(Rainer Prachtl, CDU: Was ist das denn für eine Kultur, die Sie da im Landtag haben?! – Wolfgang Riemann, CDU: Schämen Sie sich!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte Sie, den Redner hier seinen Wortbeitrag halten zu lassen.
Die Abgeordneten der CDU haben jetzt nicht das Wort, jetzt hat der Minister das Wort und ich bitte Sie, ihm zuzuhören.
(Rainer Prachtl, CDU: Der Minister hat uns am 9. März nicht zu beleidigen! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)
Herr Prachtl, meine Damen und Herren der CDU, gehen Sie ins Land und erklären den Frauen, ob im Uecker-Randow-Kreis, hier in Schwerin oder in Rostock,
Erklären Sie im Land, dass Sie Mikrodarlehen aus dem Arbeits- und Strukturentwicklungsprogramm für Existenzgründerinnen nicht mehr wollen!
Jawohl, Sie haben, Sie, und zwar namentlich Herr Rehberg und Frau Strenz, haben davon gesprochen, dass eingesetztes Geld in der Arbeitsmartpolitik verbranntes Geld ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Wort „Deppenminister“ weise ich als unparlamentarischen Ausdruck zurück. Herr Abgeordneter Prachtl, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf dafür.
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach dieser emotionsgeladenen Debatte in der Aktuellen Stunde ist es sicherlich nicht einfach, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Ich will es versuchen und auf den sachlichen Grund zurückkommen.
Vor über 90 Jahren wurde der 8. März als Kampftag für Frauenrechte eingeführt. Tatsächlich erkämpften sich Frauen Rechte wie das aktive und passive Wahlrecht, die Möglichkeit einer selbstbestimmten Kontoführung. Das ging übrigens in der Bundesrepublik erst ab den 50er Jahren. Die Gleichstellung von Frau und Mann ist im Grundgesetz verankert. Die EU hat Gender-Mainstreaming als politisches Instrument auch in der Förderpolitik durchgesetzt. Also fragen wir uns immer häufiger: Brauchen wir noch Frauen- und Gleichstellungspolitik?
Ich meine Ja, denn es ist wie in anderen Politikfeldern auch. Die Rahmenbedingungen sind gesetzt, zum Großteil, es ist noch nicht vollständig, denke ich, aber die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Ich denke auch, der Verlauf unserer heutigen Debatte hat gezeigt, dass es hier noch ganz schön Aufholbedarf gibt.
Für mich bekommt diese Frage eine konkrete Dimension, wenn ich ins Detail gehe. Dazu möchte ich eine Begegnung wiedergeben, die ich am Montag auf dem Binnenfischereitag erlebt habe. Es wurde zum Thema „Bedeutung des Angelsports“ referiert. Es wurde dort eine Studie des Leibniz-Institutes durch Dr. Arlinghaus vorgestellt, der sich mit sozioökonomischen Gesichtspunkten
Bei den nicht organisierten Anglern ist der Anteil der Frauen etwas höher, aber auch nicht so sehr bedeutend. Nun kann man sich die Frage stellen: Warum angeln Frauen erheblich weniger als Männer?
Aber warum ist es denn so, Frau Gramkow und Herr Minister, dass in Schweden die Mädchen und Frauen weit mehr angeln, und zwar zur Hälfte?
Herr Hamann vom Museum „Heimische Wildfische“ aus Wendorf bei Sternberg, also in unserem Land, berichtete von seinen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Ich möchte Sie bitten, sich die einmal anzuhören. Jährlich führt er ein Kindercamp durch, in dem er mit Kindern angeln geht. Er berichtete, dass Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf und neun Jahren das gleiche intensive Interesse am Angeln haben. Sie interessieren sich für die Natur, deren Nutzung, deren Schutz. Sie gehen mit Fischen und auch mit Muscheln ohne Vorbehalte um.
Hier gestatten Sie mir einen Einschub, da wir heute noch einmal zum Fischereigesetz kommen. An dieser Stelle wurde noch einmal betont, auch durch die Studie, dass der Touristenfischereischein erwünscht ist, und auch die Einführung des Fischereischeins für Kinder ab zehn Jahren wird befürwortet.
Und nun kommt es: Im Alter zwischen neun und elf Jahren gibt es plötzlich eine Verhaltensänderung. Das Interesse der Mädchen am Angelsport lässt sehr stark nach. Konsumverhalten steht im Vordergrund, sie übernehmen ein geschlechtsspezifisches Rollenverhalten. Herr Hamann nannte als wichtige Ursache dafür die Medien mit ihren Rollenangeboten für Mädchen, auch speziell den Kinderkanal. Aber auch die Erziehung im Elternhaus und in der Schule mit ihren typischen Rollenmustern, die sie vermitteln, werden als Ursachen angeführt.
Ich möchte noch einmal zusammenfassen. Geschlechtsspezifische Rollen werden grundlegend durch unsere Sozialisation bestimmt. Das trifft auf Frauen und Männer zu. Wir vergeben uns, unserer Gesellschaft sehr viel, wenn wir durch diese Rollenklischees Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen und Männer einengen. Das können wir uns auf Dauer nicht leisten, schon von der Demographie her.
Um auf das Angeln zurückzukommen, auch hier stehen wirtschaftliche Dimensionen dahinter. Es wurde in dieser Studie herausgefunden, dass jeder spezialisierte Angler,
also auch die Anglerin, jährlich über 1.000 Euro für ihr Hobby ausgeben. Und dann denken Sie einmal an die Anzahl der Angler. Es ist also höchste Zeit. Wir müssen unseren Beitrag dazu leisten, untaugliche weibliche und männliche Rollenbilder zu überwinden. Die Fortschreibung der Landesgleichstellungskonzeption, die jetzt im Kabinett zur Beratung vorliegt, sieht gerade in der geschlechtergerechten Erziehungs- und Bildungsarbeit eine wichtige Aufgabe der Frauen- und Gleichstellungspolitik. Frau Dr. Seemann hat es ausgeführt. Sowohl die Rahmenpläne als auch die Aus- und Fortbildung unserer Erzieherinnen, der Lehrkräfte soll und muss unter dem GenderMainstreaming-Aspekt verbessert werden.
Noch einmal zurück zum Anfang: So verschieden die Ziele der Frauenbewegung von damals und heute sich zunächst anhören, sind sie nicht. Immer ging und geht es um das Rollenverständnis der Frauen und Männer in der Gesellschaft.
Chancengleichheit, meine Damen und Herren, muss in erster Linie gelebt werden. Wir können sie nicht verordnen. Frau Schlupp ist gerade...