Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau von Treuenfels, ich glaube, Sie haben das Ziel der Schulinspektion nicht so richtig verstanden. Ich will diese gern noch ein bisschen erklären.
Die Aufgaben der Schulinspektion basieren auf der Grundlage des Orientierungsrahmens für Schulqualität.
Die Schulinspektion soll ein Feedback zum aktuellen Entwicklungsstand einer Schule geben. Eine Schule soll dort Rechenschaft ablegen über die Datenlage. Daten werden erhoben, es werden Interviews mit der Schulleitung, mit Eltern, Schülern und dem technischen Verwaltungspersonal geführt, und die Schule soll im Unterricht zeigen, was guten Unterricht und was gute Schule ausmacht.
Nun sollen in diesem Inspektionsbericht zusätzliche Kennzahlen eingeführt werden. Aber diese Kennzahlen, wenn man genauer hinschaut, passen überhaupt nicht zu den Zielen und Aufgaben einer Schulinspektion. Gehen wir einmal auf die Grundschulen ein. Erklären Sie mir doch einmal, welche Funktion denn die Anzahl von Gymnasialempfehlungen für die Aufgabe einer Schulinspektion hat oder welche Funktion bei den Stadtteilschulen die Teilnehmerquote der Lernförderung haben soll. Noch schräger ist es bei den Gymnasien, nämlich beim Übergang von Klasse 6 nach Klasse 7. Welche Funktion hat das im Schulinspektionsbericht? Das ist mir völlig unklar geblieben.
Wir erfahren nichts bei diesen Kennzahlen über die Qualität der Führung oder eines Managements an einer Schule, und wir erfahren vor allen Dingen nichts über die Qualität des Unterrichts.
Sie bemängeln, Frau von Treuenfels, dass erst so wenige Berichte veröffentlicht wurden. Wir haben deutlich gesagt, dass die Schulen nach der ersten Evaluation erst im zweiten Zyklus die Berichte veröffentlichen sollen. Und Sie haben gesagt, mehr Schulen können doch gar nicht inspiziert worden sein. Eine Schule wird inspiziert, und kurz danach wird das auch ins Internet gestellt. Das kann jeder auf den Internetseiten der Homepage nachschauen.
Es gibt ferner einen neuen Orientierungsrahmen für Schulqualität, den ich Ihnen eben schon gezeigt habe. Er ist entstanden aus der Evaluation. Hiermit sollten die Schulen Zeit bekommen, sich damit intensiv auseinanderzusetzen und sich nicht ständig auf ein neues Verfahren umstellen zu müssen.
Meine Damen und Herren! Wir wollen uns wieder um den Unterricht kümmern, das ist unser eigentliches Ziel. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Kollege Holster, Sie haben gerade gesagt, schon wieder eine Schuldebatte.
Bevor ich zum Thema komme, möchte ich sagen, dass immer sehr viel den Polizisten, den Feuerwehrbeamten und den Bediensteten der anderen Behörden gedankt wird. Ich hoffe, ich spreche im Namen von uns allen,
denn ich möchte einen großen Dank loswerden in diesen unverändert schweren schulpolitischen Zeiten an die Tausenden von Lehrkräften in Hamburg, in allen Schulformen, in den Grundschulen, den Förderschulen, den Gymnasien und vor allem auch in den Stadtteilschulen, die es zurzeit besonders schwer haben. Sie leisten alle einen tollen Job, kümmern sich um die Zukunft unserer Hamburger Kinder und um die Zukunft der Bildung in unserer Gesellschaft und verdienen unser aller Dank und Anerkennung.
Jetzt möchte ich auf das Thema Schulinspektion zu sprechen kommen. Sie ist eingeführt worden als Ergebnis der Empfehlungen der Enquete-Kommission und hatte damals wirklich ein gutes Ziel,
nämlich dafür zu sorgen, dass alle Hamburger Schulen nicht nur intern vor sich hin köcheln, sondern auch von draußen Hilfe zur Verbesserung und Anerkennung für guten Unterricht bekommen und das, was guter Unterricht leisten kann. Wie Frau von Treuenfels im Zusammenhang mit dem Antrag begründet hat, so ging damals die EnqueteKommission mehrheitlich ausdrücklich davon aus, dass zum Kriterium für guten Unterricht selbstverständlich auch das Ergebnis des Unterrichts gehört. Und dazu gehören selbstverständlich auch die Zahlen der Schulabbrecher, die den Abschluss nicht an der Schule schaffen, und selbstverständlich bei den Grundschulen auch die Zahl der Gymnasialempfehlungen. Herr Holster, Sie haben gefragt, was das mit Schulqualität zu tun habe. Natürlich kann guter Unterricht dazu beitragen. Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder, die möglicherweise ohne guten Unterricht, weil sie allein gelassen und nicht beachtet werden, keine Gymnasialempfehlung bekommen. Ein guter Unterricht kann dazu beitragen, bei jedem einzelnen Kind die Talente zu erkennen, es zu fördern, voranzubringen, zu fordern und zu tollen Leistungen zu bringen. Dazu gehören gute Abschlussnoten, gute Empfehlungen oder auch die Zahl der Übergänge nach Klasse 6 am Gymnasium, wo Sie gefragt haben, was das denn mit Schulqualität zu tun habe.
