Protocol of the Session on February 13, 2013

(Die Wahlhandlungen werden vorgenom- men.)

Wie immer möchte ich den Hinweis von hier oben geben, dass es sehr hilfreich ist, wenn Sie die Schriftführer nicht im Schnack aufhalten und die Stimmzettel, die noch nicht eingesammelt worden sind, hochhalten. Es dient alles dem schnelleren Sitzungsverlauf.

Sind jetzt alle Stimmzettel abgegeben? – Das ist der Fall. Dann schließe ich die Wahlhandlung.

Das Wahlergebnis wird nun ermittelt, und wir werden es Ihnen im Laufe der Sitzung bekanntgeben.

Wir kommen zum Punkt 63 der Tagesordnung, Drucksache 20/6729, Antrag der Fraktion DIE LINKE: Abriss der historischen GEG-Gebäude auf der Elbinsel Peute stoppen.

[Antrag der Fraktion DIE LINKE: Abriss der historischen GEG-Gebäude auf der Elbinsel Peute stoppen – Drs 20/6729 –]

Hierzu liegen Ihnen als Drucksachen 20/6865 in der Neufassung und 20/6868 Anträge der CDUsowie der SPD-Fraktion vor.

[Antrag der CDU-Fraktion: Metropole der Chancen – Zugewinn für die Hamburger Kultur: Peute-Fabrik erhalten, Kulturspeicher einrichten! – Drs 20/6865 (Neufassung) –]

[Antrag der SPD-Fraktion: Zukunft der historischen GEG-Gebäude auf der Peute – Drs 20/6868 –]

Alle drei Drucksachen möchten die Fraktionen der FDP und der LINKEN federführend an den Kulturausschuss und mitberatend an den Stadtentwicklungsausschuss überweisen. Seitens der CDUFraktion liegt ein Antrag auf Überweisung der drei Drucksachen an den Kulturausschuss vor.

Wer wünscht das Wort? – Herr Hackbusch.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Links-Fraktion be

antragt in diesem Haus, die historischen Gebäude der GEG auf der Peute zu retten,

(Dirk Kienscherf SPD: Ja, Sie machen ja im- mer alles!)

und zwar alle zu retten, und damit gleichzeitig den in dieser Stadt dringend benötigten Kulturspeicher für die Museen zu realisieren. Worum geht es? Ich will es Ihnen kurz erzählen, weil nicht allen bekannt ist, um was es dabei eigentlich geht.

Auf der Peute

(Hansjörg Schmidt SPD: Gleich neben Neu- werk!)

das ist so eine kleine Halbinsel bei der Veddel, damit das auch klar ist – steht eines der historisch bedeutendsten Ensembles der Hamburger Industriearchitektur, die Gebäude der "GroßeinkaufsGesellschaft Deutscher Consumvereine", die Produktionsanlagen für die Konsumgenossenschaften in Hamburg, die nicht nur in Hamburg gewirkt haben, sondern weit darüber hinaus. Es ist ein Herzstück der Hamburger Arbeiterbewegung, weil es insgesamt in den Zwanzigerjahren eines der entscheidenden Momente war, dass die Arbeiterbewegung sich selbst organisiert hat, dass sie selbst praktisch produziert hat und in ihren eigenen Bereichen diese Sachen auch vertrieben hat, eine der entscheidenden Möglichkeiten von Genossenschaften, die in der heutigen Zeit wieder eine neue Aktualität bekommen und ein neues Interesse in dieser Stadt hervorbringen.

Das ist dasjenige, was wir dort als Ensemble insgesamt gesehen haben. Es hat die ganze Zeit überlebt, bis sich in den letzten Monaten die Gefahren zusammengebraut haben. Deswegen ist es uns so wichtig, darüber als ein konkretes Beispiel für Denkmalschutz zu diskutieren. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass nach den Diskussionen über ipsa lege, die wir in den letzten Wochen geführt haben und die sehr im Abstrakten geblieben sind nach dem Motto "Was könnte passieren, wenn irgendjemand auf eine Idee kommt?", es entscheidend und wichtig ist, anhand von konkreten Beispielen diskutieren zu können, was Denkmalschutz praktisch in dieser Stadt bedeutet.

(Beifall bei der LINKEN)

Als jemanden, der miterlebt hat, wie das Gängeviertel weiter existieren kann, erstaunt es mich auch, dass wieder in einer Art und Weise hinter geschlossenen Türen und ohne öffentliche Debatte entschieden worden ist, dass dieses Ensemble, das von vielen Wichtigen verteidigt worden ist, abgerissen werden soll. Die Erfahrungen aus dem Gängeviertel hätten uns zumindest eine öffentliche Debatte darüber bringen müssen.

(Beifall bei Christiane Schneider DIE LINKE – Vizepräsidentin Dr. Eva Gümbel über- nimmt den Vorsitz.)

(Vizepräsidentin Barbara Duden)

Wahlergebnis, siehe Seite 3993.

Diese Entwicklung wurde vom Denkmalrat kritisiert, die Hamburger Architektenkammer forderte den vollständigen Erhalt des GEG-Ensembles, und Anfang dieses Jahres haben Museumsvertreter und Architekten die HPA noch einmal aufgefordert, dieses Ensemble im Ganzen zu erhalten. Die HPA hat laut Medienberichten den Senat aufgefordert, eine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit zu treffen. Diese Aufforderung ist genau der richtige Anlass, das jetzt an dieser Stelle zu diskutieren und zu besprechen und eine normale, ordentliche Berichterstattung darüber in den Ausschüssen hinzubekommen.

(Dirk Kienscherf SPD: Wir bereiten das erst einmal vor!)

