Ich hätte die herzliche Bitte, einigen Sie sich untereinander und dann reden wir weiter! – Danke schön.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Torsten Koplin, PDS: Wie Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“ – Dr. Ulrich Born, CDU: Es war der Versuch, es falsch zu verstehen. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)
Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der PDS die Abgeordnete Frau Wien. Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich beginne meine Rede mit einem Zitat aus der Internetpräsentation unserer Staatskanzlei:
„Der Erfolg von Markenprodukten hängt wesentlich von ihrem Image ab, also von dem Bild, was wir uns von ihnen machen. Was für Markenprodukte gilt, das gilt auch für Regionen. Ein Land, das um Investoren und Touristen wirbt, das Waren und Dienstleistungen auf gesättigten Märkten platzieren will, muss bekannt und sympathisch sein. Es muss auf angenehme Weise und leicht wieder erkennbar in Erscheinung treten.“ Wie gesagt: Staatskanzlei, Internetpräsentation. Auf diese leichte Erkennbarkeit aus dem letzten Satz komme ich später noch einmal zurück. Sehr interessant an diesem Zitat ist für mich, dass wir letztendlich das Landesmarketing und das Tourismusmarketing nicht mehr voneinander trennen können. Ich bilde mir ein, das eben beim Wirtschaftsminister auch gehört zu haben.
Das Jahr 2004 hat uns gezeigt, auch die Luft an unserem Tourismushimmel wird langsam etwas dünner. Wir haben zwar immer noch fantastische Übernachtungszahlen, das wurde heute auch schon gesagt, aber sie lagen erstmals unter denen des Vorjahres. Wir wissen, das Vorjahr hat diesen prächtigen Sommer hervorgebracht. Aber trotzdem ist es doch letztendlich ein Schuss vor unseren
Bug, dass die Zahlen nicht weiter gestiegen sind, so, wie wir es letztendlich gewöhnt sind. Dieser Schuss vor den Bug, davon gehe ich einmal aus, zwingt uns alle zum Nachdenken: Wie geht es weiter? Was können wir, jeder und jede auf seinem Gebiet, auch wir hier im Parlament und in den Ministerien, besser machen? Ich gehe immer noch davon aus, dass es unser gemeinsames Ziel ist, aus dem gesamten Land Mecklenburg-Vorpommern ein Markenprodukt zu machen. Ich setze jetzt an dieser Stelle einmal voraus, dass alle Anwesenden wissen, dass zu einer Markenbildung, wo wir hinkommen wollen, auch Marketing gehört.
Ja, das denke ich auch, aber darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Ich denke, eine grundlegende Erkenntnis und die wichtigste überhaupt ist, das Marketing sehr viel mehr als nur Werbung ist. Oftmals wird das Marketing in Innen- und Außenmarketing unterteilt. Das Außenmarketing können sich die meisten noch vorstellen, gleichmäßiger Auftritt nach außen, in Bild, Ton und Schrift eine ganzheitliche Verkörperung des Produktes, der Philosophie des Produktes.
Um dieses runde Produkt zu erstellen – es soll ja das Land Mecklenburg-Vorpommern sein – ist es natürlich sehr, sehr wichtig, dass ganz viele Rädchen ineinander passen und auch greifen. Das wiederum erfordert einen sehr abgestimmten Umgang miteinander. Wir haben hier von einer Gruppe gehört, die sich darum schon ein bisschen im Land kümmert. Und letztendlich dieser Umgang miteinander, und zwar wie wir was miteinander organisieren, wie wir selber Sachen verinnerlicht haben, das ist jetzt einmal salopp gesagt das Innenmarketing. Es gibt ganz viele Stellen, an denen das Innen- und das Außenmarketing nicht wirklich voneinander zu trennen sind, wo es sowohl das eine als auch das andere ist. So, wie ich jetzt den CDU-Antrag verstanden habe, möchten Sie letztendlich auch eine Gesamtverbesserung des Innenmarketings des Landes. Wenn es jetzt zu weit gesprungen ist, müssen Sie mich korrigieren, aber so würde ich ihn auffassen. Ich hoffe, dass Sie es auch so gemeint haben.
An dieser Stelle bin ich, wie angekündigt, wieder bei der leichten Erreichbarkeit und damit bei meinem Eingangszitat. Ich bitte Sie, mir jetzt einfach einmal auf die Internetseiten unseres Landes zu folgen. Ich habe zwei kleine Überraschungen. Wir klicken uns jetzt einmal gemeinsam ein und haben dieses angenehme Bild der Gelb- und Grüntöne vor uns. Die erste Überraschung auf den Seiten der Landesregierung ist, M-V tut hier nicht gut. Ich konnte es jedenfalls nicht finden. Ein kleiner Einschub von mir: Auf den Kalendern des Landtages Mecklenburg-Vorpommern findet „MV tut gut.“ auch nicht statt, na ja, das kann ja mal passieren, und auf den Briefbögen und Stempeln auch noch nicht. Das, denke ich, wird die Arbeitsgruppe aber langsam richten, denn es ist ja nicht nur eine Sache des Wirtschaftsministeriums, ab und zu sehe ich es auch noch einmal im Arbeitsministerium auftauchen.
