Ich kann da gleich anschließen. Japan ist nicht nur Spitzenreiter bei den Pisa-Ergebnissen, in japanischen Schulen wird auch jeden Tag frisch gekocht, und zwar mit Warmhaltezeiten von höchstens einer halben Stunde in einheitlich bestückten Küchen von qualifiziertem Personal. Seit 60 Jahren wacht eine nationale Verordnung des Bildungsministeriums darüber, dass das Mittagessen gesund bleibt. Die japanischen Kinder und Jugendlichen werden angehalten, am Mittagessen teilzunehmen. Das ist gut für die Stückzahlen und sorgt dafür, dass die Kosten relativ niedrig sind. Man kann von Japan lernen, dass es geht.
Wie sieht es in Hamburg aus? Die Essensversorgung in Hamburger Schulen, das haben wir eben schon mehrfach gehört, befindet sich in einem be
Auf "Spiegel Online" berichtet ein Journalist von einer Stadtteilschule in Wandsbek. Von den 1450 Mädchen und Jungen an dieser Schule nehmen rund 200 am Mittagstisch teil, das sind weniger als 14 Prozent. Viele von ihnen kommen aus den sogenannten ärmeren Schichten. Die älteren Schüler geben ihre 2 Euro lieber woanders, nämlich nebenan am Kiosk, aus – ich zitiere "SpiegelOnline" –:
"So steht das Mensa-Essen an [dieser Schule] exemplarisch für die Schulverpflegung in Deutschland. Und zu schlechter finanzieller Ausstattung und miesem Geschmack kämen vielerorts noch 'schlechte Hygiene' und eine 'mangelhafte Präsentation des Essens in ungemütlicher Umgebung'".
So auch die Analyse von Volker Peinelt, Professor für Ernährungswissenschaft an der Hochschule Niederrhein und Leiter einer Zertifizierungsstelle für Schulessen. Fünf Jahre sammelten er und seine Kollegen Daten aus über 200 Schulen. Ihre jetzt erschienene Untersuchung macht deutlich, dass 90 Prozent der Schulkantinen Qualitätsmängel haben und nicht annährend die Standards von Betriebskantinen oder Hochschulmensen erreichen. Neben den geschmacklichen, qualitativen und hygienischen Mängeln spielt der Essenspreis eine große Rolle; darauf wurde heute schon eingegangen.
Auch "die tageszeitung" berichtet von dieser Stadtteilschule in Wandsbek. Der Träger, der das Mittagessen liefert, hat dieses für 2 Euro pro Portion zubereitet und dann versucht, den Preis auf 2,50 Euro anzuheben. Das Ergebnis war, dass immer weniger Kinder am Mittagessen teilgenommen haben. Also spielt der Preis eine große Rolle für die Akzeptanz. Die Schulbehörde hat den Schulen aufgetragen, dass sie nicht mehr als 3,50 Euro von den Eltern nehmen dürfen, doch das ist offenkundig für viele Eltern schon zu viel. Wir haben nicht nur das Problem, dass viele Eltern Transferempfänger sind, sondern wir haben auch viele Eltern, die keine Transferempfänger sind und diesen Preis nicht zahlen können; das dürfen wir nicht vergessen. Andererseits ist laut Trägersprecherin Petra Lafferentz schon bei Kita-Kindern beim Mittagessen ein Preis von 4,50 Euro je Mahlzeit einkalkuliert. Deshalb weichen viele Schulen auf private Caterer aus.
"Beim Hamburger Schulessen geht es offenbar nur noch darum, möglichst billige Anbieter zu finden. Dazu hat die Bildungsbehörde eine Firmen-Liste an die Schulen geschickt,
Die Missstände beim Schulessen sind nicht neu, es gab sie schon, als die GAL die Verantwortung in der Schulbehörde trug. Was in dem Antrag fehlt, das ist eben schon gesagt worden, ist der konkrete Finanzierungsbedarf für das ganze Projekt Produktionsküchen.
(Dr. Andreas Dressel SPD: Ja, das ist ir- gendwie ein gewisses Problem, deswegen lehnen wir ihn auch ab!)
Die Finanzierung fehlt und das angesichts einer Pressekonferenz vor einigen Tagen mit FDP, SPD und GAL, dass die Schuldenbremse festgeschrieben werden soll. Dann nicht zu sagen, wie teuer das Ganze sein soll und wie es finanziert werden soll, ist unglaubwürdig.
Wir sind gegen die Schuldenbremse. Aber sich für die Schuldenbremse einzusetzen und dann immens hohe Forderungen auf den Tisch zu legen und nicht zu sagen, wie man dabei die Schuldenbremse einhalten will, ist ein Problem.