In einem Punkt stimme ich Ihnen zu, Herr Holster. Dieser sogenannte Orientierungsrahmen Schulqualität, den Senator Rabe, letztlich mit Rückendeckung der SPD, 2012 eingeführt hat und den Sie seitdem zu verantworten haben, reduziert das, was politischerseits unter guter Schule verstanden wird, im Wesentlichen auf das Goldene Kalb der Kompetenzorientierung, konzentriert sich aber nicht mehr auf diese für die Hamburger Eltern an sich maßgeblichen Kriterien von gutem Unterricht. Guter Unterricht bedeutet nämlich immer noch, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende etwas gelernt haben. Dazu gehören dann auch die Kompetenzen, aber eben nicht nur Kompetenzen, denn Kochen ohne Zutaten geht nicht, und Kompetenzen ohne echtes, gutes, valides, vernetztes Wissen reichen nicht aus und stehen nicht für gute Schulqualität.
Herr Holster, weil Sie als schulpolitischer Sprecher der SPD gerade fragen, ob ich einmal einen Bericht gelesen habe: Ich habe bei einer Schulinspektion mitgemacht, damals für den Elternrat unserer Schule.
Vielleicht als Anekdote für das Hohe Haus: Wir haben dann anschließend die Präsentation der Schulinspektoren bekommen. Der Elternrat und die Lehrer durften dahin, und dann wurde uns in einem Säulendiagramm einer PowerPoint-Präsentation gezeigt, zu welchen Ergebnissen die Schulinspektion gekommen sei. Dann wurde uns gesagt, liebes Gymnasium – ich nenne jetzt nicht den Namen –,
Sie sind in allen möglichen Bereichen gut, aber bei der Unterrichtsform müssen Sie sich noch auf den Weg machen, da ist noch Nachholbedarf, woraufhin wir als Elternrat mit großer Zustimmung des Kollegiums gesagt haben: nein. Wenn diese Bewertung durch Sie nach diesen vermeintlichen Qualitätskriterien, die Sie anlegen, so ausfällt, dann ist das die Bestätigung für uns, dass wir mit unseren Kindern an diesem Gymnasium gut aufgehoben sind, weil wir hier gute Unterrichtsformen haben, aber eben nicht das, was politisch vorgegeben ist, sondern das, was die Lehrkräfte, die Fachkräfte und die Eltern unter guten Ergebnissen verstehen.
Noch einmal zum Antrag. Wir haben in der Pressemitteilung der Behörde zu lesen bekommen, was ihre große Sorge ist, die Sorge vor möglichen Rankings und vor der Abwertung einzelner Schulen im Vergleich zu anderen. Die Sorge teile ich überhaupt nicht, und die teilen wir auch als CDU nicht, und zwar aus zwei Gründen.
Ich nenne Ihnen drei Beispiele, wo Sie selbst auch Rankings befürworten, und die Wertungswidersprüche, die da zum Teil durchkommen. Das wichtigste Beispiel ist wohl PISA. Sie erinnern sich alle, dass 2003 der angebliche PISA-Schock durch die Presse geisterte und es ein großes Bohai in der Medienlandschaft gab. Was ist PISA? PISA ist ein punktueller Test mit Kompetenzaufgaben – keine Wissensaufgaben – in drei Bereichen bei 15-Jährigen. Und aus diesen Ergebnissen hat man weltweit in allen teilnehmenden Ländern mit völlig unterschiedlichen Nationalitäten die 15-Jährigen verglichen und ein Ranking gemacht. Aus diesen wenigen Punkten Unterschied hat man dann mit großer Panik und Hektik – seltsamerweise nur in Deutschland, sonst kaum irgendwo auf der Welt –abgeleitet, dass man jetzt das deutsche Schulsystem umkrempeln müsse. Seitdem laufen wir PISA hinterher, und warum? Wenn man sich anschaut, was das für ein Ranking ist, dann gibt es dazu überhaupt gar keinen Grund.
