Die Grundlage dieser und künftiger Erfolge ist ein engagierter Senat, viel Geld für Bildung und der Schulfriede. Dieser Friede war uns bisher heilig. Ich wünsche mir, dass das so bleibt. Wenn jetzt eine G8/G9-Debatte geführt wird, gefährdet sie diesen Frieden, denn die Einführung von G9 an den Gymnasien ist nicht nur eine tief greifende Veränderung, die die Gymnasien lange Zeit durchrütteln und beanspruchen wird. Wir müssten an allen Schulen Umbauten vornehmen, mehrere 100 Millionen Euro investieren, Lehrpläne anpassen und so weiter. Das ist schwierig, unnötig, aber zur Not vielleicht noch zu handeln.
Viel schwieriger wiegt, dass die sorgfältige Balance zwischen Stadtteilschule und Gymnasium in Gefahr gerät. Wenn jetzt die Gymnasien G9 anbieten, besteht die Gefahr, dass die Stadtteilschulen Schüler verlieren und ausbluten. Es besteht die Gefahr, dass noch mehr Kinder, noch mehr leistungsschwächere Kinder an den Gymnasien angemeldet und überfordert werden. Und beides zusammen birgt die Gefahr – Frau Boeddinghaus hat durchaus charmant und mit ein bisschen Flackern in den Augen schon darauf hingewiesen –, dass Hamburg in einen neuen Schulkampf hineinschlittert. Da frage ich mich allen Ernstes, ist denn G8 wirklich so schlimm, dass wir diese erheblichen Risiken eingehen sollten? Heute besuchen viel mehr Schülerinnen und Schüler die Gymnasien unter G8 als damals unter G9. Und der Unterschied beträgt, weil wir an den Stadtteilschulen immer mehr Unterricht ermöglicht haben, wirklich 1,3 Unterrichtsstunden pro Woche. Oder in Worten, als Zahlenkönig wurde ich schon bezeichnet, 12 Minuten Unterricht am Tag. Ist es das alles wert? Die betroffenen Schüler und Eltern, das wurde schon zitiert, die Lehrkräfte haben deshalb vor fünf Jahren mit überwältigender Mehrheit dagegen gestimmt. Ich finde, wir sollten auf die Betroffenen hören.
Mich erinnert diese Diskussion ein Stück weit gefährlich auch an die Diskussion, die wir zurzeit in England erleben, nur im Kleinen. Ohne jede Verantwortung wird von einigen aus wahlkampfstrategischen Gründen eine Grundstimmung instrumentalisiert.
Es gibt weder eine Idee noch einen konkreten Plan, was jetzt eigentlich anders werden soll. An die Folgen hat auch keiner gedacht.
Man zündelt halt gern und nimmt in Kauf, dass dabei ein großer Brand ausbricht und ein gut funktionierendes Schulsystem, das besser werden muss und kann, in einer Mischung aus Planlosigkeit und Wahlkampf unter die Räder kommt. Und am Ende werden wir ratlos vor einem Durcheinander stehen und die Wähler an der Politik und der Demokratie zweifeln. So weit, meine Damen und Herren, sollten wir es nicht kommen lassen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Also, das ist wirklich bemerkenswert. Jetzt muss schon der Brexit dafür herhalten, dass wir hier nicht intensiv über Schulpolitik diskutieren dürfen.
Wenn man solche Stimmungen und Wahrnehmungen in der Bevölkerung nicht auch hier bei uns diskutiert, dann überlässt man das Feld den Populisten. Das ist die Wahrheit.
Und ansonsten, Herr Rabe, war das ein bemerkenswerter, demütiger und uneitler Auftritt von Ihnen. Ich hoffe, Sie haben sich all die Zeitungsartikel eingerahmt und müssen dann noch ein ernstes Wort mit den Kollegen aus den sogenannten Lokalmedien sprechen, wie Sie sie genannt haben, dass sie Sie ebenfalls so loben. Aber das können Sie mit denen ausmachen. In Wahrheit ist doch das Problem, dass hinter dieser Selbstzufriedenheit eben die Diskussion und auch die Bereitschaft zur Diskussion zu kurz kommen, wie sich die Bildung in Zukunft entwickeln soll. Und ich will, dafür eignet sich diese Debatte, auch wenn sie nur sehr kurz ist, auf die Argumente eingehen.
Also, der Schulstrukturfrieden war doch absichtlich auf zehn Jahre angelegt. Es ist doch nicht so, dass wir gesagt haben, der verlängert sich automatisch, sondern jetzt ist der Zeitpunkt, wo wir darüber sprechen müssen. Das war mein Appell, und diesen Vorsatz haben wir uns natürlich auch gestellt und vorgenommen.
