Abschließend noch ein Aspekt, den Sie auch nicht berücksichtigen, Frau Prien. Wenn Sie ein Lehramt verändern wollen, dann hat das auch Auswirkungen auf die anderen Lehrämter. Wie soll das jetzt
eigentlich aussehen? Soll es dann in Zukunft drei Studiengänge geben oder nur noch einen fürs Grundschullehramt und einen fürs höhere Lehramt? Das ist alles nicht zu Ende gedacht. Dieser Antrag bietet keine Basis für die Verbesserung der Lehrerbildung in Hamburg. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich hätte auch gerne in einem Ausschuss über diesen Antrag gesprochen, entweder im Schulausschuss oder im Ausschuss für Wissenschaft und Forschung, und zwar aus einem Grunde. Hier wird noch einmal deutlich gemacht, dass das Grundschullehramt einen Masterstudiengang voraussetzt. Das ist auch nichts Neues. Ich finde, dass wir das einmal alle gemeinsam besprechen müssen, denn wenn wir einen Masterstudiengang haben – den wir ja haben –, dann müssen wir auch einmal zu Ende denken, was das für die Bezahlung bedeutet. Wir GRÜNEN sprechen uns dafür aus, dass das Grundschullehramt bundesweit endlich an die anderen Lehrämter angeglichen wird, denn es gibt keinen Grund mehr, warum Grundschullehrerinnen und -lehrer weniger verdienen als die anderen Lehrer. Es kann nicht mehr länger heißen: kleine Kinder, kleines Geld – große Kinder, großes Geld.
Aus diesem Grund hätte ich gerne über den Antrag beraten. Ich hätte zudem gerne über diesen Antrag beraten, weil ich denke, dass das Grundschullehramt wie alle anderen Lehrämter immer wieder auch auf die Inhalte überprüft werden sollte. Und ich gebe meinem Kollegen Holster völlig recht, dass der Antrag da zu kurz greift, denn auch ich habe vergeblich nach Inklusion in der Grundschule gesucht, was ein ganz zentraler Punkt ist. Ich habe das Thema Diagnostik in der Grundschule vermisst – eine ganz wesentliche Kompetenz. Ich habe den Punkt neue Lernkultur vermisst – auch eine Voraussetzung zur Umsetzung von Inklusion. Ich habe die Ausweitung in frühes Lernen vermisst und ebenso – man muss es auch weiterdenken, wenn wir Langformschulen, wie wir gerade im letzten Tagesordnungspunkt beschlossen haben, tatsächlich weiter fördern wollen –, was dann mit den Klassen 1 bis 4 geschieht. Ist dies das Ende des Grundschullehramts oder geht es eventuell bis Klasse 6? Und wenn wir an Bildungshäuser denken, dann gilt es auch da, innovativ nach vorne zu denken, was Grundschullehramt eigentlich heißt. Ich finde schon, dass wir uns die fachpolitische Debatte in einem Ausschuss dazu einmal gönnen sollten.
Vermisst habe ich überhaupt das ganze Problem der Integration und da auch Deutsch als Zweitsprache. Diesem Thema sollten wir uns dringend noch einmal widmen. Ein Kritikpunkt, dem ich zustimme, Frau Prien, ist diese teilweise – vielleicht nicht in Hamburg – stiefmütterliche Behandlung der Lehrerbildung, die wir immer wieder auch in anderen Bundesländern erleben. Wir GRÜNEN träumen von einer eigenen Fakultät an den Hochschulen, einer School of Education, die über eigene Ressourcen und eigenes Personal verfügt und ihre eigenen Pläne beraten kann, um der Lehrerbildung an den Hochschulen tatsächlich die zentrale Stellung zu geben, die sie nach meiner Auffassung und auch der meiner Fraktionskolleginnen und kollegen verdient. Sie wird häufig nur als lästiges Anhängsel gesehen.
