aber diejenigen, die sich ein bisschen mit Schule auskennen und sich die Hattie-Studie einmal angeschaut haben, wissen: Die Lehrkraft macht den Unterschied, Beziehung macht den Unterschied. Und was alles>>könner in den Blick nimmt, ist die Lehrkraft und ist Beziehungsarbeit. Das macht moderne Schule aus.
Diese dritte Phase brauchen wir also, um die Materialien auszuarbeiten und die Ergebnisse der Evaluation zu validieren, um dann in die Fläche gehen zu können, wenn es freiwillig gewünscht ist, und das selbstverständlich, meine lieben Kolleginnen und Kollegen von der LINKEN, mit den entsprechenden Wochenarbeitszeiten, die der Schulversuch auch in der ersten und zweiten Phase hatte, vor allem jetzt in der zweiten Phase in der Fortfüh
rung. Auch das ist ein Beitrag zur Stärkung der Stadtteilschule. Das wird unsere Schullandschaft weithin verbessern, und ich freue mich, dass wir diesen Antrag hier einbringen konnten. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist ein gemeinsamer Antrag der GRÜNEN und der SPDFraktion, deswegen kann ich mich dem zuvor Gesagten anschließen. Einige Punkte möchte ich allerdings pointiert noch einmal aufgreifen.
Wir alle wissen: Mit der Schulpolitik ist es so eine Sache. Zum einen sind wir in diesem Bereich besonders gefordert. So stellt gute Bildungspolitik die Voraussetzung für Chancengleichheit in unserer Gesellschaft dar. Zum anderen wird Schulpolitik im Allgemeinen – und so auch einzelne Schulversuche – leider allzu häufig lediglich ideologisch und weniger sachlich diskutiert. Wir hatten die Debatte schon vorhin.
Jeder, aber auch wirklich jeder hat hierzu eine Meinung und jeder ist Experte auf diesem Gebiet, schließlich sind wir alle zur Schule gegangen, mehr oder weniger.
Allen potenziellen Kritikern dieser neuen Lernform möchte ich vorab jedoch entgegenhalten, dass wir klug beraten sind, uns sachlicher und fundierter einem Entscheidungsprozess zu nähern und eben nicht aus dem Bauch heraus zu entscheiden.
Die Idee, Schülerinnen und Schüler deutlich individueller als gewöhnlich zu fördern und anstatt des uns allen bekannten Frontalunterrichts auf die Kinder und ihre unterschiedlichen Lernniveaus einzugehen und sich diesen dann mit Unterrichtsmethoden und Materialien anzupassen, ist ein vielversprechender Ansatz, unser Bildungssystem dramatisch zu verbessern und mehr Schülerinnen und Schüler zu noch größerem Bildungserfolg zu verhelfen.
Das Erkennen und Beschreiten des eigenen Lernwegs, die konsequente Beobachtung der individuellen Lernentwicklung sowie die regelmäßige Reflexion im Jahrgang führen dazu, dass uns keine Schülerinnen und Schüler mehr durchrutschen.
Gute Schulpolitik zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass sie stets weiterentwickelt und regelmäßig neu evaluiert wird. Nachdem an diesem
Schulversuch bereits 48 Schulen teilgenommen haben und Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler Erfahrungen gesammelt haben, schauen wir uns heute die Fakten an, die der Evaluationsbericht aufführt.
Hinsichtlich der Unterrichtsqualität schneiden die alles>>könner-Schulen besser ab als die Vergleichsschulen. Was heißt das? Positives Lernklima, flexible pädagogische Strukturen, effiziente Klassenführung, Motivierung der Schülerinnen und Schüler, aktives Lernen, Differenzierung im Unterricht – all diese Merkmale eines guten Unterrichts konnten von den Lehrkräften der Schulen, die an dem Schulversuch teilgenommen haben, besser umgesetzt werden.
Spannend ist auch, dass sich die Ergebnisse hinsichtlich der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sehr positiv entwickelt haben. So schnitten die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse in den getesteten Fachbereichen besser ab als die in den Kontrollschulen.
