die Aufgabe daraus, flächendeckend ein Theater- und Orchesterangebot zu sichern. Der Minister hat dafür klare Vorstellungen und das 4-Standorte-Projekt ist ja eine Voraussetzung, an der wir arbeiten.
Dieses muss fortgesetzt werden. Eingebunden dabei ist die Verantwortung der regionalen Verbünde. In Österreich und in der Schweiz ist so etwas möglich, dass das Umfeld seine Verantwortung für die Theater der Hauptstädte der Region wahrnimmt. Warum ist dieses bei uns nicht möglich? Ich bin der Meinung, wir sollten dieses versuchen.
Das dritte Problem, vor dem wir stehen, ist, dass die Kulturangebote von einer solchen Qualität und in solcher Quantität sein sollten, dass sie auch für Besucher aus anderen Bundesländern attraktiv sind. Hier gibt es gute Beispiele aus dem Müritz-Kreis und aus Vorpommern, die sehr viele Berliner anziehen. Schwerin hat ein Einzugsfeld, was weit über Mecklenburg-Vorpommern hinausgeht. Wir sollten die Theaterschaffenden ermutigen, hier weiter zu fahren. Mir wurde berichtet, dass an den Tagen der AidaAufführung in Schwerin sämtliche Hotels ausgebucht waren und auch die Taxifahrer und die gastronomischen Einrichtungen ihren Gewinn gemacht haben.
(Angelika Gramkow, PDS: Deswegen spielen wir jetzt ja auch „Nabucco“. – Zuruf von Rainer Prachtl, CDU)
Meine Damen und Herren, und dieses an die Opposition, die ja vom Aussterben der Theaterlandschaft gesprochen hat: Schaut man nach Brandenburg oder nach Schleswig-Holstein, in die Theaterlandschaft dieser beiden benachbarten Länder, kann man feststellen, dass nach der Theaterstruktur, nach der Erreichbarkeit von Aufführungen für die Zuschauer und nach der Vielfalt der Sparten und Genres Mecklenburg-Vorpommern hier den ersten Platz einnimmt.
(Dr. Armin Jäger, CDU: Warum wollen Sie das denn kaputtgehen lassen, warum wollen Sie das denn kaputtgehen lassen?)
Und die Schwierigkeit, vor der wir stehen, ist doch, dieses reichhaltige Kulturangebot jetzt zu erhalten
Da sind wir uns doch einig. Wenn Sie dem Minister zugehört haben, werden Sie erkannt haben, dass die Landesregierung dafür ein klares Konzept hat.
(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Welches? – Zuruf von Georg Nolte, CDU)
(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja? – Harry Glawe, CDU: Sagen Sie mal, was Bad Kleinen zahlt, Herr Bürgermeister!)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich finde es schon ein bisschen kompliziert, in 5-Minuten-Runden das sehr komplexe Problem der Theater und Orchester in diesem Land, das wir seit zehn Jahren mit uns herumschleppen, zu behandeln. Ich bitte daher um Verständnis, wenn ich versuche, einen Rahmen zu skizzieren, und das ein bisschen stichpunktartig machen muss.
Wenn ich über solche Probleme diskutiere, muss ich bei der Frage anfangen: Welche Rolle müssen Theater in diesem Land spielen? Die Theater und Orchester spielen für die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern eine ganz grundsätzliche und ganz wesentliche Rolle und diese müssen sie auch weiter spielen. Sie spielen auch eine ganz wesentliche Rolle für die Attraktivität Mecklenburg-Vorpommerns für Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler und andere, die darüber nachdenken, vielleicht nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen. Und sie sind ein ganz wesentlicher Magnet für Touristen, für das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern, siehe „Aida“, siehe die Aktivitäten des Anklamer Theaters auf der Insel Usedom.
Wenn wir unter diesen Gesichtspunkten die Geschichte des Problems kurz beleuchten – und das kann jetzt hier wirklich nur kurz sein, es hat heute schon eine Rolle gespielt –, so haben wir 1992 drastische Kürzungen erlebt, sehr rigorose Eingriffe in die Theaterstruktur, die an die Existenzgrenze der Theaterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern gegangen sind,
auch wenn ich zugestehe, dass mit dieser Minimalgrenze und den großen Bemühungen vor allen Dingen der Künstlerinnen und Künstler an unseren Theatern und in unseren Orchestern es gelungen ist, die Theaterlandschaft als einen Kulturfaktor in diesem Land zu erhalten. Und da stimme ich dem zu, was der Minister gesagt hat über die Leistungen unserer Künstlerinnen und Künstler. Es ist aber auch deutlich, wenn wir den unter 1 genannten Aufgaben gerecht werden wollen, geht weniger nicht. Und wenn man sich unter diesem Gesichtspunkt das Konzept von 1992 ansieht – und ich war damals, wie sicher einige wissen, noch nicht in diesem Landtag, habe das also im Nachhinein gelesen –, dann muss ich feststellen, dass dieses Konzept schon damals unrealistisch gewesen ist. Es als realistisch auch unter den damaligen Bedingungen zu betrachten, dass zwei Drittel der notwendigen Zuschüsse von den Kommunen kommen können, kann
Ich denke, dass die Basis, auf der dieses Konzept 1992 aufgebaut wurde, einfach nicht gestimmt hat. Das muss man zur Kenntnis nehmen und von dieser Basis aus muss man dann, kann man dann von mir aus auch über den heutigen Zustand und die heutigen Probleme klagen. Aber eigene Verantwortung dabei – das an die Adresse der CDU und der zeitweiligen Kultusministerin Frau Schnoor –, eigene Verantwortlichkeiten sollte man dann bitte schön nicht unter den Tisch kehren.