Mein Fazit ist, dass der Ansatz, überhaupt einmal wieder über Grundschullehrämter oder das Lehramt an sich nachzudenken und auch zu beraten, richtig ist. Deswegen werden wir einer Überweisung zustimmen. In der Sache werden wir uns jedoch enthalten, weil der Antrag zu kurz greift. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Eigentlich könnte meine Einleitung die gleiche sein, die ich zu meiner nächsten Debatte anführen möchte: Hätten Sie doch überwiesen, dann müssten wir heute nicht debattieren, aber das scheinen Sie leider nicht zu wollen. Das finde ich sehr schade, denn ich schließe mich der Auffassung an, dass die Qualität von Lehrern – das haben wir gerade neulich bei der Expertenanhörung sehr deutlich zu spüren bekommen – das A und O in der Schule ist. Wir wissen, dass es auf die Lehrer ankommt – das haben wir aus der eigenen Schulerfahrung doch noch deutlich in Erinnerung, und heute haben wir richtige Studien, die das belegen. Meiner Ansicht nach sollten wir dieses Thema nicht nur im Ausschuss besprechen. Der Antrag ist für uns auch ein bisschen zu kurz gegriffen. Wir finden es gut, dass wir uns mit der Qualität der Lehrer auseinandersetzen sollen. Lehrer müssen heute viel mehr Herausforderungen meistern, auch gerade in den Grundschulen. Sie müssen mit Heterogenität umgehen, sie müssen die Inklusion umsetzen, sie müssen integrierte Sprachförderung anbieten und der Dinge mehr tun.
Die Liste ließe sich fortsetzen, ich will Ihnen das zu später Stunde aber ersparen. Wir sind der Auffassung, dass wir einmal einen neuen Antrag der SPD zur wirklichen Lehrerfortbildung vorgelegt bekommen könnten. Vielleicht besprechen wir es dann und Sie haben dann die Güte, das mit uns zu debattieren. Im Grundsatz finden wir diesen Antrag richtig und würden ihn deswegen auch überweisen. Im Detail finden wir allerdings auch, dass er zu kurz greift und sich einiger Worthülsen bedient, die ich jetzt nicht noch einmal zitieren möchte. – Vielen Dank.
Hamburg schneidet bei Schulleistungsvergleichen regelmäßig schlecht ab, so auch beim Grundschul-Bundesländervergleich 2012. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft auf Bundesebene hat seinerzeit kritisiert, derartige Untersuchungen förderten keine neuen Erkenntnisse zutage.
"Welchen Sinn hat es, wenn die Vergleiche immer wieder zeigen, dass dieselben Bundesländer an der Spitze stehen und dieselben Länder am Ende? […] Völlig unerforscht ist auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Qualität der Lernprozesse zu verbessern. Ein Vergleich auf der Systemebene sei nur dann sinnvoll, wenn wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Räume untersucht werden […]. Sonst werden Äpfel mit Birnen verglichen."
Die GEW meint, es sei völlig unerforscht, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Lernfortschritt und die Lernprozesse zu verbessern. Und dass man Stadtstaaten nicht einfach mit Flächenstaaten vergleichen kann, ist eigentlich auch schon angekommen. Das stört die CDU aber nicht, Sie wissen nämlich immer schon, woran es liegt. Es liegt natürlich an den Lehrern und an ihrer Ausbildung. So einfach kann man sich das machen, so einfach ist das aber nicht. Die CDU fordert nun in ihrem Antrag ein eigenständiges Lehramt an Grundschulen. Bislang gibt es ein umfassenderes Lehramt für Primarschule und Sekundarstufe I. Das hat viele Vorteile. Die Grundschullehrkräfte wissen dann, was die Grundschülerinnen und Grundschüler in der Mittelstufe erwartet, weil sie das in der Ausbildung kennengelernt haben. Ei
ne Lehrkraft aus der Grundschule kann in die Stadtteilschule wechseln, und eine Lehrkraft aus der Stadtteilschule kann auch in die Grundschule gehen. Die Lehrkräfte sind nicht nur flexibler einsetzbar, sondern sie haben auch einen größeren Einblick und Überblick. Das ist gut für die Lehrkräfte, da sie nicht so festgelegt in ihrer Arbeit sind. Es ist auch gut für die Kinder und die Eltern, weil sie umfassend und an einer Universität ausgebildete Lehrkräfte haben.
Die CDU behauptet nun, dass Hamburg durch ein Schmalspurlehramt ausschließlich für die Grundschule bessere Ergebnisse bei den Schulleistungsuntersuchungen erzielen würde. Das, liebe CDU, ist bisher durch nichts bewiesen. Selbst bei den angeblichen Besonderheiten der Grundschule, die die CDU in ihrem Antrag unter den Punkten a bis e aufzählt wie Lesen, Schreiben, Rechnen, entdeckendes Lernen, ästhetische Bildung, Ganztagsschule und Respekt, fragt man sich doch, ob das nicht auch für die Mittelstufe wichtig ist.
