Ich bin mit Ihnen einer Meinung, dass sich Herr Schröder, Herr Beck und andere lieber still in die Ecke gesetzt hätten, denn mit ihrer Aktivität haben sie einmal dafür
gesorgt, dass ARD und ZDF unter Druck geraten sind, und zweitens haben sie den Preis auf dem Niveau gehalten, wie es nach der ersten Runde gewesen ist. Es wäre geschickter gewesen nach meinem Dafürhalten, Kirch austrocknen zu lassen und dann mit anderen Preisen in die Verhandlungen hineinzugehen. Das, was hier Schröder und Beck insbesondere gemacht haben, das war schädlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und insbesondere auch für den Gebührenzahler. Denn über eins sind wir uns auch im Klaren, wenn dieser Preis durchgehalten wird auch für 2006, dann komme ich nämlich nicht mit 10 Millionen DM pro Spiel weg, sondern muss was draufpacken, und dann müssen wir hier in diesem Parlament wieder alle die Finger heben,
ARD und ZDF werden einen Nachschlag haben müssen, denn so viele Rücklagen konnten die nicht bilden. Dieses Spiel ist für den Gebührenzahler in der Bundesrepublik mehr als teuer geworden. Also ich kann nur anraten, dieses Thema wirklich so zu behandeln, dass man sich den Fakten, den Realitäten zuwendet und dass man die rechtliche Grundlage auch wirklich im Blick hat und nicht unnötige Risiken eingeht.
Lassen Sie mich noch eins sagen, Herr Ministerpräsident: Ich habe eine herzliche Bitte an Sie, informieren Sie sich besser. Es ist wirklich abenteuerlich, wenn sich hier der Ministerpräsident eines Landes hinstellt und behauptet, die Fußballstadien in Deutschland sind mit dem Geld aller Steuerzahler gebaut worden. Das ist falsch.
Das ist schlichtweg falsch. Sie erzählen hier als Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern die Unwahrheit. Das Stadion auf Schalke wird nicht mit dem Geld der Steuerzahler gebaut. Und zum Ostseestadion kann ich Ihnen eins sagen, das wird das Stadion in Deutschland sein, was den geringsten Anteil an öffentlichen Mitteln hat, den geringsten Anteil.
das ist mehr als populistisch, Fußballstadien werden mit dem Geld aller Steuerzahler gebaut. Das ist falsch.
(Unruhe bei Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Oh, mein Gott, dieser Rehberg! – Glocke des Präsidenten)
Das ist wirklich falsch. Und dann kann ich Ihnen noch eins sagen, Herr Ministerpräsident, wenn Sie schon so eine Behauptung aufstellen, dann nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und befassen Sie sich damit, welche Wirt
(Heinz Müller, SPD: Von Ihnen lasse ich mir gerne Komplimente machen. – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Oh, Herr Rehberg! – Dr. Gerhard Bartels, PDS: Es wird Zeit, dass uns jemand mal sagt, wo es langgeht.)
(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Herr Rehberg, lassen Sie uns gegeneinander Fußball spielen. Das ist besser, als hier darüber zu reden!)
was das Finanzamt in Rostock in dem letzten Jahrzehnt vom FC Hansa Rostock eingenommen hat. Das sind mehr als Millionenbeträge.
(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Na, Blühmchen, jetzt kannst du berühmt werden! – Barbara Borchardt, PDS: Hast du wenigstens Ahnung?)
(Angelika Gramkow, PDS: Aber da sieht es mit Subventionen schlecht aus, wenn ich Frau Keler angucke!)
weil ich davon ausging, dass der Versuch, über die Staatskanzleien eine vernünftige Regelung für die Fußballweltmeisterschaft 2006 zu realisieren, auch im Interesse der CDU-Fraktion wäre. Offensichtlich liegen Ihnen die Interessen von Kirch näher.
(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Aber ich sehe, das sind die Interessen des DFB.)