Dieser Bereich auf der Peute bietet nicht nur die Möglichkeit, ein wichtiges Denkmal der Arbeiterbewegung, sondern auch der Architektur in Hamburg zu erhalten. Sie alle, die den Hamburger Hafen einigermaßen kennen, wissen, wie wenige solcher Gebäude noch vorhanden sind. Die HPA hat sich immer als sehr gründlich erwiesen. Ich habe zusammen mit der Präsidentin Frau Veit, die leider nicht da ist, vor mehreren Jahren hier zum Beispiel einen kräftigen Kampf mit der HPA bestritten wegen der Brücke, die in Billwerder lag. Frau Veit war damals meine große Unterstützerin dabei, dieses unbedingt zu erhalten. Diese Gebäude auf der Peute sind eigentlich ein noch größeres und wichtigeres Beispiel dafür, nur damals war die SPD in der Opposition und heute ist sie in der Regierung und hat häufig vergessen, was sie damals erzählt hat.

Das Wichtige ist, dass dieses Ensemble eben auch die Möglichkeit bietet, an dieser Stelle eines der wichtigen Versprechen der SPD im Zusammenhang mit dem Kulturspeicher realisieren zu können. Die Studien, die uns in den Kleinen Anfragen dazugelegt worden sind, zeigen auch, dass das durchaus eine Möglichkeit ist. Wir wissen, dass die Museumsvertreter in der Zwischenzeit die Hoffnung hatten, ein noch besseres und günstigeres Angebot in Bramfeld zu bekommen, das sich aber zerschlagen hat. Dementsprechend ist die Situation im Augenblick so, dass der zentrale Kulturspeicher, wenn er nicht an der Stelle errichtet wird, praktisch in dieser Zeit nicht mehr kommt. Alle, die sich noch an die große Auseinandersetzung in der letzten Legislaturperiode über die Frage der Museen in dieser Stadt erinnern können, wissen, dass es darüber unendliche Kontroversen gab. Aber in einem Punkt waren sich alle einig, nämlich dass ein zentraler Kulturspeicher unerlässlich ist. Dieser kleinste Nenner, auf den man sich überhaupt nur zurückziehen konnte, wurde damals von allen unterstützt, und das ist immer noch die wichtigste Voraussetzung.

Meine Damen und Herren! Das ist dementsprechend eine gute Möglichkeit, dieses Thema aus

führlich und fachlich fundiert im Kulturausschuss diskutieren zu können und öffentlich entscheiden zu können, was eigentlich das Vernünftige bei der Entwicklung für den Kulturspeicher dieser Stadt ist.

Wir sind jetzt überrascht worden von einem Antrag der SPD, der mit einem erstaunlichen Buchstabensalat, wie ich finde, agiert.

(Dirk Kienscherf SPD: Das ist etwas Inhaltli- ches!)

Das Erstaunliche dabei ist, dass ein Inhalt dadurch gar nicht klar wird.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Doch!)

Man schreibt unheimlich viele einzelne Sätze zusammen, um eigentlich nur eines zu erreichen: Man will über diese Fragestellung im Ausschuss nicht fundiert diskutieren, sondern es wird irgendetwas versprochen und über irgendetwas geredet. Ich will Ihnen das an einigen Sätzen deutlich machen, damit es klar ist, wenn Herr Schmidt nachher eine Rede hält, die langweilig noch einmal aufzählt, was dort alles richtig ist.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Der redet nie langweilig! Das ist unglaublich!)

Er kann es stattdessen gleich mit aufnehmen, damit die Debatte auch interessant wird.

So heißt es beispielsweise, sollte es eine wirtschaftlich tragbare, hafenkonforme und denkmalgerechte Nutzung für Gebäude 19 geben – hier sind schon mehrere Sachen nebeneinander, bei denen man weiß, irgendetwas von diesen Dingen wird im Zweifelsfall nie erreicht werden –, wäre das sicherlich im Sinne des Denkmalschutzes. Logisch, denn wenn es im Sinne des Denkmalschutzes ist, ist es auch im Sinne des Denkmalschutzes. Welch eine Logik und welch ein toller Satz.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Freie und Hansestadt Hamburg könnte auch in diesem Fall ihrer Vorbildfunktion im Hafen nachkommen. Welch eine Tautologie. Wie wenig Sinn ist in dieser Aussage vorhanden.

Der zweite Punkt ist das lockere Versprechen, dass ein potenzieller, möglicherweise geeigneter Investor – potenziell ist er – mittlerweile sein Interesse konkretisiert habe. Woran er eigentlich Interesse hat und was das bedeutet, wird uns nicht gesagt.

(Dirk Kienscherf SPD: Das kommt ja noch!)

Das Schlimme ist aber, dass wir das Gefühl haben, dass irgendetwas passiert, und die SPD sagt uns, irgendetwas passiert, aber wir diskutieren das lieber nicht im Ausschuss, sondern bügeln es mit schönen Worten ab.

(Dirk Kienscherf SPD: Wir haben doch einen Bericht!)

Das ist keine Politik, das ist ein An-der-Nase-Herumführen, aber das sollte uns nicht passieren. – Danke.

(Beifall bei der LINKEN)

Herr Schmidt, Sie haben das Wort.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Hackbusch, ich werde versuchen, Sie nicht zu langweilen.

(Beifall bei Tim Golke DIE LINKE)

Seit Monaten wird in der Stadt das Schicksal der ehemaligen GEG-Gebäude auf der Peute diskutiert. Kein Wunder, denn es handelt sich hier um ein einmaliges Zeugnis ehemaliger Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. In der Verbindung mit dem Gewerbebereich des Hafens kommt dem Ensemble sowohl eine stadt- als auch eine sozialgeschichtliche Bedeutung zu, und diese nehmen wir sehr ernst.