An der Stelle ist eines wichtig: Für wen ist die Schulinspektion denn da? Natürlich ein bisschen für die Behörde, aber doch mehr für die Schulen, für die Lehrkräfte und vor allem auch für die Eltern.
Für die Schüler auch, Frau Heyenn, Sie haben völlig recht. Eltern und Schüler habe ich jetzt zusammengefasst.
Welche Eltern, welche Schüler, wer überhaupt interessiert sich denn für die Ergebnisse der Schulinspektion? Ich plaudere jetzt aus dem Nähkästchen. Wenn es im Wettbewerbsrecht darum geht, wie Deklarationen auf Produkten auszuschauen haben, dann gibt es seit Langem den Begriff des aufgeklärten, durchschnittlich informierten, verständigen Verbrauchers. Das gibt es unseres Erachtens durchaus auch bei den Eltern. Eltern lassen sich nicht für dumm verkaufen. Sie wissen, was sie mit einer Schulinspektion anfangen können, und sie wissen auch, was sie damit anfangen. Deswegen ziehen Eltern daraus auch keine falschen Schlüsse.
Ein bestes Beispiel gibt es in der Geschichte, Sie erinnern sich daran. Als man 2008 auf die Idee gekommen ist, aus PISA international abzuleiten, jetzt müsse man den internationalen Weg gehen und die Grundschulzeit auf sechs Jahre verlängern, da sind die Hamburger Eltern aufgestanden und haben gesagt, es sei ein völlig unzulässiger Trugschluss, den man aus PISA ziehe. Kein Mensch komme auf die Idee, deswegen das Schulsystem zu ändern; das Ergebnis beim Volksentscheid ist Ihnen allen bekannt.
Das zweite Beispiel ist noch so ein Ranking, wo alle in die Knie gehen und man sich fragt, warum. Es ist der Deutsche Schulpreis, der immer mit "Die besten Schulen Deutschlands" beworben wird.
Was ist der Deutsche Schulpreis? Es ist ein Preis, der unter circa 100 bis 115 Schulen vergeben wird. Wir haben 40 000 Schulen in Deutschland. Jedes Jahr bewerben sich etwa 110 bis 115 Schulen, und unter ihnen wird der Preis ausgegeben. Auch das ist ein Ranking, wo man sagt, das sei ein schöner Preis. DE sei jeder Schule gegönnt, aber es ist im Sinne von Ranking nichts, bei dem man hektisch und nervös werden muss.
Deswegen komme ich an der Stelle noch einmal zu dem Abitur-Ranking. Es wurde die Sorge geäußert, anhand der Durchschnittsnoten könne man jetzt einen Vergleich ziehen und sagen, weil die Gymnasien mit ihren Durchschnittsnoten vorn liegen und die Stadtteilschulen überwiegend hinten, sei das inhaltlich ein Vergleich über die Qualität des Unterrichts. Nein, guter Unterricht misst sich an sehr vielen Kriterien, und natürlich leisten – das habe ich eingangs gesagt – die Lehrkräfte an den Stadtteilschulen hervorragenden Unterricht. Wenn Sie sich einmal die Durchschnittszahlen anschauen, dann sehen Sie, dass das gute Kind in einer interessierten Klasse mit begeisterten Lehrkräften an der Stadtteilschule genauso in der Lage ist, ein tolles Abitur zu machen, wie es auch im Gymnasium die andere Variante gibt, wo am Ende jemand ein schlechtes Abitur macht. Das kommt vor.
Die Auffassung unserer Fraktion ist, dass die Eltern sich weder von der Politik noch von den Ergebnissen in der Schulinspektion für dumm verkaufen lassen. Deswegen können wir den Eltern die Informationen geben. Wir können ihnen die Durchschnittsnoten geben, die Zahl, wie viele Kinder in den Förderunterricht am Nachmittag müssen oder bei wie vielen Kindern es die Lehrkräfte am Vormittag tatsächlich schaffen, sie so mitzunehmen, dass sie nicht in den Förderunterricht müssen. Die Eltern wollen Transparenz und sie verdienen Transparenz. Deswegen bitte ich Sie, stimmen Sie dem Antrag zu oder lassen Sie uns ihn auf jeden Fall an den Schulausschuss überweisen. – Vielen Dank.