Protocol of the Session on November 17, 2004

(Torsten Koplin, PDS: Schwarze Koffer!)

wenn ich Reformen im Sozialsystem vornehme, dann wirkt das, was ich heute tue, vielleicht in drei, fünf oder auch erst in zehn Jahren und ich muss mittel- und langfristig Politik anlegen.

(Regine Lück, PDS: Ab 1. Januar werden es alle merken.)

Ihr Appell ist ja berechtigt, ich nehme aber für die Union in Anspruch, dass sie sich in den letzten Jahren mehr als verantwortungsvoll im Bundesrat verhalten hat.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Angelika Gramkow, PDS, und Torsten Koplin, PDS: Ach Gott!)

Wir haben keine Konkurrenzdemokratie veranstaltet, sondern Konkordanzdemokratie, das heißt, wir haben unsere staatspolitische Verantwortung wahrgenommen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Torsten Koplin, PDS: Das ist doch ganz in Ihrem Sinne. Das läuft ja gut für Sie, das läuft doch gut!)

Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, warum ist denn das zarte Pflänzchen Wirtschaftswachstum aus dem Jahr 1999, aus dem Jahr 2000 mit zweieinhalb Prozent 2001 und in den Folgejahren weggebrochen? Doch nicht nur wegen der weltkonjunkturellen Lage, sondern die binnenpolitischen Probleme sind es gewesen, die das Wirtschaftswachstum runtergefahren haben.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Das Landeswaldgesetz war’s. – Zuruf von Beate Schlupp, CDU)

Und was ist das denn für eine Politik in dem Bereich der Kostensituation? Warum haben Sie denn 1997 unsere Steuerreform im Bundesrat blockiert?

Und, Herr Kollege Backhaus, ich hoffe, dass es ein Freud’scher Versprecher war: Wir sind nicht für den Wegfall der Sonn- und Feiertagszuschläge, sondern für den Wegfall der Steuerfreistellung von Sonn- und Feiertagszuschlägen. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wer am

Samstag arbeitet, am Sonntag, der soll auch mehr dafür bekommen als werktags. Das sollen aber bitte Tarifparteien miteinander aushandeln.

Sie haben die Steuerreform blockiert, die jetzt zwischen 2002 und 2005 nachgeholt wird, in etwa mit den gleichen Rahmenbedingungen wie damals. Was haben Sie mit dem Nachhaltigkeitsfaktor oder demographischen Faktor bei der Rente gemacht? 1999 abgeschafft, jetzt wieder eingeführt. Das ist doch keine grundsolide Politik, die Sie veranstaltet haben, sondern das ist rein in die Kartoffeln und raus aus den Kartoffeln!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Und wenn ich über Wirkungen von Arbeitsmarktreformen rede, meine sehr verehrten Damen und Herren, dann gehört ein Stück weit Ehrlichkeit dazu. Über Hartz IV können wir heute noch nicht richten. Es gibt erste Anzeichen. Ich will Ihnen nur eins benennen: Mir sagen insbesondere unternehmerisch Tätige im Hotel- und Gaststättenbereich in Tourismusgebieten, sie haben so etwas noch nie erlebt, dass schon im Herbst dieses Jahres nachgefragt wird nach Saisonarbeit im nächsten Jahr. Das ist eine positive Wirkung nach meinem Dafürhalten, dass jetzt nach Arbeit nachgefragt wird. Und wenn nur dieser Effekt eintritt, dass Menschen sich um Arbeit bemühen, dann sage ich, das ist ein erster positiver Effekt, der erst später messbar sein wird, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU und Dr. Till Backhaus, SPD)

Und Hartz I, Hartz II, Hartz III, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Ich-AGs gehören sofort und heute abgeschafft!

(Torsten Koplin, PDS: Jo!)

Vier Maler, vier Trockenbauer packen sich zusammen in vier Ich-AGs und machen eine Ausschreibung und bis zu 30 Prozent das Angebot des Handwerksbetriebes kaputt.

(Torsten Koplin, PDS: Ja. Wo er Recht hat, hat er Recht.)

Ich-AGs gehören sofort hier und heute abgeschafft! Das sollte ein Appell sein, der rausgeht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was ist mit dem Jobfloater? Haben Sie sich mal die Zahlen auf der Zunge zergehen lassen, mit wie viel dieser Arbeitsplatz subventioniert wird? 72.000 Euro pro Arbeitsplatz!

(Torsten Koplin, PDS: Flopfloater! – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Ein Missverhältnis ohne Ende, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Torsten Koplin, PDS: Unsinn!)

Herr Kollege Backhaus hat den Durchschnittsverdienst genannt. Dafür könnten Sie fast vier Normalverdiener in Mecklenburg-Vorpommern bezahlen.

(Torsten Koplin, PDS: Warum eigentlich nicht?)

Deswegen weg mit dem Jobfloater, einstampfen die ganze Geschichte zum Beispiel!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Herr Kollege Backhaus, ich bin Ihnen dankbar, dass Sie das Thema Mindestlohn angesprochen haben. Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der PDS,

(Torsten Koplin, PDS: Wie wir verehrt sind von Ihnen?!)

was Sie hier machen, das ist nicht nur Populismus in Bezug auf die ALG-II-Bezüge, das ist schon Demagogie, was Sie hier veranstaltet haben

(Torsten Koplin, PDS: Na, na, na, na! Das ist unparlamentarisch.)

und was Sie auch noch weiter veranstalten.

(Gabriele Schulz, PDS: Na, na, na!)

Und wer einen Mindestlohn fordert, Frau Ministerin Linke, der muss sich erst mal die ALG-II-Bezüge angucken. Ich habe noch 130 Euro draufgerechnet, nicht 176. Dann ist schon ein Single ohne Kind bei Ihrem Mindestlohn von 1.400 Euro brutto im Äquivalent zu dem, was er ausgezahlt bekommt.

(Zuruf von Birgit Schwebs, PDS)

Das heißt, wir haben Mindestlöhne in Deutschland seit Jahrzehnten mit der Sozialhilfe bis zum 31.12. dieses Jahres

(Torsten Koplin, PDS: Warum haben wir eigent- lich Armut? Warum gibt es arme Menschen?)

und ab dem 1. Januar 2005 mit dem Arbeitslosengeld II.

(Regine Lück, PDS: Und warum gibt es Kinderarmut?)

Und viele – Kollege Backhaus hat das angedeutet – mit 5, 6 und 7 Euro, die sind deutlich unter Ihrem Mindestlohn. Was Sie in der PDS noch nie begriffen haben:

(Gabriele Schulz, PDS: Ach so! – Heiterkeit bei Regine Lück, PDS)

Wenn ich Arbeit wirklich am Markt halten will, dann muss doch Wertschöpfung daraus entstehen, sie muss sich rentieren. Das ist doch das Entscheidende, was Sie vergessen haben, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Ihre Presseerklärung und auch Frau Gramkow ist es uns heute schuldig geblieben: Wo soll denn die Differenz herkommen zu den 1.400 Euro brutto?

(Angelika Gramkow, PDS: Herr Rehberg, ich habe ein anderes Thema gesetzt für heute.)

Ich bin bereit, über eins mit Ihnen zu diskutieren.

(Zuruf von Torsten Koplin, PDS)

Diskutieren wir gemeinsam über das Thema Niedriglohn.