the Session on May 26, 2005

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Heydorn von der Fraktion der SPD.

(Harry Glawe, CDU: Oh, Herr Heydorn! Jörg, nicht so doll!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich will meine Rede beginnen, indem ich noch einmal kurz auf das KiföG eingehe.

(Torsten Renz, CDU: Neues Thema, neuer Tagesordnungspunkt.)

Das ist hier durch entsprechende Zwischenrufe von Seiten der CDU wieder heftig kritisiert worden, was die Entwicklung der Elternbeiträge betrifft, und vor allen Dingen die Verantwortung des Landes ist dabei wieder thematisiert worden. Wir können, denke ich, gemeinsam zur Kenntnis nehmen, dass die Leistungen des Landes für alle gleich sind. Die Leistungen des Landes sind für alle Kinder gleich.

(Harry Glawe, CDU: Sehr richtig.)

Und da muss man sich schon die Frage stellen, wie es kommt, dass sich beispielsweise die Elternbeiträge in einer Krippe auf 288 Euro belaufen

(Torsten Renz, CDU: Frau Präsidentin, er redet nicht zum Thema! Er muss zum Thema reden. Er redet zum KiföG.)

und in der anderen Einrichtung auf 130 Euro.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Dafür jetzt das Land verantwortlich zu machen ist ein bisschen schwierig.

Ich bin Anfang der Woche in einer Veranstaltung gewesen, wo es auch um dieses KiföG ging. Es war hier in Schwerin. In Schwerin sind die Elternbeiträge auch stark gestiegen. Und die Diskussion kam dann schnell zu dem Punkt, dass Folgendes festgestellt wurde: Das Land gibt mehr Geld. Es bezahlt adäquat den Mehraufwand, der in den Einrichtungen betrieben wird. Warum sind jetzt die Einrichtungen für die Eltern um so viel teurer geworden? Gerade Sie, Herr Liskow, sind über den Flur gegangen und haben das noch einmal explizit und lautstark negativ kommentiert. Ich weiß beispielsweise, dass die Hansestadt Greifswald – da sind Sie ja Stadtpräsident, wenn ich das richtig weiß –, …

(Egbert Liskow, CDU: Bürgerschaftspräsident.)

Richtig, Bürgerschaftspräsident.

… als die Regelkostensätze noch galten, ihre eigenen Einrichtungen subventioniert hat in einer Größenordnung von über 10 Millionen Euro pro Jahr.

(Torsten Renz, CDU: Ich kann mir nicht vorstel- len, dass das alles noch zum Thema gehört. – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Über 10 Millionen Euro pro Jahr!

(Torsten Renz, CDU: Was hat das mit unserem Antrag zu tun?)

Wenn Sie das kritisieren, Herr Liskow, dann müssen Sie auch einmal nach vorne kommen und müssen den Leuten erklären, wo das Geld geblieben ist.

(Egbert Liskow, CDU: Wir haben 120 Millionen Defizit!)

Ja, wo ist dieses Geld geblieben?

Herr Abgeordneter, ich bitte, den Antrag zu berücksichtigen.

Ich spreche explizit zum Antrag. Es geht hier um das Thema Familienpolitik und beim Thema Familienpolitik ist die institutionelle Kinderbetreuung für uns ein ganz wichtiger Baustein.

(Torsten Renz, CDU: Sie haben wörtlich gesagt, dass Sie zum KiföG sprechen.)

Insofern vermag ich den inhaltlosen Zwischenrufen von Herrn Renz auch nichts abzugewinnen, Frau Präsidentin.

(Torsten Renz, CDU: Sie haben wörtlich gesagt, dass Sie zum KiföG sprechen.)

Aber wir kommen jetzt zu den originären Ausführungen der CDU. Die CDU stellt sich hier vorne an das Mikro und lässt in persona von Herrn Renz verkünden, wir sind die Familienpartei in Mecklenburg-Vorpommern, …

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Torsten Renz, CDU: Jawohl! – Wolfgang Riemann, CDU: So ist es! – Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Torsten Koplin, PDS)

Ja, nur Sie müssen meinen Ausführungen auch zu Ende folgen, Herr Renz.

(Zurufe von Torsten Renz, CDU, und Peter Ritter, PDS)

… um im nächsten Satz dann eingestehen zu müssen, dass Sie programmatisch nichts zu bieten haben.

(Beifall Dr. Margret Seemann, SPD)

Es gibt programmatisch von Ihnen nichts. Es gibt nichts, was auf dem Tisch liegt, worüber man diskutieren könnte, was Sie familienpolitisch letztendlich …

(Wolfgang Riemann, CDU: Lesen! Brille aufsetzen und lesen! – Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

Da kann man nichts finden, was man lesen könnte,

(Harry Glawe, CDU: Das Schwarze alles weg. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

außer, sage ich einmal, Herr Riemann, einer Familiendefinition, die Herr Renz hier vorgetragen hat, die von Anno Tobak ist, die so alt ist wie unser Grundgesetz.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Was? – Wolfgang Riemann, CDU: Da haben Sie wohl nicht zugehört?!)

Und sich dann hier hinzustellen und zu sagen, wir wollen Sie einmal von Ihren verstaubten familienpolitischen Vorstellungen befreien,

(Torsten Renz, CDU: Richtig! Richtig!)

das ist ein Witz. Das ist einfach nur unter der Kategorie „Treppenwitz“ zu verbuchen,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

und nichts anderes.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Ich möchte jetzt noch einmal auf inhaltliche familienpolitische Schwerpunkte der SPD-Fraktion zu sprechen kommen.

Punkt 1. Wir wollen, mein Kollege Backhaus hat das vorgetragen, die Realisierung eines investiven Sozialstaates, das heißt, unser Sozialstaat muss in Menschen investieren. Wir denken dort insbesondere an Kinder und Jugendliche, die einer entsprechenden Förderung bedürfen. Investitionen in Kinder und Jugendliche haben auch immer etwas mit Chancengerechtigkeit zu tun. Von Herrn Renz sind hier wissenschaftliche Gutachten angesprochen worden. Ich empfehle, die intensive Lektüre von PISA I und II.

(Zuruf von Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU)

Und dann werden Sie gemeinsam mit uns zur Kenntnis nehmen müssen,

(Wolfgang Riemann, CDU: Bei Ihrer Schulpolitik müssen Sie die wirklich lesen.)

dass gerade für Menschen am unteren Ende der sozialen Fahnenstange sich das Thema Chancengerechtigkeit nicht so darstellt, wie es eigentlich sein müsste. Wir in Mecklenburg-Vorpommern können es uns angesichts unserer demographischen Situation nicht erlauben, Kinder weiter von der Wiege bis zur Bahre in Transferleistungen zu verlieren, sondern wir müssen hier investieren. Wir müssen in Kinder und Jugendliche, in die Köpfe investieren, um unsere Zukunft zu sichern, und das ist Gegenstand unserer Familienpolitik.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)