Protocol of the Session on November 15, 2001

Das haben wir im Sommer nicht vorausgesehen. Sie waren offenbar da die Hellseher – wir nicht.

Meine Damen und Herren, es in dieser Zeit zuzulassen, dass in der Bereitschaftspolizei in einer Abteilung in Anklam die dritte Hundertschaft immer noch nicht besetzt ist, unsere Bereitschaftspolizei aber einen Überstundenberg in dieser Größenordnung vor sich her schiebt, das ist grob fahrlässig.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Herr Innenminister hat auch gesagt, na ja, es ist doch noch gar nichts passiert, die Terroristenbedrohung ist ja eine mehr abstrakte. Nein, meine Damen und Herren,

(Annegrit Koburger, PDS: Doch!)

die Sicherheit im Lande ist dadurch in hohem Maße beeinträchtigt, weil unsere Bereitschaftspolizei, das hat der Innenminister ja gesagt, Unterstützungseinsätze in Berlin fahren muss angesichts der Bedrohungslage und uns hier vor Ort nicht zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass diese berühmte Polizeidichte, an der Sie sich immer so besonders hochziehen,

(Barbara Borchardt, PDS: Niemand zieht sich hier hoch!)

im Lande tatsächlich nicht gegeben ist und der tägliche Dienst ausgedünnt ist.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Mit welchen Augen gehen Sie eigentlich durch dieses Land?

Meine Damen und Herren, die alltägliche Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ist durch diese Untätigkeit in hohem Maße gefährdet.

(Dr. Ulrich Born, CDU: So ist es. – Angelika Gramkow, PDS: Herr Jäger!)

Wir brauchen nicht irgendwelchen Popanz einer abstrakten Gefährdung. Gehen Sie mit offenen Augen durch dieses Land, dann wird Ihnen das auffallen, aber Sie wollen das ja gar nicht mehr erkennen! Stattdessen macht der Innenminister mit seinen Reißbrettspielereien weiter und rechnet uns vor, wie viel Beamte wir mehr im Außendienst haben, indem er in der Fläche ausdünnt.

(Reinhardt Thomas, CDU: Das kann man sich gar nicht mehr mit anhören!)

Ich habe es bis heute nicht als logisches Konzept ansehen können. Wenn Sie nach draußen sehen, fällt Ihnen auf, genau das tritt nicht ein.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

Ich hätte jetzt gerne einmal vom Innenminister wirklich gewusst, was ich von Ankündigungen dieser Landesregierung in einem Ausschuss halten kann, wenn er sagt, wir wollen acht neue Stellen beim Verfassungsschutz, und heute, weder er noch Herr Böttger, aber es spricht ja noch jemand von der SPD-Fraktion, die werden es uns dann ja vielleicht...

(Zuruf von Gerd Böttger, PDS)

Herr Böttger, können Sie konkreter werden? Ach, das wollen Sie doch gar nicht.

(Gerd Böttger, PDS: Hab’ ich doch gesagt, im Innenministerium, sehr konkret. – Zurufe von Reinhardt Thomas, CDU, und Angelika Gramkow, PDS)

Meine Damen und Herren, wenn Sie sich aus ideologischen Gründen nicht verstehen können oder aus Angst vor der PDS, den Verfassungsschutz zu verstärken, dann müssen Sie uns bitte erklären, wie der Verfassungsschutz in diesem Lande seiner Aufgabe nachkommen soll.

Meine Damen und Herren,...

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das darf er doch gar nicht! Das darf er doch gar nicht erklären. Das ist doch geheim. – Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS)

Nein, nein, nein!

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Dann sagen Sie bitte genauso, wenn Sie die Polizei nicht unterstützen wollen, welche Aufgaben sie dann nicht mehr machen soll, Herr Böttger. Ihr Ansatz ist ja durchaus logisch. Aber dann soll der Innenminister hier sagen, was die Polizei in Zukunft für die Sicherheit der Bürger nicht mehr tun soll. Und das gilt dann auch bitte für den Verfassungsschutz. Wenn wir uns einig sind, Herr Minister hat ja darauf dankenswerterweise hingewiesen, dass er das sagt, dass im bundesweiten und internationalen Verflechtungsnetz der Verfassungsschutz eine ganz bestimmte Aufgabe hat, dann sagen Sie uns, dass später der Rechtsextremismus nicht mehr beobachtet werden soll, weil die Leute dafür gebraucht werden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Sagen Sie uns bitte, wie mit diesem Mangel umgegangen wird!

Ich sehe die rote Lampe, meine Damen und Herren. Ich bitte Sie herzlich, darüber nachzudenken, ob es einen Sinn macht, immer nur alles abzublocken, immer nur Nebelkerzen zu werfen. Geben Sie sich einen Stoß! Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß und stimmen Sie der Unterstützung unserer Sicherheitsbehörden zu! – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Danke schön, Herr Dr. Jäger.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Körner von der Fraktion der SPD.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Dieser Antrag der CDU-Fraktion, der uns vorliegt, ist, und daran haben auch die beiden einführenden Reden der Abgeordneten der CDU-Fraktion nichts geändert, ein sehr rückwärts gewandter Antrag, der – und da stimme ich meinem Kollegen Böttger zu – weiter nichts ist als eine Zusammenstellung der Ladenhüter der letzten zweieinhalb Jahre.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Georg Nolte, CDU: Das geht noch weiter, das geht noch weiter, Originalzitat Körner. – Dr. Armin Jäger, CDU: Sagen Sie das der Gewerk- schaft der Polizei! Sagen Sie das der Gewerk- schaft! – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Hören Sie mal zu!

Alles, Kollege Jäger, aber auch alles, was Sie hier schreiben, haben wir ausführlich

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nein!)

in unterschiedlichen Zusammenkünften des Innenausschusses diskutiert, und immer wieder fordern Sie Vergleichbares. Dieses Mal haben Sie nur eine neue Überschrift darüber gesetzt

(Dr. Ulrich Born, CDU: Nein.)

und die alten Sachen weiterverkauft.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Georg Nolte, CDU: Haben Sie nicht mal gelesen, was?! – Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Wolfgang Riemann, CDU)

Schauen Sie doch in die Protokolle des Innenausschusses!

(Harry Glawe, CDU: Die haben wir nicht gelesen.)

Die 177 Stellen – Kollege Seite wollte aber übrigens 1.000, also ein bisschen sind Sie schon runtergegangen und haben sich der Realität angenähert – finden Sie seit drei Jahren

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

in fast allen Sitzungen und nun schreiben Sie als Überschrift „Terrorismusbekämpfung“.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Früher haben Sie „Straßenverkehr“ und dann „Rauschgiftkriminalität“ als Überschrift gewählt. Sie haben ständig neue Überschriften und den gleichen Inhalt und da soll man nun sagen, das ist vorwärts gewandt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ihr Fehler.)

Nein, Kollege Jäger, das ist rückwärts gewandt von A bis Z.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ach was! Ach was, Ihr Fehler! – Harry Glawe, CDU: Wir haben das doch gar nicht gelesen.)