Die Frage der Schulbauten, Sie haben es selbst gesagt, ist allein kein Totschlagsargument gegen G9. Wenn wir ehrlich sind, Herr Rabe, Sie wissen das besser noch als ich, der aktuelle Schulentwicklungsplan, nach dem Sie arbeiten, geht aktuell von sinkenden Schülerzahlen aus. Deshalb fordern wir
Sie doch regelmäßig auf, ihn anzupassen. Also das allein als Argument zu nehmen, glaube ich, ist etwas merkwürdig.
Wir haben viele andere Probleme noch, die wir heute hier nicht diskutieren können. Sie kennen die Ergebnisse, 27 Prozent der Grundschüler, die die Hamburger Grundschulen verlassen, haben Probleme, erreichen nicht das Leistungsziel bei der Rechtschreibung. Und bei den halbherzigen Maßnahmen, die Sie eingeleitet haben, wissen wir noch nicht, ob sich daran etwas ändert.
Herr Tjarks, ich bin sehr gespannt auf Ihre Vorschläge. Sie haben das am Ende ein bisschen verschluckt gesagt. Sie haben gesprochen von der Entschleunigung an den Gymnasien. Und das ist auch das, was diese Zahl, diese 76 Prozent so interessant macht. Die Menschen haben den Eindruck, Gott sei Dank wird unser Leben immer länger, immer erfüllter, aber die Schulzeit und die Kindheit, die wird immer kürzer. Darauf müssen wir doch eine Antwort finden,
auf diesen empfundenen Stress auch, auf diesen Lernstress. Andere Bundesländer haben das doch getan.
Und auch die Frage nach der angeblichen Struktur ist aus meiner Sicht bisher in keiner Weise bewiesen. Wir haben in Schleswig-Holstein jetzt eine Richtung wieder zu G9, sie haben es umgesetzt. In den großen Ballungsräumen in Schleswig-Holstein gibt es vergleichbare Schulstrukturen wie in Hamburg. Und da haben wir eine Verschiebung der Anmeldezahlen
Frau Boeddinghaus, am Ende kurz zu Ihnen. Wenn also für die Stadtteilschulen das einzige Merkmal, das sie am Leben erhält, die Frage G9 ist und die Einschränkung der Struktur, dann, glaube ich, müssen wir grundsätzlich auch noch intensiver über die Frage der Bildung an Stadtteilschulen sprechen. – Herzlichen Dank.
te Rede will ich jetzt gar nicht eingehen, aber Ihre erste war eigentlich schon müde. Da war der Rückwärtsgang doch schon deutlich erkennbar. Und auf Ihrem Wunschzettel für die umfangreichen Wünsche, die Sie haben, war für jeden etwas dabei. Finanzierungsansätze habe ich von Ihnen in dieser Frage nicht gehört.
Natürlich reden wir gemeinsam über die Fortentwicklung unseres Schulsystems. Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam über die Qualitätsverbesserung reden. Die erzielten Ergebnisse,
Wir wollen keine Kräfte verschwenden, aber, das ist mir in Ihrer Rede aufgefallen, haben Sie sich einmal über die Zukunft der Stadtteilschulen geäußert? Ich habe von Ihnen dazu kein Wort vernommen. Wie soll das alles aussehen? Sie haben den Eindruck hinterlassen, als wenn G9 irgendwie in einer Light-Version kommen kann. Es gibt nur die Möglichkeit G9 oder G8, da gibt es nichts Leichtes durch die Hintertür.
Frau Boeddinghaus hat schon wunderbare Worte gefunden über die Frage Schulstruktur oder nicht. Und, man muss auch deutlich sagen, Ihre Kollegin in Schleswig-Holstein, Frau Prien, hat auch Ihnen schon vehement widersprochen, indem sie gesagt hat, natürlich ist die Debatte, die die CDU in Hamburg führt, ein Eingriff in die Schulstruktur. Ganz eindeutig. Da sollten Sie sich vielleicht mit ihr noch einmal treffen.
Frau von Treuenfels-Frowein hat uns vorgeworfen, dass wir überhaupt nicht auf die Schulleiter hören. Die Vereinigung der Leitung der Hamburger Gymnasien und Studienseminare hat im Dezember einen offenen Brief verfasst. Ich will nur die Überschrift vorlesen:
"Stellungnahme zu G8 oder G9 in Hamburg gibt es doch schon längst. Qualität schaffen statt Kräfte verschwenden. Keine neue Schulstrukturdebatte für Hamburg."
Und ich glaube, mehr braucht man zu der Position der Praktiker in Hamburgs Schulwesen auch nicht zu sagen.
Sie tun sich mit dieser Diskussion keinen Gefallen. Ihre Schulpolitik der letzten Jahre ist eigentlich jetzt Makulatur. Und ich will Sie einmal darauf hinwei