Protocol of the Session on March 3, 2016

(Carsten Ovens)

Als Abgeordneter aus Bergedorf kenne ich das Zentrum seit Langem. Ich war bei etlichen Veranstaltungen dieses Hauses, ich war bei Besuchen zugegen. Fünf Tage nach dem Aufmacher in der "Bergedorfer Zeitung" sagte mein Kollege Gladiator dann allerdings in der "Bergedorfer Zeitung" – ich zitiere –:

"Mir ist erst durch die Recherche nach dem Aufschrei der Wissenschaftler klar geworden, dass wir in Lohbrügge einen Hochkaräter haben. Und eben nicht bloß irgendeine Holzwerkstatt am Rande der Stadt."

So werden Sie dort zitiert, Herr Gladiator. Das hätten Sie richtigstellen können, wenn Sie es nicht gesagt hätten. Was ist das für eine abfällige Einschätzung aufgrund des eigenen Nichtwissens.

(Jörg Hamann CDU: Was wollen Sie denn jetzt damit erreichen? Peinliche Nummer! – Glocke)

Herr Hamann, ich freue mich, dass Sie noch so lebendig sind, aber der Kollege Lein hat das Wort.

Danke. – Zwei Tage nach dem Schnellschussantrag der CDU: Die Senatorin müsse handeln, so steht es drin.

(Glocke)

Herr Lein, es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal unterbreche. Jetzt möchte der Kollege Gladiator eine Zwischenfrage stellen.

Das habe ich jetzt erst gehört. Er kann sich nachher melden.

(Dennis Gladiator CDU: Schwache Nummer, Herr Lein! – Zurufe von der CDU)

Aus Sicht der CDU ist das eine ganz einfache Sache. Auf dem Prüfstand steht nicht die Universität, die Selbstverwaltung oder anderes, sondern auf dem Prüfstand steht das Mantra der Schwarzen, die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen durch den Senat, automatisch wie eine tibetische Gebetsmühle.

Dabei geht es zuallererst um eine inneruniversitäre Angelegenheit. Da will sich eine Fakultät schick machen für den Einstieg in die Exzellenzwelt. Dafür müssen Fakultäten Umschichtungen in Kauf nehmen. Entsprechende Vorschläge machen die Fachbereiche. Auch der Fachbereich Biologie, zu dem die Holzwirtschaft gehört, macht einen Vorschlag. Das solle aber nicht reichen, wie man hört. Dann stimmt die Gruppe der Professoren informell ab. Man höre: eine informelle Abstimmung zur Entscheidung zwischen dem Rasenmäherprinzip und dem gezielten Herauspicken einer Einrichtung, die

man zugunsten des großen Allgemeinen der MINFakultät plattmachen kann. Ergebnis: Ein relativ kleines Institut an Hamburgs Peripherie soll abgewickelt werden. Der förmliche Beschluss zum Auslaufen der Studiengänge wird dann in einer Gremiumssitzung dieser Tage gefasst. Sie hatten es schon gesagt, Herr Ovens, das stand gestern nicht auf der Tagesordnung.

(Glocke)

Herr Lein, der Kollege Ovens steht vermutlich am Mikrofon, weil er auch noch eine Zwischenfrage stellen möchte.

Ich ahne das, aber höre es erst jetzt, dass er zwischenfragen möchte. Ich möchte jedoch weiterreden, Herr Ovens.

Herr Ovens, tut mir leid.

(Dennis Gladiator CDU: Haben Sie keine Zwischenfrage in Ihr Konzept eingeplant?)

Mit dem nachfolgenden Aufschrei allerdings hat niemand gerechnet. Er war so laut und bundesweit zu hören, dass der Universitätspräsident am 17. Februar 2016 zu einem runden Tisch zusammenrief, dort einen Feuerlöscher bereitstellte und eine Pressemitteilung mit folgendem Text herausgab:

"Gute Aussichten für die Zukunft des Studiengangs Holzwirtschaft an der Universität Hamburg."

"Ich begrüße die Bereitschaft der Beteiligten, sich kurzfristig an einen Tisch zu setzen und unter meiner Begleitung eine nachhaltige Lösung für die Zukunftssicherung des Studiengangs Holzwirtschaft an der Universität Hamburg herbeizuführen."

Die Hochschulautonomie achtend, lassen Sie uns schauen und die Daumen drücken. Es sollen wohl derzeit recht zähe Gespräche laufen.

Ein paar Anmerkungen zu dem bundesweiten Aufschrei. Er zeigt die Bedeutung des Hamburger Instituts für Holzwirtschaft. Es sind nicht die 250 Studierenden und die 60 Mitarbeiter allein, von denen der CDU-Antrag spricht. Es sind reichlich Promovendinnen und Promovenden, mehr als in der Kleinen Anfrage stehen, die Herr Schinnenburg beantwortet bekam, denn es gibt etliche externe Promovenden, die in dieser Statistik der Holzwirtschaft nicht mitgezählt sind.

(Dennis Gladiator CDU: Schlecht, wenn der Senat das gar nicht weiß!)

Zahlreiche Promotionen laufen nämlich parallel beim Thünen-Institut. Das hatte ich noch nicht erwähnt. Diese Promovenden werden dringend in der Wirtschaft gesucht, ohne lange Wartezeiten werden sie übernommen.

