Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Debatte nimmt einen völlig falschen Verlauf, wenn wir sie zu einer Spardebatte machen. Wir müssen eine Leistungsdebatte führen.
Die Universitäten blicken in einen Wettbewerb hinein, der in zehn Jahren mit Sicherheit ein längst europaweiter Wettbewerb ist, und da geht es um virtuelle Universitäten.
Ich richte mich darauf gerne ein. Ich war lange genug Rektor der Universität Greifswald und weiß, auf welchen Wettbewerb sie sich einstellen muss.
E-Learning wird bedeuten, dass die Studierenden gar nicht mehr die Hochschule aufsuchen, auch nicht mehr den Campus betreten, sondern ihre Angebote von einem virtuellen Netz abgreifen.
Und diese Hochschulen sind schon heute dabei, in Netzen zu arbeiten. Sie kennen alle das Stichwort Öresund University, wo wir sehr froh sind, dabei zu sein, ScanBalt, BioCon Valley, Campus Europa. Das alles ist Ihnen bewusst.
(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Vielleicht haben wir bald einen virtuellen Minister.)
In diesen Netzwerken ist keine Hochschule eine Volluniversität. Volluniversitäten haben wir heute gar nicht mehr. Das ist ein Traditionsgedanke des Mittelalters, als es noch genau fünf Fächer gab. Heute ist weltweit keine Universität in der Lage, in allen Gebieten alles auf Weltspitze anzubieten.
Volluniversitäten, so, wie wir uns das vorstellen, erinnern mich ganz stark an Briefmarkensammlungen. Wir sammeln hier komplett Deutsches Reich, aber wir haben nur die Werte ein Pfennig, zwei Pfennig, drei Pfennig und sind dann überzeugt davon, das ist eine wunderbare Sammlung, die müssen wir weiterführen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Eckhardt Rehberg, CDU)
Und in dem Zusammenhang frage ich mich ganz ernsthaft, was eigentlich an dem Begriff „Preis-Leistungs-Verhältnis“ so gefährlich ist. Die Hochschulen sind in einem Wettbewerb, Wissenschaft kostet Geld und wir müssen wissen, was dabei herauskommt.
Herr Minister, würden Sie mir zustimmen, trotz Ihrer Aussagen zu der Volluniversität, dass es für jede Universität eine kritische Masse gibt, die nicht unterschritten werden darf, damit sie noch als Universität anerkannt wird bei den Nutzern?
Der Wissenschaftsrat hat eine eindeutige Aussage dazu geliefert. Wenn wir von kritischen Massen sprechen, dann sind wir bei unseren Hochschulen in fast allen Instituten unterhalb der kritischen Masse.
(Angelika Gramkow, PDS: Richtig. Heike Polzin, SPD: Genau so ist es. – Zuruf von Eckhardt Rehberg, CDU)
Wir müssen sie zusammenholen. Wir sind in fast allen Einrichtungen – schauen Sie sich die Zahlen des Wissenschaftsrates an – mit den kleinsten Einrichtungen in Deutschland gesegnet.
Würden Sie mir zustimmen, dass gerade auf dem Wege der Modularisierung eine Grundvoraussetzung für die kritische Masse die Tatsache ist, dass es ausreichend Kombinationsmöglichkeiten an einer Hochschule gibt, um sie überhaupt als Hochschule wirken lassen zu können?
Lieber Herr Dr. Bartels, es tut mir ausgesprochen Leid, dass ich Ihnen an dieser Stelle widersprechen muss. Der Deutsche Akkreditierungsrat hat vorgesehen, dass vernetzte Universitäten gemeinsam ihre Module bilden müssen. Wir müssen aber erst einmal das eine Modul, das wir dann irgendwo haben wollen, abbilden. Im Augenblick hat der Deutsche Akkreditierungsrat noch nicht für eine einzige Einrichtung dieses Landes eine Netzwerkfunktion im europäischen Forschungsraum genehmigt.