Aber eben nicht nur Unterrichtsqualität und Leistungsergebnisse können sich durch neue Unterrichtskonzepte verbessern. Oft unterschlagen – und trotzdem genauso wichtig – wird die innere Einstellung und die Motivation zum Lernen in der Schule. Wenn wir es schaffen, im Ergebnis durch Maßnahmen wie Lernentwicklungsgespräche und zugeschnittene Lernpläne individuelle Kompetenzen zu fördern, um so etwaigen Lernfrust in Lernlust umzuwandeln, erreichen wir viel mehr als lediglich bessere Leistung.
Wir zeigen unseren Kindern die Möglichkeit auf, wie sie ein Leben lang positiv an Herausforderungen sowie Anforderungssituation herantreten und diese bewältigen können. Kurzum, die im Schulversuch geprüften Methoden haben sich bewährt, und was sich bewährt, sollte man fortsetzen,
zumal noch ein Gedanke sehr wichtig ist und es sich gleich doppelt lohnt, diesem Antrag zuzustimmen. Von der Verlängerung des Schulversuchs profitieren nämlich nicht nur die betroffenen Schüler, sondern durch die Veröffentlichung der Ergebnisse kommen die gemachten Erfahrungen und positiven Effekte mittelund langfristig allen Schulen zugute.
Wir wollen also weitermachen mit dem Projekt und mit der wissenschaftlichen Begleitung, denn jedes Kind kann etwas und wir können es uns nicht leisten, dies nicht adäquat zu berücksichtigen, weder moralisch noch gesellschaftlich. Daher bitte ich Sie, unserem Antrag zuzustimmen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon eine Freude, dass es heute kein Justizthema ist, sondern um die Schule geht. Dazu will ich auch gern einmal etwas sagen. Ich kann mich kurz fassen. Wir werden Ihrem Antrag zustimmen, denn der Schulversuch alles>>könner, der nun seit knapp acht Jahren läuft, ist nicht ohne Erfolg. Es ist gut und richtig, dass wir Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen. Das ist sehr wichtig. Die individuelle Förderung ist auch richtig und Schüler zu Selbständigkeit zu erziehen ist ebenfalls richtig. Hinzu kommt, dass vor dem Hintergrund der Inklusion diese individuelle Betreuung immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Da es einer Unterstützung bedarf und dieser Schulversuch vernünftig erscheint, wollen wir, dass dieser über einen gesamten Schülerzyklus durchgeführt wird, also einen gesamten Jahrgang von klein auf bis in die Oberstufe begleitet, sodass durchgängig evaluiert werden kann, damit wir dann über die Details reden, was wirklich erfolgreich ist, was weitergeführt werden soll, was übernommen werden kann und was nicht geklappt hat. Das sollte man sich ohne Ideologie zielorientiert anschauen.
Aber eines möchte ich deutlich machen: Auch wenn wir uns die individuellen Fähigkeiten eines jeden Kindes anschauen müssen und die Schüler immer ins Zentrum stellen müssen, dürfen wir eines bitte nicht aus den Augen lassen, und zwar, dass es Fähigkeiten gibt, die alle Schülerinnen und Schüler erwerben müssen und die wir ihnen mitgeben müssen. Das ist sehr einfach, es ist Lesen, Rechnen, Schreiben und die viel zitierte digitale Kompetenz. Heutzutage ist nicht alles schlechter, aber es ist auch nicht alles besser in der Schule, als es früher war. Das muss ich ehrlichkeitshalber sagen. In einem Punkt bin ich erschrocken: Wenn ich heute Schülerpraktikanten oder Auszubildende bekomme, ist die Qualität ihrer Rechtschreibung jedenfalls in Teilen schlicht ungenügend. Wenn es um wirtschaftliche Kompetenz geht, bei Berufseinsteigern oder Ähnlichem, dann kann jeder Betrieb in Hamburg erwarten, dass unsere Schulen die Schüler so ausbilden, dass die Grundfähigkeiten vorhanden sind. Ich habe ein Beispiel mitgebracht: Meine nächste Schülerpraktikantin fängt demnächst an. Sie kommt also mit diesem wunderbar kurzen einseitigen Formular der staatlichen Schule zu mir und dort steht – es sind vielleicht 15 Zei
Was soll ich von den Schülerinnen und Schülern erwarten, wenn die Schule noch nicht einmal den Vordruck richtig hinbekommt? Deswegen ist dieser Versuch sicherlich richtig, aber wir dürfen die anderen wesentlichen Dinge nicht aus den Augen verlieren.