Volker Peinelt, der Professor für Ernährungswissenschaft, von dem die GAL die Idee mit den Produktionsküchen in regionalen Verbünden hat, hat ausgerechnet, dass ein nahrhaftes und schmackhaftes Essen 5 Euro kostet.
Diese 5 Euro sind deutlich mehr als die 3 Euro von der Schulbehörde. Wie das zu handhaben ist, stellt ein Problem dar. Frau von Berg, wenn Sie sagen, dass sich Produktionsküchen ab einem Umsatz von 500 Euro pro Essen rechnen, dann glaube ich Ihnen das. Aber wie Sie das in den Schulen hinbekommen wollen, das sehe ich noch nicht.
Herr Heinemann, was Sie von den Schulen erzählen, ist abenteuerlich. Ich weiß nicht, welchen Kontakt Sie zum Innenleben von Schulen haben, aber gesunde Ernährung findet im Unterricht sehr wohl statt.
Viele Eltern haben zu leiden, wenn die Kinder aus dem Biologie-Unterricht kommen und das Thema gesunde Ernährung war. Dann bekommen Sie zu hören, dass Sie den Joghurt aus Bayern nicht mehr kaufen dürfen,
dass die E-Stoffe herausmüssen und dass die Kinder gesundes Essen haben wollen. Damit haben die Eltern echte Probleme.
Liebe Frau Heyenn, das haben wir gar nicht angezweifelt. Aber in der Evaluation steht, dass es keinerlei Verknüpfungen zwischen dem theoretischen Unterricht und dem, was in der Schule beim Essen passiert, gibt. Haben Sie das auch so gelesen?
Ich kann Ihnen nur sagen, dass in der Schule sehr viel zum Thema gesunde Ernährung stattfindet. Wir haben in vielen Schulen Hauswirtschaftsunterricht und Lehrküchen, und dieses Angebot wird intensiv genutzt. Sie können doch nicht sagen, dass es keine Verknüpfung gibt, nur weil diese vielleicht an einem anderen Wochentag stattfindet. Sie haben ein Bild von den Schulen gezeichnet, das nicht richtig ist.
Trotz unserer Kritik werden wir dem GAL-Antrag zustimmen, auch wenn die Finanzierung ein Problem ist.
Es gibt noch einige Ungenauigkeiten, vielleicht können Sie uns da noch ein bisschen helfen. Wenn Sie in Punkt 2 von benachteiligten Regionen sprechen, hätte ich das gern konkreter, das ist entschieden zu schwammig, und wenn Sie unter Punkt 4 davon sprechen, dass die Zubereitung und die Ausgabe des Essen mit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitskräften ausgestaltet werden soll, dann hätten wir an dieser Stelle gern
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Lieber Herr Lein, ich habe wirklich gespannt auf Ihre Begründungen gewartet, und ich habe mir schon vorher Gedanken darüber gemacht. Ich habe keine einzige stichhaltige Begründung gefunden.
Wenn Sie sagen, dass unsere Kostenberechnungen unseriös seien, dann halte ich Ihnen dieses 200-seitige Papier der HAW hin. Und ich werde Professor Ulrike Arens-Azevedo bestellen, dass Sie sie als unseriös darstellen. Sie wird sich sehr freuen.
(Dora Heyenn DIE LINKE: Ihren Antrag! – Dirk Kienscherf SPD: Nur weil man 200 Sei- ten beschreibt, ist es noch lange nicht seri- ös!)
Zweitens wird immer infrage gestellt, wie das Ganze finanziert werden soll. Es sind 100 Millionen Euro da, diese müssen nur klug verteilt werden. Mit sozial benachteiligten Gebieten meinen wir natürlich KESS-1- und KESS-2-Gebiete, denn diese müssen gestärkt werden.
Leider hat Herr Lein unseren Antrag nicht gelesen, denn dort steht nicht, dass wir jede Schule mit einer Produktionsküche versorgen wollen. Wir sind doch nicht so illusorisch und denken, dass das Geld für alle Schulen reicht, wir wollen Regionen bilden. Es gibt bereits Schulen, die sich zusammengefunden haben, diese haben von unserem Antrag gehört und fanden ihn super. Manche Schulen würden gern eine Küche bauen, und andere Schulen würden gern von diesen das Essen bekommen. Alles ist schon vorbereitet, aber Herr Senator Rabe, der noch nicht einmal zu dieser Debatte erschienen ist, möchte das nicht.
Das Problem der SPD sind die Wahlgeschenke; diese müssen irgendwie wieder reingeholt werden. Das Essen scheint eines dieser Streichthemen zu sein.