Die zweite Überraschung war das Beispiel, wie Innenmarketing funktioniert und was Außenmarketing ist. Jeder Besucher, der auf die Internetseiten unserer Landesregierung geht und die Organisationsstrukturen der einzelnen Häuser sucht, der findet folgende spannende Geschichte: In der Staatskanzlei heißt die Organisationsstruktur „Überblick“, im Umweltministerium findet der Nutzer die
Organisationsstruktur des Umweltministeriums irgendwo nachher unter „Verwaltung“, er kann sich da ja durchwurschteln. Bei der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten heißt es wenigstens schon einmal „Organisation“. Das ist ja schon dicht dran. Im Bildungsministerium heißt diese Rubrik „Wir über uns“. Das ist ja auch ganz nett. Im Wirtschafts-, Justiz- und Sozialministerium heißt die Organisationsstruktur wirklich „Organisationsstruktur“. Im Arbeitsministerium war es irgendwie noch anders dargestellt und im Innenministerium gibt es noch ein Piktogramm. So viel einfach einmal zum Beispiel zu unserem Auftritt auf der Landesinternetseite, so viele verschiedene Möglichkeiten zu einer simplen Darstellung eines klitzekleinen Faktes.
Und dann wollen wir doch einmal genau das versuchen, was Herr Petters vorhin angesprochen hat. Was wird denn passieren, wenn jemand wirklich Unterstützung haben möchte im Marketingbereich? Wir haben zwar gehört, das Tourismusmarketing natürlich vor allem Sache der einzelnen Tourismusanbieter ist, trotzdem machen wir ein Landesmarketing, das auch Tourismusmarketing beinhaltet. Wir als Land geben dafür auch Geld aus, und zwar nicht wenig. Und genau hier wird es jetzt sehr problematisch und unübersichtlich. Wie gesagt, ich habe es an einem anderen Teil einfach einmal gezeigt, was kleine Dinge doch für große Wirkungen haben können.
Ich komme wieder auf den Punkt zurück. Wie organisieren wir uns bitte schön miteinander und wie können wir es hinkriegen, dass das Gesamtprodukt MecklenburgVorpommern nach außen runder wird, nicht nur das blanke reine Tourismusmarketing? Ich hoffe, dass wir im Tourismusausschuss auf diese Frage eine vernünftige Antwort finden, dass wir uns dort gute Sachen überlegen. Ich bin mir aber auch bewusst, dass wir in dieser Gesamtfrage noch einen sehr weiten Weg vor uns haben. Dieser weite Weg muss besonders in unseren Köpfen stattfinden. Ich wünsche uns allen sehr viel Erfolg dabei und werde jetzt einmal schließen mit einem einfachen: Mecklenburg-Vorpommern, „MV tut gut.“.
Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Petters. Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich finde es gut, dass sich der Wirtschaftsminister heute doch recht ernsthaft mit dem Thema Marketing auseinander gesetzt hat.
Ich kann mich an die letzte Debatte hier in diesem Hohen Hause noch erinnern. Die berühmte Schlussbemerkung vom Herrn Minister war: Herr Petters, mit Verlaub, gestatten Sie mir eine Bemerkung: „Der Zitronenfalter faltet auch keine Zitronen.“ Das sollte im Prinzip die Bedeutung des Marketings für Mecklenburg-Vorpommern darstellen. Da habe ich heute schon ein paar bessere Hinweise gehört.
(Torsten Koplin, PDS: Das ist ein alter Witz. Das ist ein alter russischer Witz. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)
Herr Kollege Müller, Sie wiesen darauf hin, dass der Tagesordnungspunkt der heutigen Debatte heute schon der „Schweriner Volkszeitung“ zu entnehmen war. Sehen Sie, auch dies hat nicht dazu geführt, dass die Bänke der Abgeordneten noch voller sind.
Wir müssen noch viel mehr für unsere Themen im Tourismus werben. Ich würde mich freuen, wenn wir das gemeinsam tun könnten.
Mir ist es wichtig, Sie, Herr Müller, wie Sie sich in Parchim auf der Landesjugendtourismuskonferenz bezeichnet haben, als dienstältester Touristiker, auch mit auf unsere Seite zu ziehen. Es geht hier um ein gemeinsames Thema, das wirklich sehr, sehr wichtig ist.
Ich denke, wir müssen bedenken, Marketing wird unterschiedlich bezeichnet. Der Minister hat Recht, wenn er sagt, es ist nicht Aufgabe des Landes, aber teilweise das Standardmarketing doch. Das machen andere Bundesländer auch. Und die Landesmarketingorganisation mit Herrn Gläss, die bemühen sich ja wirklich, dieses Land immer wieder nach außen hin darzustellen. Aber das trifft hier auch nicht die Intention des Antrages und deswegen bin ich auch ein wenig unzufrieden mit dem Bericht über das Engagement von Unternehmern für das Marketing.