Wie stellte doch Herr Pleitgen in einem EPD-Medieninterview fest: „Von den jetzigen Zahlen werde ich noch lange Ohrensausen haben.“ Nun, möchte man anschließen, wir wohl auch, denn einerseits, sagt man, hätten die Fußballfans Grund zum Jubeln, denn die WM 2002 wird mit 24 Spielen à 10 Millionen übertragen. Sieht der Steuerzahler/Gebührenzahler jedoch genauer hin, dann hat Leo Kirch mit circa 250 Millionen DM Einnahmen einen großen Teil seines Vorhabens realisiert, die vom Fußballverband FIFA erworbenen Übertragungsrechte für 3,4 Milliarden DM profitbringend zu vermarkten, was ihm bis dahin ja nur in Spanien und Polen gelungen war.
Was in den Hintergrund trat, ist aber die Tatsache, dass Kirchs Rechtehändler nicht bereit waren, die Fußball-WM 2006 in Deutschland gleich mit zu verhandeln.
Und da fragt man sich doch, warum. Denn eine Option ist ja noch kein Vertrag. In den Kreisen, die das wissen müssten, munkelt man ja von Summen, die weit über 500 Millionen DM liegen. Gleichzeitig erhält Kirch Teilrechte an der Übertragung der Olympischen Spiele und der Fußball-EM. Diese Rechte liegen bei den ÖffentlichRechtlichen.
Dazu nun allerdings eine Nebenbemerkung. Mit dieser zugesagten Teilüberlassung von Rechten geben die öffentlichen Sender auch noch Exklusivität preis, denn als 1999 das IOC die Rechte trotz höherer Angebote der Privaten – und nicht immer ist der, der am meisten bietet, auch der, der es kriegt –
nämlich ganz bewusst im Interesse einer möglichst werbefreien und originalen Übertragung der Olympischen Spiele an die Öffentlich-Rechtlichen vergab, erfolgte damit gleichzeitig eine Würdigung der Öffentlich-Rechtlichen. Nun, das hat natürlich Reaktionen hervorgerufen, dass Rechte aus diesem Prozess da involviert werden. Reaktion von IOC-Vizepräsident Bach: Wenn die Öffentlich-Rechtlichen die Olympiarechte als Handelsware einsetzen, könnte man beim nächsten Mal auch gleich an die Privaten verkaufen.
Zurück aber zur Situation um die WM-Rechte 2002 und 2006. Es ist schon angesprochen worden, als die Verhandlungen zu scheitern drohten, gab es politischen Druck bis hin zum SPD-Parteivorsitzenden Schröder. Stilblüten politischer Meinungsäußerung führten sogar zu der Forderung, bei Nichtübertragung der Weltmeisterschaft Fernsehgebühren zurückzuzahlen. Bei diesen Verhandlungen haben die exponierten Akteure der ÖffentlichRechtlichen leider aber offensichtlich vergessen, dass das Übertragen im Free-TV ohnehin schon gesetzlich vorgeschrieben ist. Und einen anderen ernsthaften Käufer für die Übertragungsrechte gab es doch gar nicht, denn Bertelsmans RTL hat bei den Kirch’schen Forderungen abgewunken und SAT 1 wäre nur eine Kirch-interne Umverteilung von der einen Kasse in die andere gewesen.
Also, es gab doch für die Öffentlich-Rechtlichen eine komfortable Verhandlungsposition nach dem Motto „Abwarten, bis Kirch wiederkommt“, denn er wollte, er musste die Rechte anbieten und verkaufen.
Für 2006 haben ARD und ZDF nun eine Option. Die vorhin erwähnte Summe von circa einer halben Milliarde DMark ist aber Kirch wohl doch zu wenig, denn offensichtlich spekuliert er darauf, dass kurz vor den in Deutschland stattfindenden Weltmeisterschaften 2006 der gesellschaftliche Druck auf das Erwerben der Fernsehrechte durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten einen höheren erzielbaren Preis ermöglicht. Und wie das dann immer so