Wir haben heute die reale Situation, dass die Finanzen, zumindest was die Landeszuschüsse betrifft, seit 1996 praktisch eingefroren sind, trotz Tarifsteigerungen, trotz Erhöhung der Betriebskosten und trotz Erhöhung anderer Kosten, Materialkosten und Ähnliches. Wir sind an einem Punkt, wo wir sagen müssen, so geht das nicht weiter. Ich will in diesem Zusammenhang dann auch deutlich sagen – und das sage ich als Mitglied der Greifswalder Bürgerschaft –, die Kommunen, die Träger dieser Theater sind, engagieren sich. Und wenn die Bürgerschaften von Greifswald und Stralsund jährlich 6 Millionen DM jeweils zur Verfügung stellen für das Theater Vorpommern, dann ist eine Schmerzgrenze erreicht, die nicht zu erhöhen ist und die nur realisiert werden kann, weil es erklärter Wille der beiden Bürgerschaften ist, dieses Theater mit diesen für die jeweiligen Haushalte sehr hohen Zuschüssen zu unterstützen. Und das soll man bitte schön bei aller Diskussion auch würdigen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist dann die Frage, wo Lösungsansätze sind. Auch hier kann ich jetzt nur skizzieren aus Zeitgründen. Ich glaube schon, es muss hervorgehoben werden, der Minister hat darüber gesprochen, dass es ein echter Neuansatz ist, die Regionalkonferenzen zur Theaterstruktur ins Leben rufen, durchführen, angeregt durchführen und weiterführen zu wollen, weil erstmals in den ganzen Diskussionen um die Theater ein echter Meinungsaustausch zwischen allen Beteiligten, zwischen Land, Kommunen und Künstlern, stattfindet
und weil wir hier eine Möglichkeit haben, in diesem gemeinsamen Gespräch tatsächlich nach Lösungen zu suchen. Es zeigt sich natürlich auch, wer sich die Ergebnisse dieser Konferenzen anschaut, dass es nicht so ohne weiteres möglich ist, die Umlandkreise und Umlandkommunen in die Finanzierung der Theater einzubeziehen,
denn die finanzielle Ausstattung all dieser Gremien ist natürlich nicht so, dass sie einen vollen Sack stehen haben, in den sie nur mal reinzugreifen brauchen. Aber ich glaube schon, dass man darüber nachdenken muss, ob nicht zum Beispiel Verträge abgeschlossen werden können über die Bereitstellung von Schülerkonzerten in den Kreisen und Kommunen, für die die Kreise und Kommunen dann auch zahlen und die Theater und die Orchester unterstützen. Solche Dinge sind, glaube ich, bislang noch zu wenig im Detail diskutiert worden und sollten in den weiteren Gesprächen, die der Minister ja auch angekün
digt hat, mit einbezogen werden, um darüber nachzudenken, Abkommen auf gegenseitigem Vorteil zwischen den Umlandgemeinden und den Theatern zu schließen.
Eine weitere Möglichkeit sind zumindest an einigen Standorten noch weitere Fusionen, weitere effektivere Gestaltungen. Die Erfahrungen des Theaters Vorpommern zeigen aber, dass sich die Einspareffekte durch Fusionen in relativ kurzer Zeit aufbrauchen.
Und wenn wir das heutige Theater Vorpommern sehen, hat die Fusion Effekte gebracht, aber das Potential ist ausgeschöpft.
Ein weiterer Punkt, auch hier nur stichpunktartig, ist natürlich die Frage nach den Saisonabläufen. Es wird immer wieder der Erfolg von „Aida“ erwähnt und ich finde das auch gut, aber eine „Aida“ macht noch keine vollständige Sommerbespielung.
Und da verweise ich dann nochmals auf die Leistungen des Theaters Anklam, die eben den ganzen Sommer durch, Juli, August und Teile des Septembers, ihre Spielstätten auf Usedom bespielen.
Über all das, wenn wir das alles beachten und einbeziehen, müssen wir uns klar sein, alle diese Lösungsansätze, alle diese Diskussionen können Beiträge zur Verbesserung der Theater- und Orchesterfinanzierung leisten. Aber, Frau Präsidentin, ich komme gleich zum Schluss, eine generelle Lösung ist allein durch diese Dinge nach meiner Sicht nicht möglich. Nun freue ich mich natürlich oder ich wundere mich ein bisschen, wenn ich heute in der Zeitung lese, der Oppositionsführer dieses Landtages hat gesagt: „Die Mittel müssen eben irgendwo herkommen.“ Das hätten wir uns als Opposition mal trauen sollen.
(Heiterkeit bei Heidemarie Beyer, SPD – Minister Dr. Gottfried Timm: Schwarze Kasse wahrscheinlich. – Heinz Müller, SPD: Vielleicht hat er irgendwo einen schwarzen Koffer stehen.)
Aber ich muss sagen, dass auch ich kein Patentrezept habe, und ich sage etwas, was nur ich sage, was ich ausdrücklich nicht im Namen meiner Fraktion sage: Am Ende, so scheint es mir, werden wir den Vorwegabzug in dem Finanzausgleichsgesetz erhöhen müssen, um wenigstens einen Beitrag, einen messbaren Beitrag zur weiteren Finanzierung zu leisten. Ich sehe im Moment leider keinen anderen Ansatz. Ich will aber noch mal betonen, dass uns alle diese Ansätze zusammen zu langfristigen Lösungen führen können und müssen. – Danke.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Darauf kommen wir beim Haushalt zurück, Herr Dr. Bartels.)