Ich sage, dass man das auch in der Mittelstufe können muss. Äußerst bemerkenswert ist das Argument unter Punkt f des CDU-Antrags, dass die Grundschule die Schule für alle ist. Da haben Sie ausnahmsweise einmal recht. Es wäre schön, wenn das auch darüber hinaus stattfände, aber vielleicht kommen wir noch einmal dazu. Aber muss man deshalb ein gesondertes Schmalspurlehramt für die Grundschule schaffen? Wenn ich nur noch eine Schulform für alle Kinder wie in der Primarschule habe und es keine äußere Differenzierung in verschiedene Schulformen gibt, dann muss ich als Lehrkraft eine innere Differenzierung in meinem Unterricht praktizieren, um so den einzelnen Kindern gerecht zu werden. Dies ist der Begriff individuelles Lernen. Offener Unterricht, Projektlernen und anderes mehr ist in den Hamburger Grundschulen inzwischen ausgesprochen gut implantiert, und davon können wir alle noch etwas lernen. Frontalunterricht findet kaum noch statt – das ist auch gut so –, und all das gilt nicht nur für die Grundschule, sondern auch für die Mittelstufe. Es wäre gut, wenn wir davon profitieren könnten.
Zusammenfassend sage ich: Ein umfassendes Lehramt für Primar- und Sekundarstufe hat viele Vorteile, ein Schmalspurlehramt aber hätte viele Nachteile.
Übrigens ist die bundesweite Entwicklung weit weg von dem, was im CDU-Antrag steht. Die Entwicklung geht ganz klar hin zu neuen Lehrämtern, und zwar zu einem Einheitslehramt und auch zu gleicher Vergütung, was auch richtig ist. Deswegen lehnen wir den CDU-Antrag ab und stimmen auch gegen eine Überweisung.
Vielen Dank, Frau Heyenn. – Mir liegen jetzt keine weiteren Wortmeldungen vor, damit kommen wir zur Abstimmung.
Wer stimmt einer Überweisung der Drucksache 20/9946 an den Schulausschuss zu? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist mehrheitlich abgelehnt worden.
Wer möchte den Antrag der CDU-Fraktion aus der Drucksache 20/9946 annehmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist mit Mehrheit abgelehnt worden.
Wir kommen damit zum Tagesordnungspunkt 69, Drucksache 20/10135, Antrag der GRÜNEN Fraktion: Jetzt das achtjährige Gymnasium neu gestalten – Schülerinnen und Schüler entlasten!
[Antrag der GRÜNEN Fraktion: Jetzt das achtjährige Gymnasium neu gestalten – Schülerinnen und Schüler entlasten! – Drs 20/10135 –]
[Antrag der SPD-Fraktion: Klare Strukturen für eine geringere Belastung von Schülerinnen und Schülern an Hamburger Gymnasien – Drs 20/10279 –]
Beide Drucksachen möchte die FDP-Fraktion an den Schulausschuss überweisen. Vonseiten der SPD-Fraktion liegt ein Antrag auf Überweisung der Drucksache 20/10135 an den Schulausschuss vor. Die Fraktionen sind übereingekommen, auf die Debatte zu verzichten, deshalb kommen wir sofort zur Abstimmung. Wir beginnen mit den Überweisungsbegehren.
Wer stimmt einer Überweisung der Drucksache 20/10135 an den Schulausschuss zu? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist einstimmig beschlossen worden.
Wer möchte darüber hinaus auch die Drucksache 20/10279 an den Schulausschuss überweisen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist mehrheitlich abgelehnt worden.
Dann lasse ich über den SPD-Antrag aus der Drucksache 20/10279 in der Sache abstimmen. Die CDU-Fraktion möchte Ziffer 2 separat abstimmen lassen.
Wer möchte sich nun dem SPD-Antrag mit Ausnahme von Ziffer 2 anschließen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist mit Mehrheit beschlossen worden.
Wer möchte nun noch Ziffer 2 annehmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Das ist ebenfalls mit Mehrheit beschlossen worden.