Protocol of the Session on May 29, 2002

(Harry Glawe, CDU: Jedes Jahr laufen 10.000 junge Leute zwischen 18 und 27 Jahren weg.)

Lieber kräftiger Herr Glawe, hören Sie doch zu!

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Zuruf von Peter Ritter, PDS)

… wenn wir in der Weise weiter miteinander umgehen wollen und nicht lernen, so wie in anderen Fragen auch,

(Harry Glawe, CDU: Sie kriegen nichts hin.)

aufeinander zu hören und die Argumente auszutauschen und wirklich Konzepte zu entwickeln, wird gar nichts.

(Harry Glawe, CDU: Ich habe von Ihnen noch nichts gehört außer große Sprechblasen.)

Und Ihre Art der Behandlung dieses Antrages führt nur zu einem: Sie sagen schwarz, wir sagen weiß, und die Wahrheit liegt ganz woanders.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Und das ist das Problem, was mich bewegt. Denn das provoziert ja geradezu, ein solches Herangehen.

(Harry Glawe, CDU: Mal zum Inhalt, mal zur Sache! – Dr. Margret Seemann, SPD: Ich erinnere an Ihre zehn Thesen.)

Also, haben wir uns nicht ausreichend mit Demographie beschäftigt in diesem Landtag, noch und nöcher?

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

Alle Jahre wieder haben wir das Demographiethema auf der Tagesordnung und niemand, weder Sie, als Sie in der Regierung waren, noch wir haben das Problem gelöst, weil es ja wirklich um Probleme geht, die viel tiefgreifender sind als der reine Zufall, dass mal 1.000 zuwandern und mal 500 abwandern. Darum geht es doch gar nicht.

(Harry Glawe, CDU: Das sind 10.000 weniger pro Jahr.)

Ich denke, es ist sehr vernünftig für die CDU, mal weiter als bis auf Seite 3 des Beschlussentwurfes des Ausschusses zu schauen. Dann werden Sie auch feststellen, dass dort sehr wohl sehr weitgreifende Ansätze für Schlussfolgerungen aus der Demographie sind.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja!)

Und da Sie das bisher nicht gekonnt haben, will ich Ihnen das gerne noch mal sagen:

Erstens wird gesagt, es geht darum, dass Mecklenburg-Vorpommern sozusagen als Drehscheibe mitten in Europa entwickelt wird. Ist das ein Ansatz? – Das ist ein Ansatz.

Zweitens. Es geht um ein gesundes Gemeinwesen, und dazu gehören vor allen Dingen existenzsichernde Arbeitsplätze. Wir alle wissen, dass es davon viel zu wenig gibt.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Wir sollten erst mal so viel Arbeitsplätze schaffen, dass die, die hier sind, sie auch haben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Barbara Borchardt, PDS: Davon leben können.)

Drittens. Es geht um die Angleichung der Lebensverhältnisse. Ist das eine Rahmenbedingung? Warum laufen die Leute weg, die jungen vor allem? Erstens, weil sie nicht genug Arbeit haben, und zweitens, weil die Löhne nicht stimmen.

(Nils Albrecht, CDU: Das wissen Sie doch seit drei Jahren. – Barbara Borchardt, PDS: Und Sie? – Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Das wissen wir seit 1990, Herr Albrecht.

(Nils Albrecht, CDU: Ja umso schlimmer. – Dr. Armin Jäger, CDU: Und was machen Sie?)

Was wir machen, steht hier auch.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee. Nee. – Harry Glawe, CDU: Sie machen gar nichts.)

Und das ist das Erste: Es geht um eine offensive Ansiedlungspolitik, was hier ganz genau aufgeschrieben ist.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Aha! – Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja!)

Und es geht darum zu sagen, Mecklenburg-Vorpommern als Bildungsland zu entwickeln und, und, und.

(Rainer Prachtl, CDU: Das haben wir gemerkt. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Aber da merke ich doch schon wieder, Sie haben ja nicht einmal das Sitzefleisch und nicht einmal das Gehör und nicht einmal die Ader zuzuhören, was es an Angeboten gibt. Nicht mal das haben Sie!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Leerformeln. – Eckhardt Rehberg, CDU: Ja, richtig.)

Leerformeln habe ich von Ihnen jetzt genug gehört.

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Das stimmt aber.)

Also es liegt uns ein CDU-Antrag vor,

(Harry Glawe, CDU: Der ist gut.)

der das Prädikat „sachlich nüchtern“ nicht verdient

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ach! Na!)

und der die hinter uns liegende parlamentarische Arbeit völlig ignoriert,

(Harry Glawe, CDU: Nein.)

völlig, und von Polemik, Halbwahrheit und Unterstellungen nur so trieft.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Da haben Sie aber einen falschen Antrag.)

Auf das Papier komme ich noch näher zu sprechen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Da haben Sie einen falschen Antrag vorliegen.)

Der hinter uns liegende demographische Diskurs und die vor uns stehenden praktischen Herausforderungen veranlassen mich zunächst zu zwei prinzipiellen Feststellungen. Bei aller Bedeutung demographischer Prozesse auch für unser Land und bei aller Hochachtung vor Demographen auch in unserem Land dürfen wir als Landespolitiker einer Versuchung nicht unterliegen: Demographische Problembeschreibung beziehungsweise -erörterung darf nicht Ersatzdiskussion für politische Zukunftsgestaltung sein.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das sagen Sie mal Herrn Weiß!)

Das weiß der ganz genau.

Damit würden wir demographischem Sachverstand Unrecht tun. Politik aber würde letztlich zu Demographie mutieren. Dann allerdings könnten wir unsere Schreibtische aufräumen und könnten uns draußen in den Sandkasten setzen und mit Förmchen spielen.