Wir haben immer gesagt, meine Damen und Herren, dass wir als Land gar nicht genug Geld einsetzen können, um eigentlich unseren Nachteil in Deutschland auszugleichen, dass wir immer noch zu unbekannt sind. Und da ist es doch ganz klar, dass wir mit den begrenzten Mitteln, die wir aus öffentlichen Haushalten zur Verfügung stellen können, nicht alles das bewirken können, was wir uns wünschen. Wir wünschen uns eigentlich, und da sind wir uns in diesem Hohen Hause auch einig, glaube ich, dass unser Land in Deutschland und im deutschsprachigen Raum noch bekannter wird. Das heißt, dass wir Promotionstouren machen und wir müssen auf Marktplätzen sowie auf Messen vor Ort unterwegs sein. Das machen wir. Die Aufgaben des Marketings werden aber immer umfangreicher. Und wenn demgegenüber die staatliche Unterstützung, für die ich ja in anderen Bereichen auch nicht zu haben bin,
immer entweder konstant oder weniger wird, dann müssen wir dafür sorgen, dass wir die Wirtschaft auch in das Marketing mit einbeziehen. Die Aktion des Agrarmarketingvereins Mecklenburg-Vorpommern unterstütze ich ausdrücklich. Das ist eine sehr, sehr gute Initiative.
Aber, meine Damen und Herren, es geht auch darum – diese Unternehmen, und das machen sie zu Recht, die vertreten natürlich auch eigene Interessen, und das machen sie auch gut, sie transportieren zwar auch die Marke, die Submarke „MV tut gut.“ –, Gelder für Urlaubskataloge und für Maßnahmen des Tourismus zu generieren, um wirklich auch in dieses Land zu kommen. Wenn Sie überlegen, was wir heutzutage alles machen, ob es nun um den Fahrradtourismus oder den Jugendtourismus geht, da fehlt einfach das Geld. Ich hatte erwartet, wie das in der Tourismuskonzeption vorgesehen ist, dass Sie mir heute berichten. Wir haben mittlerweile, es ist ja noch nicht lange her, 15 Unternehmen in diesem Lande gefunden, die eigentlich vom Tourismus des Landes profitieren und sagen: Wir geben ein Prozent oder fünf Prozent unseres Marketingbudgets in einen Topf und damit unterstützen wir zusammen mit dem Land das Tourismusmarketing in Mecklenburg-Vorpommern.
Genauso falsch verstanden haben Sie mich, Herr Minister, und das habe ich bei meiner Einbringungsrede ausdrücklich gesagt, es soll sich hier doch nicht um zusätzliches Personal handeln. Es geht auch nicht darum, dass die Landesmarketingorganisation, die ja, soweit ich weiß, aus zwei Festkräften im Ministerium bestehen, jetzt auch noch zusätzliche Aufgaben wahrnehmen sollen. Nein, denn die Stellen sind im Prinzip ja innerhalb der Landesregierung vorhanden. Es geht, denn dieser Antrag ist ja nicht einfach so dahergeschrieben worden, um ganz klare Anknüpfungspunkte. Er bezieht sich ausdrücklich auf den Tourismustag, denn dort ist dies zur Sprache gebracht worden, und er bezieht sich auf den ersten Branchentag der DEHOGA. Dort hat man gesagt, wenn ich in diesem Land etwas tun möchte im Tourismus, dann muss ich als ein Verbandspräsident wirklich zu Herrn Backhaus, zu Herrn Holter, zur Staatskanzlei – ich weiß nicht, wer da zuständig ist – und zu Herrn Ebnet rennen, um meine 5.000 Euro für eine Veranstaltung zusammenzukratzen. Das ist doch eine Sache, die nicht gut ist. Dort können wir mit einer ganz einfachen Koordinierungsmaßnahme für Hilfe sorgen.
Ich denke, dass unsere Beratungen im Tourismusausschuss noch viel mehr Klarheit reinbringen. Hier gibt es unterschiedliche Sichtweisen, wie das Beispiel der Kollegin Wien zeigt, die sich eben mit dem Internet befasst hat, wie sich das Land nach außen hin präsentiert. Ich denke, das zeigte mir auch ein wenig, dass wir im Ausschuss wirklich noch Beratungsbedarf haben. Ich bitte Sie, diesem Antrag und dem Überweisungsvorschlag zuzustimmen. Ich wünsche uns allen, dass wir im nächsten Jahr diese einfache organisatorische Frage im Ausschuss zu einer guten Lösung bringen werden. – Vielen Dank.
Der Ältestenrat schlägt vor, den Antrag der Fraktion der CDU auf der Drucksache 4/1448 zur Beratung an den Tourismusausschuss zu überweisen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag, den bitte ich ums Handzeichen. – Danke schön. Die Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Damit ist der Überweisungsvorschlag bei Zustimmung durch die Fraktionen der SPD, PDS und CDU bei einer Gegenstimme der Fraktion der PDS und einer Stimmenthaltung aus der Fraktion der PDS angenommen.
Meine Damen und Herren, wir treten nunmehr in die planmäßige Mittagspause ein. Ich unterbreche die Sitzung bis 12.45 Uhr.