Ich habe hier 14 Blatt mit den Textanfängen der Protestbriefe, die eingegangen sind, nicht die ganzen Briefe, aber das erste Stückchen. Da zeigt sich, wie verbreitet der Protest in der ganzen Welt und der deutschen Wirtschaft ist. Ich weiß auch von Gesprächen mit der Industrie im Hintergrund, und ich weiß, dass sich die Industrie bisher mit deutlich mehr Drittmitteln beteiligt hat, als es in den Schriftlichen Kleinen Anfragen stand.

Es kommt ein weiteres wichtiges Kapitel dazu. Unsere Universität in Hamburg hat einen renommierten Partner, das Thünen-Institut, im Bundesbesitz unter Verwaltung des CSU-geführten Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

(Vizepräsidentin Antje Möller übernimmt den Vorsitz.)

Die Kooperation in Lehre und Forschung ist intensiv. In Bezug auf Räume und Maschinen und sogar in der EDV werden Ressourcen gemeinsam genutzt. Leider stocken derzeit die Verhandlungen zwischen Berlin und Hamburg, die mit dem Ziel geführt werden, die jeweiligen Zuständigkeiten, Raum- und Geschäftsverantwortlichkeiten, Mieten und Renovierungskosten sorgfältiger trennen zu können und damit handhabbarer zu machen. Hier stehen Uni-Präsident Lenzen und sein Stab vor einer herausfordernden Aufgabe, die Wissenschaftssenatorin begleitend selbstverständlich auch.

(Zurufe)

Nein, das ist eben der Fehler. Sie soll das natürlich begleiten, denn zunächst einmal geht es tatsächlich um die Hochschulautonomie, ein inneruniversitärer Vorgang, den wir auch ein Stück weit zu beachten haben.

(Jörg Hamann CDU: Das haben Sie uns ja schon erzählt!)

Erzählen tut man Märchen, ich rede hier.

(Zurufe von der CDU)

Wir können die beiden Anträge im Ausschuss beraten. Ich glaube, Ihr Antrag ist ein Schnellschuss und etwas dünner formuliert als das, was wir später mit einem gewissen Abstand gemacht haben, aber wir werden zweifellos beide beraten, und ich danke den Studierenden und ihren Professoren für ihr Engagement.

(Jörg Hamann CDU: Was ist denn Ihr Fa- zit?)

Nun blubber doch nicht so. Das Fazit ist, dass wir im Augenblick …

(Jörg Hamann CDU: Nichts wissen! – Den- nis Gladiator CDU: Sie sollen mal Antworten geben! Was passiert denn jetzt? – Glocke)

(unterbrechend) : Meine Damen und Herren! Herr Lein hat das Wort.

Ich freue mich auf die Diskussion im Wissenschaftsausschuss, und dort sehen wir weiter. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Nun bekommt Frau Dr. von Berg von der GRÜNEN Fraktion das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das Zentrum Holzwirtschaft in Hamburg ist tatsächlich ein Kleinod, das von vielen, glaube ich, bis dato relativ unbeachtet in dieser Stadt sein Dasein fristete. Es wurde schon gesagt, dass es eine lange Tradition in Bergedorf hat. Es wurde aber noch nicht gesagt, dass es tatsächlich auch wichtige Erfolge in der Forschungslandschaft herbeigeführt hat, zum Beispiel Forschungsergebnisse im Kontext des Klimawandels oder für Spezialistinnen und Spezialisten bei der Identifikation von Holzarten. Das hat eine Beförderung des Artenschutzes von Holz und auch eine Qualitätssicherung bei der Holzproduktion nach sich gezogen. Das sind so kleine Feinschmeckerthemen. Man könnte glauben, das sei gar nicht so wichtig, aber es ist tatsächlich ein zentraler Baustein in der bundesdeutschen Forschungslandschaft. Das führt auch dazu – das möchte ich an dieser Stelle deutlich sagen –, dass wir als rot-grüne Fraktion wie auch der Senat uns dafür einsetzen werden, dieses Kleinod in Bergedorf, in Hamburg und auch in der Bundesrepublik zu erhalten.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Nicht umsonst haben sich sofort nach dem Bekanntwerden der Schließungspläne dieses Zentrums nicht nur der Präsident Lenzen, sondern auch Abgeordnete der Fraktionen der SPD und der GRÜNEN, also meine Kollegin Frau Timm und Herr Lein, mit Professorinnen, Professoren und Studierenden an einen Tisch gesetzt, um auszuloten, wie die Zukunft des Zentrums Holzwirtschaft gesichert werden kann. Die Ergebnisse dieser konstruktiven Gespräche finden Sie in unserem Antrag. Es geht nicht nur darum, wie im CDU-Antrag, der die Hochschulautonomie total außer Acht lässt, zu fordern, der Senat solle den Fortbestand sichern, sondern es geht darum, ein tragfähiges Konzept auszuarbeiten, damit der universitäre Teil weiterbestehen kann, und zügig Gespräche mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu führen – denn das ist der Träger des Thünen-Instituts – und natürlich auch Drittmittel

(Gerhard Lein)

einzuwerben, wie Herr Lein schon angesprochen hat. Das sind drei konkrete Punkte in unserem Antrag, der den Fortbestand dieses Kleinods sichern wird.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Darüber wird meine Kollegin Timm mit den Mitgliedern des Wissenschaftsausschusses debattieren und beraten.