Protocol of the Session on May 12, 2004

(Torsten Renz, CDU: Ich kann mich auf zwei Sachen konzentrieren.)

Die Frage ist, ob Sie überhaupt daran interessiert sind.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS, und Gabriele Schulz, PDS)

Also sage ich es denen, die wohl ein Interesse haben, und bedanke mich für dieses Interesse.

Ich möchte fünf Gründe nennen, warum wir Ihren Gesetzentwurf abgelehnt haben:

Der erste Grund. Sie betrügen sich um Ihre eigenen Ziele.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Sie betrügen sich um Ihre eigenen Ziele. In der ersten Debatte, das war weit zurückliegend im vergangenen Jahr,

(Torsten Renz, CDU: September!)

hat Herr Schubert eine beeindruckende Rede gehalten.

(Harry Glawe, CDU: Wir wollen was für die Hauptschüler tun, damit sie eine ordentliche Ausbildung bekommen.)

Er hat gesagt, es muss notwendig sein und es muss uns gelingen, mehr Hauptschülerinnen und Hauptschüler in Arbeit zu bringen und den Weg zu erleichtern, qualifizierte Arbeit zu bekommen.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Aber Sie – und das habe ich mir eben ja noch mal angeschaut, auch bei dem Einwand, dass Sie sagen, Praktika sind möglich, Zivildienst ist möglich – bauen zusätzliche Hürden ein.

(Harry Glawe, CDU: Nein, überhaupt nicht! Überhaupt nicht! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Sie bauen zusätzliche Hürden ein, indem sie nämlich sagen: Hauptschulabschluss ist eine Grundvoraussetzung, das ist unstrittig, das ist kein Problem, aber dann muss noch eine berufliche Vorbildung vorhanden sein. Warum diese Hürde? Warum? Sie haben zwar versucht, es abzumildern, indem Sie sagen, na ja, die Hürde, die legen wir mal halb so hoch. Wenn Sie es, und ich bleib mal bei dem Punkt, mit dem ernst gemeint haben, was Herr Schubert damals gesagt hat,

(Torsten Renz, CDU: Das teile ich uneingeschränkt.)

nämlich leichter eine Arbeit zu bekommen, schneller in Arbeit zu kommen, qualifizierte Arbeit zu finden, dann hät

ten Sie diese Hürden gar nicht erst aufzumachen brauchen.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Zweiter Grund. Das Bundesinstitut für Berufsbildung, ein sehr renommiertes Institut, Herr Renz, Sie haben es gesagt, hat uns ja einiges ins Stammbuch geschrieben. Sie konnten zur Anhörung selber nicht kommen, haben uns aber eine sehr ausführliche Darstellung geschickt, die ja in der Ausschussdrucksache 4/256 nachlesbar ist. Die sagen ausdrücklich: In Würdigung des Gesetzentwurfs gibt es keine zwangsläufige Notwendigkeit, eine gesetzliche Ausbildungsgrundlage für die Altenpflegehilfe zu schaffen. Sie haben sich mit Ihrem Gesetzentwurf auseinander gesetzt und kommen zu einem nicht so vorteilhaften Urteil für Ihren Gesetzentwurf.

Und ich verweise darauf – Sie haben die Hochkarätigkeit des Bundesinstituts hier sehr wohl unterstrichen –, die Anhörung hat deutlich gemacht, das ist ein dritter Grund, den ich anführen möchte, dass ein integrierter berufsfeldübergreifender Ansatz notwendig ist. Es geht also nicht nur um die Verzahnung von Altenpflegehelfern.

(Torsten Renz, CDU: Das habe ich auch immer bejaht. Das habe ich immer bejaht.)

Das haben Sie immer bejaht.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Sie haben es bejaht und Sie sagten auch ausdrücklich im Ausschuss, Sie wären im Rahmen des Gesetzentwurfs bereit, Verknüpfungen zwischen Alten- und Krankenpflegehilfe herzustellen. Das ist so.

(Torsten Renz, CDU: Richtig, richtig.)

Warum haben Sie es denn nicht gemacht? Sie haben es letztendlich aber nicht gemacht. Sie haben keinen Antrag im Ausschuss gestellt. War es Ihnen ernst mit der Sache oder war es Ihnen nicht ernst?

(Heiterkeit bei Torsten Renz, CDU)

Ich muss das mal so sagen.

(Torsten Renz, CDU: Jetzt kommen Sie doch nicht mit Taschenspielertricks!)

Das ist kein Taschenspielertrick! Das ist ganz einfach parlamentarischer Umgang.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Zuruf von Gabriele Schulz, PDS)

Wenn ich was will, stelle ich eine Antragssituation her. So ist das!

(Torsten Renz, CDU: Sie wollten doch eine gemeinsame Lösung finden.)

Viertens. Im Gesetzentwurf sind die Ausbildungsziele nicht ausreichend beschrieben. Ich verweise noch mal auf die Stellungnahme vom BIBB. Die hat mich sehr beeindruckt und die würde ich auch allen anderen mal zum Nachlesen antragen wollen, weil darin auch einiges über die Qualität von Fragestellungen in Anfragen gegenüber Expertinnen und Experten steht. Und da heißt es in Bezug auf die Ausbildungsziele, die Sie in Ihrem Gesetzentwurf formuliert haben, weil Sie immer wieder darauf verweisen, wie modern Ihre Auffassungen sind, Zitat: „Das Ausbildungsziel ist aus berufspädagogischer und berufsbildungspolitischer Sicht nicht zureichend beschrieben“

worden von Ihnen, „die ,qualifizierte Betreuung und Pflege alter Menschen unter Anleitung einer Pflegefachkraft‘ ist zur nachvollziehbaren Profilierung des Ausbildungsabschlusses zu wenig.“ Und dann wird das Ganze noch mal untersetzt und deutlich gemacht, worin das eigentlich Nichtmoderne, um nicht zu sagen, Unmoderne an Ihrem Gesetz besteht. Es müssen die Ausbildungsziele, das ist unsere Auffassung, aus Ausbildungsgegenständen und Ausbildungsinhalten abgeleitet werden und so postuliert werden, wie Sie das hier vorgetragen haben.

Und der fünfte und letzte Grund. Die Anhörung hat deutlich gemacht, Berufsausbildung ist weniger eine Frage der Rechtsgrundlage, sondern der pädagogischen und didaktischen Konzeption.

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

Um diese Fragen zu regeln, und diesen Fragen einen angemessenen und vernünftigen Rahmen zu geben,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

dazu ist die vorliegende Verordnung im Entwurf, auf die die Ministerin hier ausführlich eingegangen ist, durchaus ausreichend. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Vielen Dank, Herr Koplin.

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Einzelberatung über den von der Fraktion der CDU eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über den Beruf des Altenpflegehelfers und zur Durchführung des Gesetzes über die Berufe in der Altenpflege – Landesaltenpflegegesetz –, auf Drucksache 4/800. Der Sozialausschuss empfiehlt, den Gesetzentwurf der Fraktion der CDU entsprechend Ziffer 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 4/1165 abzulehnen.

Wir kommen zur Einzelabstimmung.

Ich rufe auf die Artikel 1 bis 3 sowie die Überschrift in der Fassung des Gesetzentwurfes. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um ein Handzeichen.

(Reinhard Dankert, SPD: Der Beschlussempfehlung! – Torsten Koplin, PDS: Zur Beschlussempfehlung, nicht zum Gesetz!)

Der Beschlussempfehlung.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU und PDS)