Kurz zum Zusatzantrag der LINKEN: Diesem können wir nicht zustimmen, er ist schlichtweg überflüssig. Ein Antrag wird eingebracht und dann heißt es, man habe vergessen, dafür Geld zu fordern. In der Pauschalität braucht man es nicht. Die eine Ziffer in Bezug auf diese zwei WAZ, die da gefordert werden, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen, vielleicht brauchen wir sogar mehr. Deswegen finde ich es richtig, dass in dem Antrag der Koalition dieser Teil sogar ausgespart ist. Das kann in den Haushaltsberatungen erfolgen und dann je nach Bedarf entsprechend eingebracht werden. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Seelmaecker. – Als Nächstes erhält das Wort Sabine Boeddinghaus von der Fraktion DIE LINKE.
Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann es auch kurz machen. Wir freuen uns sehr, dass der Schulversuch verlängert wird. Wir würden uns natürlich freuen, wenn er über 2020 hinaus mehr in die Fläche ginge. Wenn man den Bericht durchsieht, kann man feststellen, dass all die Merkmale vorhanden sind, die heute wichtig sind für schülergerechtes Lernen, guten Unterricht und besseres Lernklima. Ebenso wird auf der anderen Seite bei den Lehrern mehr Teamarbeit und mehr Kooperationsbereitschaft erreicht. Dort gibt es an manchen Schulen noch Luft nach oben, aber viele Schulen sind auf einem sehr guten Weg. Daher unterstützen wir diesen Schulversuch voll und ganz.
Ich habe nicht verstanden, ob in der dritten Phase neue Schulen dazukommen können. Das hatten wir in unserem Antrag gefordert. Ich fände es gut, wenn das so sein könnte, denn wenn wir wollen, dass es in die Fläche geht, müsste dieses Schneeballsystem jetzt schon beginnen und man müsste weitere Schulen hinzunehmen. Bisher beteiligen sich drei oder vier Gymnasien. Es ist schön, dass dies auch schulformübergreifend passiert, aber man könnte ein bisschen mehr werben, sodass
Herr Seelmaecker, wir haben nur das gefordert in unserem Zusatzantrag, was der Senat uns auf unsere Schriftliche Kleine Anfrage zum Schulversuch geantwortet hatte, wie nämlich die Schulen in der ersten und zweiten Projektphase ausgestattet seien. Wir wollen sicherstellen, dass die Schulen dies auch in der dritten Projektphase bekommen, denn man muss wissen, dass diese Art des Unterrichtens, die Fortbildungen, dass Schulen andere Schulen weiterbilden, nicht einfach so im Lehrerarbeitszeitmodell abgebildet ist, sondern die Schulen zusätzliche Ressourcen brauchen. Mehr haben wir nicht gefordert. – Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wie schön, dass ich die Einzige bin, die dagegen ist, dann kann ich argumentieren.
Willkommen auf der grün-roten Experimentierwiese der Schulpolitik. Ich kann die CDU hier gleich mit eingliedern, das erstaunt mich etwas. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, den GRÜNEN und der CDU, wollen Sie das Ende der Leistungsbereitschaft an Schulen? Wollen Sie den Wettbewerb abschaffen? Ich frage mich, wo Sie leben. Wir müssen unsere Schüler nicht nur fördern, wir müssen sie doch auch fordern. Die wichtigste Aufgabe der Schulen ist immer noch, die Schüler auf das spätere Leben vorzubereiten. Indem wir sie in einer Scheinwelt großziehen, werden sie nicht darauf vorbereitet.